Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

dafür, dass sie das Land nicht verlassen. Ich melde mich, wenn ich weitere Informationen brauche, und ich erwarte umfassende Kooperation. Ich schlage vor, Sie beschaffen sich Ihre Energie vorerst auf andere Weise. Wenn es zu irgendwelchen aktenkundigen Zwischenfällen kommt, wird unser nächstes Treffen nicht so zivilisiert ablaufen. Haben wir uns verstanden?«
    »Vollkommen.« Caleb wandte sich zu mir um und drückte seine Stirn an meine. Ich spürte seine Wut am Zittern seiner Hände, die meine Oberarme gepackt hielten.
    Wir rieben unsere kalten Nasen aneinander, und unsere Lippen umtanzten sich, ohne sich zu treffen. In dem Augenblick, als sie es doch taten – es war nicht mehr als der sanfte Schatten einer Berührung –, wich er zurück und ging frustriert davon.
    »Caleb.« Ich wollte ihn am Arm greifen, aber er wich mir aus und verschwand in der Menschenmenge. Er war wütend, und wahrscheinlich war es eine gute Idee, wenn er sich erst mal abregte. Er würde ohnehin in Nullkommanichts wieder einen kühlen Kopf haben angesichts der Tatsache, dass es knapp über null Grad war und ich immer noch seinen Mantel trug.
    »Komm, Samara. Das Auto steht da drüben.« Ruiz streckte die Hand aus.
    Ich stemmte die Füße in den Boden und rührte mich nicht. »Ich gehe nirgendwohin mit Ihnen, wenn Sie mir nicht sagen, was hier los ist. Was haben Sie mit Caleb besprochen? Wer hat Sie hergeschickt, um auf mich aufzupassen?«
    Er sah mich an, als läge die Antwort auf der Hand. »Evangeline Petrovsky – wer denn sonst?«

24
    O bwohl ich nur wenige Autominuten von der Arbeit entfernt wohnte, war das die längste Fahrt meines Lebens.
    Ich sah Ruiz auf dem Heimweg nicht an, und dieselbe Luft atmen zu müssen wie er, machte mich krank. Unendlich viele Gedanken bestürmten mein Gehirn, und ich war sowieso zu beschäftigt damit, Angie anzurufen, um mit ihm zu reden. Ich hatte mir ja schon gedacht, dass sie sich mit der Situation nicht einfach zufriedengeben würde, aber wie konnte sie mein Vertrauen so missbrauchen? Wie viel hatte sie dem Detektiv gesagt?
    Nachdem auch beim dritten Anruf nur die Mailbox dranging, gab ich auf.
    »Wahrscheinlich erreichst du sie in den nächsten Tagen nicht«, sagte Ruiz. »Sie ist gerade als Abgesandte bei der Cambion-Familie in New York. Ich glaube, Broderick Ross ist bei ihr und vertritt seine Brüder. Keine Ahnung, was das bringen soll, aber wenigstens müssen wir ihn dadurch nicht erst aufspüren.«
    Ich saß stumpf da, zu erschöpft von dieser verkorksten Welt, als dass mich noch irgendetwas hätte schocken können. Ich hörte Ruiz’ Worte, die Informationen klopften bei meinem Hirn an, aber niemand machte auf. Wenigstens wusste ich jetzt, wohin Brodie verschwunden war. Während Haden und Michael sich um Caleb kümmerten, versuchte Brodie hinter den Kulissen, sie rauszuhauen.
    Der Detektiv schaute weiter auf die Straße und klopfte mit den Daumen auf das Lenkrad. »Ich drücke mich nicht sehr deutlich aus, oder? Ich vergesse immer, wie wenig du weißt. Erst mal will ich mich vorstellen. Mein Name ist David Manuel Ruiz, Abgesandter und Untersuchungsbeauftragter der Cambion-Familie aus New York. Du hast sicher von ihr gehört.«
    Ich nickte. Haden hatte mir von einer Cambion-Behörde erzählt und dass die älteste Familie über die anderen in ihrem Revier herrschte. »Diese Familie hat die Macht über alle Cambions an der Ostküste«, erklärte er. »Sie mischen sich nie in das Leben ihrer Untertanen ein, sofern nicht abnormes Verhalten ihre Aufmerksamkeit erregt. Die Ereignisse in dieser Stadt sehen aber danach aus, würdest du nicht sagen?«
    Ich beugte mich neugierig zu ihm. »Okay, aber was hat das mit mir zu tun?«
    »Samara, du bist ein neuer Cambion unter einem anderen Namen, ein neuer Stamm. Du könntest einen neuen Stammbaum begründen, wenn du dich dazu entschließt. Da du noch minderjährig bist, gehörst du jetzt noch zu den Petrovskys. Außerdem bist du im Territorium der Familie aus New York geboren, also stehst du unter ihrem Schutz und auch unter ihrer Gerichtsbarkeit. Nadines Tod ereignete sich auf dem Land dieser Familie, unter ihrer Aufsicht, also sind sie verpflichtet, das Ereignis zu untersuchen und zu dokumentieren. Und wegen deiner … Verwandlung hast du das besondere Interesse meiner Arbeitgeber geweckt. Du bist der erste so entstandene Cambion seit Jahrhunderten.«
    Fantastisch! Nun war ich nicht nur eine Jahrmarktsattraktion, sondern musste mich auch mit noch mehr