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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Spielchen zusah, masturbiert hatte. Doch er nahm das anscheinend nicht krumm. Er entrichtete Peachs astronomischen Preis (wir beide bekamen schon je 180 ohne das Honorar für Peach) und strahlte immer noch wie ein Honigkuchenpferd, als wir uns auf den Weg machten. Wie er uns anvertraute, waren wir die ersten weißen Frauen gewesen, mit denen er Sex hatte. Ich fragte mich, wie wir bei diesem Vergleich wohl abgeschnitten hatten.
    »Das war ein toller Kunde«, sagte ich im Fahrstuhl. »Der Typ war wirklich nett.« Das war meine ehrliche Meinung – du entwickelst nämlich im Lauf der Zeit wirklich so etwas wie Zuneigung für Leute, die dich gut behandeln. In diesem Gewerbe gibt es sie nicht gerade wie Sand am Meer.
    Der Fahrstuhl hielt, wir stiegen aus und durchquerten die Lobby. Der Portier hielt für uns die Türen auf, ohne eine Miene zu verziehen. Ich fragte mich immer, ob sie Bescheid wussten. Höchstwahrscheinlich ja, denn ich habe mir sagen lassen, dass in vielen Hotels die Portiers im Nebenberuf Zuhälter sind. »Fett«, seufzte Lori zufrieden, als wir außer Hörweite waren. »Ich hab echt eine total fette Ultrawoche.«
    Ich deutete das als positive Aussage. Bei Loris Ausdrucksweise war das nicht immer ganz einfach zu unterscheiden. »Wo hast du geparkt, Tia?«
    »In der Tiefgarage unter der Parkanlage.«
    »Ich auch.« Wir überquerten die Straße und ließen den Park selbst seitlich liegen, was bei Nacht für Frauen eine automatische
Vorsichtsmaßnahme ist. Sie seufzte noch einmal: »Ich hab Mario diese Woche zwei Mal besucht, kannst du dir das vorstellen? Ich dachte erst, es wird’ne ätzende Woche, und dann krieg ich erst ihn und jetzt diesen Typ von heute Abend, also ich finde, das ist doch echt krass, nicht?«
    »Wer ist denn Mario?«, fragte ich ohne echtes Interesse, mehr um höflich zu sein.
    Sie blieb mitten auf dem Gehsteig stehen. »Das gibt’s nicht, Tia! Du spinnst! Du weißt echt nicht, wer Mario ist? Also, so was, das ist ja irre! Du bist noch nie bei Mario gewesen? Also, ich fass es nicht!« Was Lori an Gewähltheit des Ausdrucks fehlte, machte sie durch Vehemenz wett. Doch zu meiner Beruhigung setzte sie sich schließlich wieder in Bewegung. Es war nämlich viel zu kalt, um lange auf dem Fußweg herumzustehen. Ich bin zwar noch nicht in Chicago gewesen, aber ich möchte wetten, dass der Wind, der im Winter über die Boulevards und öffentlichen Plätze von Boston peitscht, es ohne weiteres mit dem berüchtigten Chicagoer Eiswind aufnehmen kann. »Also hör mal, echt, du musst Peach dazu bringen, dass sie dich mal zu ihm schickt. Also, echt, der Mann ist wie … also, der ist einfach der Beste. Also, der Einfachste, du weißt schon, was ich meine.«
    Ich war mir nicht ganz sicher, nickte aber zustimmend. »Wieso erzählst du mir dann von ihm?« Schließlich haben wir normalerweise kein Interesse daran, unsere besten Kunden mit anderen zu teilen.
    »Also mit so was hab ich keine Probleme«, sagte Lori, ohne zu zögern. »Kein Gedanke. Wehe du gehst da auch hin – nee, das ist so daneben! Also, dieser Typ hat an jedem Abend Mädels da, manchmal ein halbes Dutzend, also, es ist genug da, dass alle zufrieden sind.« Sie senkte die Stimme und flüsterte mir zu: »Also ich glaub, er hat mit der Mafia zu tun, du weißt schon, aber ich glaub nicht, dass er Leute kaltmacht.«
    Ich unterdrückte ein Lächeln über ihre von Hollywood geprägte
Gangstersprache und meinte stattdessen: »Ich glaube, dass gehört nicht in jedem Fall unbedingt dazu. Was macht er denn gern, mal abgesehen von der Mafia?«
    Meine Frage zielte auf seine sexuellen Vorlieben, schließlich ist das unser Job, doch Lori wollte erst noch andere Sachen loswerden.
    »Also, anscheinend hat er einen echt coolen Laden, das bockt da total, der ist drüben an der Newbury Street, alles voll von Ledersachen, Jacken und Taschen und so’n Zeugs. Ich bin mal da reingegangen, und er war da und hat mir diesen Riesenrabatt auf einen Rock gegeben, es war obercool, er hat mich behandelt, als wäre ich was ganz Besonderes, seine Freundin oder so. Es war total locker, so nach dem Motte: Hallo, ist jemand zu Hause, dabei bin ich wirklich nicht in seiner Altersklasse oder so, der Typ ist so uralt, aber alle in dem Laden haben mich angelächelt und waren unheimlich nett zu mir. Und den Rock solltest du mal sehen, Tia! Der ist so was von krass! Ich hab ihn dann getragen, als ich das nächste Mal bei ihm war, also, um mich zu bedanken oder so.«
    Unsere

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