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Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)

Titel: Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jaime Reed
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Modepolizei, und dann gab es noch die Ein-Frau-Mode-Stasi namens Mia Moralez. Wie sie es schaffte, mit ihren Outfits nicht gegen die Kleidervorschriften zu verstoßen, war das Zauberkunststück des Jahrhunderts. Ihre heutige spektakuläre Aufmachung war da keine Ausnahme. Sie zeigte mehr Brust und Schenkel als eine Hähnchenplatte für zwei, und trotzdem wurde sie nie zum Direktor gerufen. Wie machte sie das nur? Ich beneidete sie um ihren Mut und ihre schlanke Figur, aber in letzter Zeit beneidete ich sie vor allem um ihre Fähigkeit, den Matheunterricht mit Bestnoten zu absolvieren, ohne auch nur ins Schwitzen zu geraten. Das Mädchen war ein wandelnder Pentium-Chip mit einem exklusiven Geschmack.
    »Ogottogott! Was ist denn mit deinem Gesicht passiert?« Sie drehte mich zu sich und kniff mir in die Wangen. »Sam, wer war das?«
    Warum müssen die Leute auch noch an einem herumfingern, wenn man eine Verletzung hat? Ich wich ihren neugierigen Fingern aus und antwortete: »Ball gegen Birne, beim Völkerball.« Ich holte tief Luft in dem Wissen, dass ich keinen Meter weit kommen würde, ohne ihr die ganze Geschichte zu erzählen.
    Die weibliche Aggression hatte heute überhandgenommen. Im Sportunterricht hatten die Mädchen mich zur lebenden Zielscheibe erkoren. Ein einfaches Völkerballspiel war so zu einem halbstündigen Kampf auf Leben und Tod mutiert, und die Sportlehrerin hatte so getan, als bekäme sie nichts davon mit.
    Caleb, mein Freund und Mit-Cambion, hatte einige Erfahrung mit fanatischen Frauen. Er hatte mich vor meiner mächtigen Anziehungskraft gewarnt und mir gesagt, ich müsse mit der Feindseligkeit anderer Mädchen rechnen, vor allem mit der der U nsicheren. Aber ich Sturkopf wollte ihm ja nicht glauben. Die tägliche Dosis Hass war bitter und schwer zu ertragen, und mein Bedürfnis nach weiblicher Kameradschaft blieb ungestillt.
    Na ja, fast.
    »Diese fiesen Schlampen!«, kreischte Mia, nachdem sie meine Leidensgeschichte gehört hatte. »Dir ausgerechnet heute ein blaues Auge zu verpassen – wenn der Fotograf kommt! Das sind unsere Abschlussfotos, die kommen ins Jahrbuch, und die ganze Welt wird sie sehen. Jetzt sieh dich bloß mal an, du bist ja nur noch ein Schatten deiner selbst. Keine Sorge, die mach ich fertig.« Sie suchte die Aula ab, als lauerte eine meiner Angreiferinnen dort irgendwo.
    Und der Preis für die beste Darstellerin in der Kategorie Überdramatisierung geht an …
    So schlimm war es nun auch wieder nicht. Etwas Abdeckcreme drauf und fertig, und die Schwellung war auch schon zurückgegangen – ein bisschen was war noch am Wangenknochen zu sehen, mehr nicht. »Vergiss es. Ich komme schon klar«, versicherte ich.
    »Ich weiß, aber die können doch nicht einfach …«
    »Ist schon gut, Mia. Ich will nicht noch mehr Ärger. Ich möchte das Jahr ohne weiteres Blutvergießen überstehen.«
    Es dauerte ein paar Minuten, aber schließlich ließ sie von dem Thema ab. Stattdessen verschränkte sie die Arme und betrachtete mich von Kopf bis Fuß. Ihre langen dunklen Locken fielen ihr wallend über die rechte Schulter und betonten ihre exotischen Gesichtszüge. »Du willst doch wohl die Kontaktlinsen nicht drinlassen, oder? Die würden zwar deine Erscheinung aufpeppen, aber auch mehr Aufmerksamkeit auf das Veilchen lenken.«
    Ich erstarrte mitten im Styling. Ich wusste doch, ich hatte was vergessen, als ich heute Morgen aus dem Haus ging. Aber ich war spät dran gewesen, und es bedeutete eine Menge Arbeit, normal auszusehen. Ich hatte mir einen Riesenvorrat an braunen Kontaktlinsen zulegen müssen, damit meine Augenfarbe aussah wie früher. Das hatte ich dem Wesen zu verdanken, das in mir lebte. Seit Liliths Einzug waren meine Augen äußerst empfindlich, und sie hasste es, wenn diese komischen braunen Vorhänge ihr die Sicht versperrten. Um sie zu besänftigen, ließ ich die Linsen alle paar Tage weg und nahm sie heraus, sobald ich zu Hause war. Alle dachten, meine smaragdgrüne Augenfarbe sei künstlich …
    »Ich wollte eben einen bleibenden Eindruck hinterlassen«, antwortete ich etwas aufmüpfig.
    »Wie du meinst. Ich halte mich da raus. Bis später«, sagte Mia genau in dem Augenblick, als ich über ihre Schulter hinweg sah, wie Malik Davis die Aula betrat. Ich wusste, sobald er mich zu Gesicht bekam, würde er versuchen, mir ein Gespräch aufzudrücken.
    In einem Anfall von Panik wandte ich mich zu Mia um. »Bist du schon fertig?«
    »Ich war die Erste in der Schlange. Ich wollte

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