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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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Aber stell deinen Wagen nicht auf den Rasen, sämtliche Mädels parken da, und das Gras geht kaputt. Draußen
auf der Straße wird nicht abgeschleppt, da kannste parken, aber achte drauf, dass die Räder nicht auf dem Gras stehen, kapiert?«
    »Absolut«, versprach ich.
    »Okay. Also, von wo kommste? Allston? Okay, ich beschreib dir jetzt den Weg …«
    Ich zog ein weißes, nicht durchsichtiges Spitzenhöschen an, dazu den passenden BH, darüber ein lockeres Hemdchen, das ich in warmen Sommernächten gern statt eines Schlafanzugs trug. Es reichte mir gerade eben über den Po, und weil es aus Seide war, hatte es einen guten Fall, und meine Brüste zeichneten sich reizvoll darunter ab. Darüber zog ich ein schlichtes, tailliertes Kostüm in unauffälligem Grau, das ich auch in der Uni hätte tragen können (was ich aber nicht tat). Er schien ja meine universitäre Seite zu mögen. Hinzu kam eine schwarze Strumpfhose, hochglänzend dank Lycra, Schuhe mit mittelhohem Absatz (weil er wahrscheinlich die Fick-mich-Stiefel ordinär finden würde) und schließlich noch Ohrringe, Armband und eine zarte Halskette mit einem Kreuz als Anhänger. Wenn er wirklich ein Mafioso war, war er auch katholisch. Fast hätte ich das Parfüm vergessen, aber dann sprühte ich es großzügig auf, versuchte, Scuzzy einen Gutenachtkuss zu geben (er war aber so damit beschäftigt, aus dem Wasserhahn im Badezimmer zu trinken, dass er mich nicht beachtete) und ging.
    Das Haus in Weston befand sich in einer relativ hübschen Gegend, das heißt relativ für Westoner Verhältnisse, wo sich die Neureichen auf Herrenhäuser in nachgemachtem Tudor-Stil spezialisiert haben, während der konservative Geldadel die großen Anwesen mit der Außen-Naturstein-Innen-Stuckdecken-Kombination bevorzugte. Außerdem gibt es noch jede Menge Häuser, die einfach nur riesengroß sind. Daran gemessen, war Marios Heimstatt geradezu bescheiden, eine Art lang gestrecktes Ranchhaus, das sich durch spätere Anbauten aus den unterschiedlichsten Materialien in mehrere Richtungen ausgedehnt hatte. Höflich
ausgedrückt, konnte man den Stil als eklektisch bezeichnen. Ich fand es schaurig.
    Aber, wie heißt es doch so schön: Baby, you ain’t seen nuthin’ yet.
    Mario öffnete selbst. Er war etwa Anfang 50, hatte erste Andeutungen eines kleinen Spitzbauchs und war von oben bis unten dicht behaart. Er trug einen Bademantel und Boxershorts, der Mantel stand offen, und ich glaube, ich hatte noch niemals einen Mann mit einem derartigen Fell gesehen. Vielleicht in einem National-Geografic- Heft. Aber nur vielleicht.
    »Prima, dass du hergefunden hast«, sagte er, während er die Haustür hinter mir schloss und mir den Arm locker um die Schulter legte. Wir befanden uns in seinem Wohnzimmer, das von einer Kopie von Michelangelos David und gigantischen Spiegeln mit schwarzgoldenen Rahmen geschmückt wurde – und von einem zotteligen Flokati-Teppich. Ich hatte gar nicht gewusst, dass man so etwas in den Neunzigerjahren überhaupt noch bekommen konnte.
    Als Erstes steuerten wir die Küche an, von wo wir zwei Flaschen Champagner mitnahmen, dann ging es weiter den Flur hinunter zu einem großen Schlafzimmer. Unterwegs zeigte er auf eine Tür. »Das Badezimmer«, informierte er mich. »Das, was du benutzt.«
    »Okay.« Ein eigenes Bad, das war ein schöner Zug. Für den Fall, dass er allein stehend war, hatte ich nämlich den dringenden Wunsch, keinesfalls dieselbe Toilette zu benutzen wie er. Im Zuge meiner Arbeit bei Peach hatte ich so viele Junggesellenbadezimmer gesehen, dass es für mehr als ein Leben reichte. Einige davon hatte ich gezwungenermaßen tatsächlich aufsuchen müssen. »Das ist ja ein großartiges Haus, alles ist so – praktisch«, lobte ich.
    »Ja, ich musste es komplett renovieren lassen, damit es so wurde, wie ich es mir vorstellte«, stimmte er mir zu. Das wiederum
konnte ich mir vorstellen. Hinter uns schloss sich die Schlafzimmertür.
    In der einen Ecke befand sich ein Großbildfernseher (fast schon eine Kinoleinwand), auf dem ein Basketballspiel lief, aber bei ausgeschaltetem Ton. Im übrigen Raum dominierte ein ungeheuer großes Wasserbett mit einem aufwändig verzierten Kopfteil, das Nischen und Anschlüsse für jedes nur erdenkliche Zubehör enthielt. Hinter Unmengen von Borden befand sich ein Spiegel. Selbst der Fernseher wurde von diesem Bett in den Schatten gestellt.
    »Trägst du was Bequemes drunter?«, wollte Mario wissen, wartete die Antwort jedoch nicht

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