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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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sein Gegenspieler vom Laufsteg gefallen. In dem Wasserbecken herrschte tintenschwarze Finsternis, sodass Alex nicht einmal mehr sich selbst sehen konnte, und das Nachtsichtgerät, das er beim Sturz verloren hatte, war im Schlamm versunken. Alex hoffte, dass sein Widersacher über kein solches Gerät verfügte, sonst war er gleich ein toter Mann.
    Ein Schuss peitschte, und die Kugel prallte – für Alex’ Geschmack viel zu nah neben seinem Kopf – von der Einfassung des Wasserbeckens ab. Er ging in die Hocke, erwiderte das Feuer und wechselte augenblicklich den Standort. Er versuchte, nicht den Gestank der Jauche einzuatmen, in die er gestürzt war. Seine Armverletzung brannte, die gestauchten Rippen schmerzten höllisch, und sein Nacken schien zu glühen. Davon abgesehen hatte er den Eindruck, in glänzender Verfassung zu sein.
    Neben den körperlichen Beeinträchtigungen hatte Alex ein zusätzliches Problem. Da er bis zu den Knien im Schlick stand, konnte er sich unmöglich bewegen, ohne dabei durch Geräusche seinen Standort zu verraten. Also beschloss er, still zu verharren. Doch sein Gegner hatte inzwischen anscheinend den gleichen Schluss gezogen. Daher ließ sich absehen, dass zuerst starb, wer sich als Erster regte.
    Mit einem Mal wusste Alex Bescheid: Hier war der »Geduldstrainingsraum«, den Stone erwähnt hatte. Doch nach einigen Minuten des Stillstehens wurde Alex klar, dass er wohl doch eine neue Taktik brauchte. Langsam streckte er den Arm aus, bis seine Finger die Metallwandung des Wasserbeckens berührten. Dann holte er die Taschenlampe heraus.
    Mit einem Ruck neigte er den Oberkörper zur Seite. Das Messer verfehlte ihn, prallte klirrend gegen die Wand und fiel mit gedämpftem Aufklatschen in die stinkige Brühe. Doch anders, als sein Gegner es sich zweifellos erhoffte, schoss Alex nicht.
    Er packte die Taschenlampe mit der Linken, hob den Arm und drückte die Lampe gegen die Metallwand. Sofort hielt die magnetisierte Seite sie dort fest. Anschließend duckte Alex sich wieder, reckte den Arm, so weit es ging, und setzte den Zeigefinger auf die Einschalttaste der Taschenlampe. Anschließend legte er die Pistole an, sprach ein Stoßgebet, drückte die Taste und riss den Arm zurück. Das Licht flammte auf, und eine Sekunde später trafen zwei Schüsse die Taschenlampe. Im nächsten Moment peitschte Alex’ Pistole auf. Erleichtert hörte er, wie jemand ins Wasser fiel. Dann erklangen mit einem Mal Schritte über seinem Kopf. Wie war das möglich? Da oben gab es doch keinen weiteren Laufsteg mehr! Und dann rannte noch jemand anders vorbei.
    Alex sprang, so hoch er konnte, um mit der Hand Halt zu finden und aus dem Becken steigen zu können. Zweimal hatte er Pech und fiel zurück ins Wasser. Beim dritten Mal erwischte er die Kante, zog sich hinauf und tastete sich längs des Geländers zur Verbindungstür. Dort betrat er den Nachbarraum.

KAPITEL 66

    Stone und Reuben schauten sich auf dem Schießstand um. Die Anlage wirkte ganz wie eine verkleinerte Nachbildung des FBI-Schießplatzes in Quantico, der so genannten Hogan’s Alley, wo Agenten in einem beinahe lebensechten Umfeld Schießausbildung erhielten. Im Trainingszentrum in Beltsville hatte der Secret Service eine ähnliche Einrichtung. Es gab Gebäudeattrappen, eine Telefonzelle, Gehwege und eine Straßenkreuzung mitsamt Ampeln. Am »Straßenrand« parkte eine alte schwarze Limousine mit vergammelten Reifen. Stone kam es so vor, als hätte er eine Zeitreise in die Vergangenheit unternommen.
    Außerdem standen eine Anzahl Schaufensterpuppen auf der »Straße«, mehrere Männer, drei Frauen und ein paar Kinder. Auf ihren Gesichtern war die Farbe verblasst, und eine Staubschicht hatte sich auf sie gelegt, und doch sahen sie noch bemerkenswert lebensecht aus. Reuben fiel auf, dass sie alle Einschüsse im Kopf hatten.
    Stone führte Reuben hinter eine der Hausfassaden. Über eine Holztreppe ließ sich jede der Fensteröffnungen erreichen.
    »Hier haben wir die Scharfschützenausbildung erhalten«, erklärte Stone.
    »Um auf wen angesetzt zu werden?«
    »Das möchtest du gar nicht wissen«, antwortete Stone leicht ungehalten. Dann hob er den Finger an die Lippen. Schritte kamen näher. Stone deutete nach oben, auf ein Fenster. Lautlos stiegen sie hinauf und spähten vorsichtig hindurch.
    Drei Nordkoreaner hatten den Schießstand betreten. Sie bewegten sich auf gut eingeübte Weise vorwärts. Jeweils einer gab den anderen Feuerschutz, während sie die

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