Cambion Chronicles - Smaragdgrün wie die Dämmerung (German Edition)
nirgendwohin.«
Er schloss die Augen und genoss meine Berührung. »Verstehst du nicht, dass er genau das will? Es ist eine Falle. Niemand wird mich manipulieren, niemand bestimmt mein Leben außer mir. Ich werde nicht zulassen, dass Tobias gewinnt.«
Ich zog meine Hand zurück. »Ist das so ein männliches Ego-Ding? Müsst ihr rausfinden, wer wen schlagen kann? Oder bist du so mit Lilith beschäftigt, dass du mich gar nicht mehr sehen kannst?«
Stille folgte auf meine Frage. Ich konnte den Kampf spüren, der in ihm tobte, aber sein Gesicht zeigte keine Gefühlsregung, seine Augen blieben kalt.
Da ich nicht mehr wusste, was ich noch sagen sollte, ergriff ich seine Kragenenden und zog ihn an mich. Ich schlang meine Arme unter seinem Mantel fest um seine Taille. Sein Herz wummerte an meinem Ohr, sein Brustkorb hob sich unter meiner Wange. Ich schloss die Augen, schottete mich gegen die Außenwelt ab und konzentrierte mich auf die Berührung und seinen heißen, zitternden Atem.
Caleb wehrte sich nicht, wie ich gedacht hatte, sondern ließ meine Umarmung schlaff über sich ergehen. »Spürst du es?«, fragte er.
Ich nickte. Die Anziehung war stark, sein Hunger wurde so intensiv, dass er schmerzte, und so nahe bei ihm zu sein, machte es noch tausendmal schlimmer.
»Wenn du es spüren kannst, dann weißt du, was ich durchmache. Es ist nicht wegen Capone, es geht nicht um die Befriedigung niederer Gelüste, sondern um dich. Was würde ich dafür geben, wenn alles wieder so wäre wie im Sommer, wenn ich nur ein paar Augenblicke mit dir allein sein könnte. Aber sogar jetzt, in diesem leeren Raum, haben wir keine Privatsphäre. Unsere Leitungen werden angezapft und vom Feind überwacht. Ich kann so nicht weitermachen.« Seine Fingerspitzen strichen leicht an meinen Armen hinunter, und ich schäumte innerlich, weil das alles so unfair war. Die kleinste Liebkosung, Gefühle, die nur für mich da waren, mussten jetzt zensiert werden. Das war doch kein Leben.
»Caleb«, begann ich, doch er legte mir den Finger auf die Lippen.
»Samara.« Er nannte mich selten bei meinem vollen Namen, aber wenn er es tat, klang es immer wie das einzige Wort, das er kannte, wie das leise Gebet eines Sterbenden. Sein Körper drückte sich an meinen, zum Reißen gespannt, während er absichtlich meinem Mund auswich, sich aber über meine Haut holte, was er brauchte. Es machte mich wahnsinnig, war aber andererseits liebevoll und tröstlich, wie ein lindernder Umschlag für meinen verletzten Stolz.
»Missbrauche deinen Einfluss nicht und pass auf, dass du mich nicht in Versuchung führst«, warnte er, den Mund an meiner Halskuhle. »Ich bin schwach, kaputt und nicht in der Lage, dir zu widerstehen. Du bist im Moment stärker als ich, also geh, bevor ich etwas tue, was wir beide bereuen würden.« Er wich zurück und drehte mir den Rücken zu.
Um unserer beider willen tat ich, was er sagte, und ging wieder an die Arbeit. Dieses Tauziehen war nicht unser Stil, aber wir mussten nach den Regeln spielen, bis wir eine andere Strategie gefunden hatten. Wenn das so weiterging, würde Tobias keinen Finger rühren müssen. Die Trennung würde uns von ganz allein umbringen.
Obwohl es Sonntag war, hatte Buncha Books wegen des Vorweihnachtsgeschäfts bis zehn offen. Samara Marshall jedoch meldete sich um Punkt sechs Uhr ab, keine Sekunde später.
Nachdem ich zehn Minuten draußen gestanden hatte, wurde mir klar, dass meine Flucht ganz umsonst gewesen war, und das Warten darauf, dass Mom mich abholte, war eine Lektion in Demut. Wenigstens verstand ich jetzt, warum Caleb so einen dicken Mantel angehabt hatte, obwohl er damit eher ausgesehen hatte, als wäre er zum Klauen in den Laden gekommen.
Weihnachtsmusik tönte aus den Außenlautsprechern. Schaufensterbummler schlenderten an mir vorbei und strömten in die umliegenden Geschäfte, während ich unter der Markise in meiner dünnen Jeansjacke zitterte und aussah, als hätte ich kein Zuhause. Vielleicht stand Mom ja im Stau. Ich wollte sie gerade anrufen, als sich schwerer Stoff auf meine Schultern legte.
Caleb trat neben mich. »Du frierst ja.«
Ich zog seinen Mantel so zurecht, dass ich in die Ärmel schlüpfen konnte. Die Wärme im Mantel ließ meine Haut auftauen, und ich jauchzte innerlich, als ich den vertrauten Duft nach Vanille und Zucker wahrnahm. »Ich dachte, du wärst gegangen.«
»Ich musste sichergehen, dass du gut nach Hause kommst. Holt deine Mom dich ab?«, fragte er.
»Sollte sie,
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