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Callgirl

Callgirl

Titel: Callgirl Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Angell
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ab. »Zieh aus, was du möchtest, Hauptsache, du fühlst dich wohl. Ich gieße uns so lange ein bisschen Champagner ein.«
    An diesem Programm gab’s nichts zu meckern. Ich hatte die Etiketten auf den Flaschen schon gesehen. So fragwürdig Marios Geschmack in Bezug auf Einrichtungsgegenstände sein mochte, so tadellos war seine Wahl des Champagners. Es war Cristal.
    Ich schlüpfte aus Schuhen, Bluse und Kostüm und ließ die Strumpfhose vorläufig an. Sie sahen gut zu dem Seidenhemdchen aus, das schwarz und bordeauxrot war. Ich setzte mich auf den Rand des Wasserbetts (gar nicht so einfach, denn dank irgendeiner unterirdischen Strömung wogte es unter mir auf und ab) und wartete, wie sich die Dinge entwickeln würden.
    Mario füllte zwei Gläser mit Champagner und reichte mir eins davon. Er hob sein Glas und sagte etwas Schnelles, Unverständliches auf Italienisch (das nicht zu meinen Fremdsprachen gehört). Auch ich hob mein Glas und sagte mit einem leicht flirtenden Unterton: »Auf dein Wohl!« Wir tranken. Der Champagner war wirklich gut.
    Wir sahen uns eine Weile das Basketballspiel an, in dessen Resultat er anscheinend einiges Geld investiert hatte. Ich erkundigte mich, welches sein Team war, und feuerte es an, was ihn ungemein zu amüsieren schien. Wir tranken noch mehr Champagner.
Er holte ein prächtiges Emailletablett hervor – bei weitem das Schönste, was das Haus zu bieten hatte – und machte sich daran, aus einem Plastikbeutel von imposantem Umfang weißes Pulver darauf auszuschütten. Er schob es zu ordentlichen Linien zusammen, legte ein dünnes Metallröhrchen dazu, das wie echtes Gold aussah (und es mit hoher Wahrscheinlichkeit auch war) und offerierte mir das Ganze.
    Damit hatte ich bekanntlich kein Problem. Nicht nur die Callgirls nahmen Drogen – auch erstaunlich viele Kunden unter 50 vergnügten sich in ihrer Freizeit mit Kokain und äußerten häufig den Wunsch, mit den Callgirls zu feiern. Peach hatte ständig ein Auge auf ihre Mädels, und wenn eine davon ein Problem mit dem Zeug hatte, wurde sie nicht zu solchen Kunden geschickt. Wir anderen nutzten die Gelegenheit.
    Manchmal gab es auch andere Drogen. Ein Kunde schluckte Unmengen verschiedener Pillen und bestand darauf, dass sein Gast dies ebenfalls tat. Man hatte mich vor ihm gewarnt (ein Mädchen war von seinem »Cocktail nach Art des Hauses« beinahe umgekippt), so dass ich bei meinem Besuch die Pillen unauffällig in der Hand verschwinden ließ und mich im Folgenden an sein Vorbild hielt, um die erwartete Wirkung zu simulieren.
    Aber wenn mir jemand Koks anbot, war ich immer erfreut; an diesem Abend würde es sich vielleicht noch als notwendiges Gegenmittel gegen den Champagner erweisen. Inzwischen war ich nämlich beim dritten Glas angelangt.
    Wir schnieften ein paar Linien, tranken noch mehr Champagner, und Mario verbreitete sich über eine nicht näher bezeichnete Krankheit, an der er litt. Ich hörte aber nicht richtig zu, weil ich herausfinden wollte, was für Aktivitäten ihm wohl gefielen. Meiner Ansicht nach war es Zeit, sich ein bisschen näher zu kommen. Ich krabbelte zu ihm hinüber und begann mit einer Rückenmassage, die sich zu einer Frontmassage entwickelte, aus der sich wiederum eine Schwanzmassage ergab, alles ohne allzu
große Erwartungen, weil ich nicht wusste, wie er auf das Kokain reagieren würde.
    Eine verbreitete – wirklich sehr verbreitete – Nebenwirkung des Koksens ist die Unfähigkeit, eine Erektion zu haben oder beizubehalten. Mario geriet zwischen meinen Händen und Lippen langsam, aber beachtlich in Erregung, bemerkte nicht einmal, dass ich ihm ein Kondom überzog, und gerade als er sagte: »Ich glaube nicht …«, kam er. Nicht schlecht.
    Wir zogen uns in unser jeweiliges Badezimmer zurück, um uns frisch zu machen, und gruppierten uns neu, zu einer weiteren Runde Schampus plus Koks. Inzwischen hatte ihn der Rededrang gepackt, er sprach von seiner Familie, seinem Geschäft und den Problemen, die er mit einigen »obstinatschen« (er verfügte über ein eklektisches, aber faszinierendes Vokabular) Geschäftsfreunden in Miami hatte. Er beabsichtigte hinzufahren und ihnen klar zu machen, mit wem sie es zu tun hatten. Er sah mich prüfend an: »Ich will eines von Peachs Mädchen mitnehmen. Hast du vielleicht Lust, ein bisschen Urlaub zu machen?«
    Selbstverständlich hatte ich Lust und bestätigte, dass es sich nach einer tollen Idee anhörte. Letztendlich nahm er dann doch jemand anderen mit nach Miami,

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