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Camel Club 01 - Die Wächter

Titel: Camel Club 01 - Die Wächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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das Labyrinth durchquerten, betraten Stone und Reuben eine Kammer mit einem von der Decke hängenden Käfig, eisernen Ketten in den Mauern, mehreren fahrbaren Tragen, einem Tisch mit chirurgischen Instrumenten und einem Sitz, der gewisse Ähnlichkeit mit einem elektrischen Stuhl hatte.
    Als Stones Blick auf diese Sitzgelegenheit fiel, atmete er unwillkürlich scharf ein. »Das hier nannte man den Raum der Wahrheit. Hier fanden die schärfsten Verhöre statt, die man sich vorstellen kann. Hier wurde jeder zum Reden gebracht. Das ist die eigentliche Wahrheit – irgendwann haben sie ’s bei jedem geschafft, auch bei mir.« Er deutete auf den Stuhl. »Einem Kollegen, der hier gemeinsam mit mir ausgebildet wurde, haben sie einen zu starken Stromstoß verpasst. Er erlitt einen Herzstillstand. Seiner Familie wurde mitgeteilt, er sei bei einem Auftrag in Übersee verschollen. Vermutlich aber wurde er hier in der Mördergrube verscharrt.«
    »So was könnte uns auch blühen«, sagte Reuben trübsinnig.
    »Lass uns in den nächsten Raum gehen«, sagte Stone. »Hier kommt mir das Kotzen.« Plötzlich wurde die Tür, durch die sie eingetreten waren, mit Wucht aufgestoßen. »Weg da!«, rief Stone und feuerte auf den hereinstürmenden Nordkoreaner. Der Asiate schoss zurück, und Stone musste hinter dem Folterstuhl Deckung suchen.
    Zahlreiche Schüsse peitschten hin und her. »Ich bin getroffen!«, hörte Stone einen Moment später Reubens laute Stimme, während er schleunigst nachlud. »Oliver, ich bin getroffen!«
    »Reuben«, rief Stone, während zwei Kugeln an seinem Kopf vorbeischwirrten. Er erwiderte das Feuer und duckte sich. Von links ertönten Klirren und Klappern, als hätte jemand den Tisch mit den Instrumenten umgekippt; dann folgten Geräusche, als würde jemand Gegenstände umherschleifen. Rasch fällte Stone eine Entscheidung. Er richtete die Pistole auf die Deckenbeleuchtung und zerschoss sämtliche Neonröhren.
    Inmitten der plötzlichen Dunkelheit setzte Stone das Nachtsichtgerät auf und spähte verzweifelt in die schummrig-grüne Umgebung, die durch das Gerät sichtbar wurde.
    Wo war Reuben? Endlich sah Stone ihn hinter einer umgefallenen Trage auf dem Fußboden liegen und sich die Seite halten. Den Nordkoreaner hingegen sah er nicht. Unablässig suchte Stones Blick den Raum ab, verharrte schließlich auf einer Ecke. Dort waren Tragen und anderes Mobiliar hastig zu einer Art Schutzwand aufgestapelt worden. Dahinter musste der Koreaner lauern. Und als Stones Blick nach oben ging, sah er, welche Möglichkeit sich anbot. Mit angezogenen Knien streckte er sich auf dem Rücken aus. Er klemmte die Pistole zwischen die Knie und hielt sie auf diese Weise bewegungslos. Dann fasste er das Ziel ins Auge, ließ die Luft aus der Lunge entweichen und entspannte vollständig die Muskulatur. Es schien, als wären ihm genau in dem Moment, da er dessen bedurfte, sämtliche damals erlernten Methoden, Menschen zu töten, ohne Umschweife wieder ganz und gar gegenwärtig geworden. Soll ich Gott danken oder Satan?
    Bei Tageslicht wäre es leicht gewesen, das Ziel zu treffen. Durch grüne Trübnis zu blicken und zu wissen, dass man nur eine Chance hatte, machte die Aufgabe sehr viel komplizierter.
    Stone drückte ab. Die Kette des Käfigs, der direkt über dem Nordkoreaner hing, wurde von dem Geschoss gesprengt, und der eine Tonne schwere Käfig fiel herab.
    Mit schussbereiter Pistole beobachtete Stone das weitere Geschehen. Was er nun sah, verursachte ihm Übelkeit, obwohl er es genau darauf abgesehen gehabt hatte. Unter der Barriere rann Blut hervor und sammelte sich in einer großen Lache.
    Stone stand auf und strebte hinüber zu der Ecke. Vorsichtig lugte er über das Hindernis. Unter dem herabgestürzten Käfig ragte lediglich eine Hand heraus. Der Mann hatte noch nicht einmal einen Schrei ausstoßen können. In Stones einstiger Welt hätte man so etwas eine »gelungene Tötung« genannt.
    »Oliver«, ertönte Reubens Stimme. Stone machte kehrt und eilte zu ihm. Reuben lehnte an der Mauer und hielt sich nach wie vor die Seite. Das Messer steckte noch in der Wunde; Blut war auf das Hemd und den Fußboden gesickert.
    »Scheiße, der Dreckskerl hat einen Glückstreffer gelandet. Ist aber nicht so schlimm. Hab schon Schlimmeres abgekriegt.« Doch Reubens Gesicht war aschfahl.
    Stone lief zu einigen Regalen an der Wand und riss Fächer auf: Tatsächlich lagerten darin noch Flaschen mit Desinfektionstinkturen sowie Schachteln voller

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