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Calibans Krieg

Calibans Krieg

Titel: Calibans Krieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James S. A. Corey
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anscheinend in ein Erhaltungsprogramm zurück und versuchte, Energie zu sammeln und die Beschränkungen zu durchbrechen. Solange es in diesem Zustand war, ignorierte es so gut wie alles außer Nahrung und Gewalt. Wenn sie das nächste Mal einem solchen Wesen begegnete, das nicht gerade konkret darauf angesetzt war, sie zu töten, konnte sie vermutlich selbst das Schlachtfeld bestimmen und es zu einem Ort locken, an dem sie es haben wollte. Auch das war nützlich.
    Der Arm war angebracht, nun konnte sie ihn testen. Überall grüne Lämpchen. Selbst wenn sie nicht sicher war, für wen sie überhaupt arbeitete, sie hatte keineswegs vergessen, wie sie ihren Job erledigen musste.
    Auf dem Bildschirm rannte das Monster an dem großen Yojimbo entlang und riss die Pilotenkanzel auf. Sa’id, der Pilot, wurde weggeschleudert. Wieder dieses Reißen und Werfen. Es war sinnvoll. Mit einer Kombination aus gewaltiger Stärke und weitgehender Immunität gegenüber Schäden durch Geschosse konnte man blitzschnell siegen, wenn man einfach auf den Gegner losstürmte und ihn in Stücke riss. Außerdem ermöglichte es die Stärke, schwere Objekte mit tödlicher Geschwindigkeit zu werfen. Kinetische Energie war gemein. Eine Rüstung konnte Kugeln oder Laserstrahlen abwehren und einen Aufprall abfedern, aber bisher hatte noch niemand eine Rüstung hergestellt, die all die kinetische Energie abfangen konnte, die eine sich schnell bewegende große Masse auf ihr Ziel übertrug. Oder zumindest gab es nichts, was ein Mensch tragen konnte. Sofern man über genügend Kraft verfügte, war ein Müllcontainer besser als ein Gewehr.
    Wenn das Monster angriff, lief es schnurstracks auf den Gegner zu und hoffte, ihn schnell genug packen zu können, womit der Kampf dann auch schon beendet war. Wenn es das nicht konnte, schleuderte es schwere Gegenstände nach ihm. Das Wesen im Frachtraum hätte Jim Holden beinahe mit dem Wurf einer schweren Kiste getötet. Leider unterlag ihre Rüstung ganz ähnlichen Beschränkungen wie der Körperbau des Wesens. Sie konnte damit sehr schnell sein, sich aber nur mit Mühe seitwärts bewegen. Das galt auch für die meisten anderen Geschöpfe, die schnell waren. Geparden und Pferde konnten ebenfalls nicht sehr schnell seitlich ausweichen. Einen Vorteil verschafften ihr die Feuerwaffen, denn sie konnte vor dem Wesen weglaufen und aus größerer Entfernung angreifen. Das Wesen konnte kein schweres Objekt nach ihr werfen, ohne anzuhalten und sich zu verankern. Es mochte übermenschlich stark sein, aber es hatte eben nur ein bestimmtes Gewicht, und Newton hatte ein Wörtchen mitzureden, wenn ein leichtes Objekt ein schweres werfen wollte.
    Als sie den Anzug zusammengesetzt hatte, war das Video sicherlich hundertmal durchgelaufen, und allmählich nahm eine Kampftaktik in ihrem Kopf Gestalt an. Im Nahkampf konnte sie die meisten Gegner überwinden. Aber die kleinen und schnellen Kämpfer, die wussten, wie man zuschlug und rasch die Position wechselte, bereiteten ihr Schwierigkeiten. So würde sie in diesem Kampf selbst vorgehen. Sie musste zuschlagen, sofort weglaufen und keinen Augenblick innehalten. Selbst dann brauchte sie noch eine Menge Glück, weil sie in einer ganz anderen Gewichtsklasse kämpfte. Ein einziger Treffer des Monsters, und es wäre um sie geschehen. Ihr einziger anderer Vorteil war, dass sie nicht unbedingt siegen musste. Sie musste dem Wesen gerade genug Schaden zufügen, damit es sich selbst umbrachte. Als sie in den generalüberholten Anzug stieg und ihn probeweise schloss, war sie ziemlich sicher, dass ihr das gelingen würde.
    Bobbie dachte, sie könne endlich schlafen, da sie einen Schlachtplan entwickelt hatte, doch nachdem sie sich drei Stunden auf der Koje hin und her gewälzt hatte, gab sie auf. Irgendwo im Hinterkopf zwickte sie etwas. Sie versuchte, ihr Bushido zu finden, aber es gab immer noch viel zu viele Dinge, die sie nicht loslassen konnte. Irgendetwas hatte ihr noch nicht die Erlaubnis erteilt.
    Sie zog einen großen flauschigen Bademantel an, den sie von der Guanshiyin gestohlen hatte, und fuhr mit dem Leiteraufzug zum Operationsdeck. Es war die dritte Wache, im Schiff war es still. Holden und Naomi teilten sich eine Kabine. In diesem Moment beneidete sie die beiden um die menschliche Nähe. Etwas Sicheres, an das man sich in all dieser Unsicherheit klammern konnte. Avasarala war in ihrer geborgten Kabine und schickte vermutlich Botschaften an die Menschen auf der Erde. Alex schlief in

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