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Canale Mussolini

Canale Mussolini

Titel: Canale Mussolini Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pennacchi Antonio
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den Tälern und Ebenen von Castel Decima stürzten sie sich – genau wie meine Onkel in Afrika – mit Handgranaten bewaffnet auf die vorrückenden Panzer, öffneten die Luken und warfen die Bomben hinein. Vielen gelang das. Die meisten zahlten dabei drauf, und auch deren Mütter weinen immer noch um sie. Dann rückten die Panzer auf breiter Linie vor, und es war nichts mehr zu machen.
    Wir aber stiegen den Steilhang von Norma hinunter, und irgendwann – während einer Rast auf einem Felsvorsprung, als wir darauf warteten, dass sich die Patrouillen unserer Matrosen vom Barberigo und die der Amerikaner, die sich etwa hundert Meter unter uns Scharmützel lieferten, etwas weiter in Richtung Cisterna zurückziehen und uns durchlassen würden – wandte Großmutter sich zu dem Kind, das auf dem Arm der Mutter mit den Bienen spielte und vergnügt quietschte. Und sie sagte zu Armida: »Ich hab mir’s anders überlegt. Wenn er ein bisschen größer ist, kommt er auch zu uns. Du nicht. Du bist aus der Familie Peruzzi ausgeschlossen.«
    Armida fühlte, wie ihre Seele vereiste. »Auch dieses Kind wollen sie mir nehmen, diese niederträchtigen Vipern?« Gleichzeitig war sie aber froh für das Kind, dass es in seiner Familie an- und aufgenommen war.
    »Mama«, sagte sie da – sie zum letzten Mal Mama nennend, während Großmutter ihr mit finsterer Miene zuhörte – »Mama, ich habe gefehlt und werde es für immer büßen, aber ich schwöre Euch, glaubt mir, es ist Pericles Kind, wir haben es gezeugt wie die Bienen, zusammen mit allen anderen, damals in Codigoro!«
    »Aber du bist ja verrückt! Niemals glaube ich diese Geschichte, bevor ich nicht Maultiere fliegen sehe«, und just in diesem Augenblick traf eine verirrte Kugel – ich weiß nicht, ob vom Barberigo oder von den Amerikanern – Großvaters Maultier am Kopf und es stürzte zu Boden. Und während Großvater sich auch auf den Boden warf, es umarmte und vergeblich versuchte, es ins Leben zurückzurufen – »Mein Muli, mein Muli, der Feind hat mir mein Muli getötet« –, flog die Seele des Maultiers zum Himmel.
    Weil es Gott so gefiel, zogen wir jedoch über den Felshang von Norma hinunter, und zusammen mit uns zogen samt Karren, Wäschesäcken über den Schultern und Kindern auf dem Arm alle anderen Siedler, die wie wir in diesen Monaten auf den gastfreundlichen Lepiner Bergen evakuiert gewesen waren. Unser zweiter Exodus. Und wieder waren wir Pilgrim Fathers in der Ebene, diesmal mit dem Segen unserer Marokkaner: »Gehet hin, Cispadanier.«
    Die Deutschen hatten Cisterna mittlerweile geräumt. Auch das Bataillon Barberigo war zu seiner Einheit zurückgekehrt. Ob richtig oder falsch – es war vorbei. Wir waren befreit worden. Wir hatten uns bis zuletzt dagegen gewehrt – ich wiederhole es noch einmal. Aber jetzt war es geschehen. »Die Befreier leben hoch!«, die uns allerdings auch sofort alles Erdenkliche zum Essen brachten, Sachen, die wir wer weiß wie lang schon nicht mehr gesehen hatten.
    Tante Santapace, die nun mit ihrem Benassi in Littoria bei Onkel Adelchi in dessen Wohnung lebte – und die sich schon zwei Tage zuvor, sobald man erfuhr, dass die Deutschen Terracina geräumt hatten und dass der Feind mit großer Geschwindigkeit auch von Süden her anrückte, im Haus verbarrikadiert und herumgezetert hatte: »O Gott, die Amerikaner kommen, wer weiß, was die den Frauen antun, mit all den Negern«, und sie hatte sämtliche Messer geschliffen, um notfalls sich und die Mädchen umzubringen, bevor diese Neger kamen –, sah, als sie ans Fenster trat, die LKW s der Engländer, die säckeweise schneeweißes Mehl abluden, und alle Leute drumherum, die zulangten, und das Mehl, das durch die Luft flog, und alle, die lachten und kreischten vor Freude, und die Engländer lachten mit, da ging auch Tante Santapace mit den Mädchen hinunter und schrie mit: »Hoch leben die Amerikaner, hoch leben die Amerikaner«, auch wenn das Engländer waren. »Es lebe das Mehl. Verflucht seien die Zorzi Vila!«
    So sind wir nach Hause zurückgekehrt – mit den anderen Siedlern, im Zickzack zwischen den verschiedenen, mit Stacheldraht abgesperrten Feldern hindurch, mit barmherzigen Hinweisschildern dran, die die letzten Deutschen oder Republikaner zurückgelassen hatten: »Achtung Minen«, »Campo minato« – zu unserem Podere 517 der Peruzzi am Canale Mussolini. Nur die tragenden Wände standen noch. Die Dächer an Haus und Stall waren eingestürzt. Der ganze »Erlöste

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