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Canard Saigon (German Edition)

Canard Saigon (German Edition)

Titel: Canard Saigon (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Friesenhahn
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seine Vorgangsweise. Er beobachtete lange den Tagesablauf seiner Opfer. Bei seiner Firma war er für die Videoanlagen auf Autobahnen zuständig. Da hatte er jede Menge Zeit für Außendiensteinsätze, die niemand überprüfen konnte. Während er Maricela beobachtete, fiel ihm die kleine Zamira auf, die ihre Mutter immer zur Arbeit begleitete. Katharina Bär wählte er nach Internetrecherchen aus. Er wollte die kräftigste verfügbare Frau, die er erwischen konnte. In seinem Notebook fanden wir auch Aufzeichnungen über eine österreichische Olympiasiegerin im Abfahrtslauf und eine deutsche Bodybuilderin. Katharina Bär war nur zur falschen Zeit am falschen Ort.“
    „Und wie haben Sie sein Versteck gefunden? Über das Auto?“
    „Ja und nein. Wie ich schon gesagt habe, der Kerl war äußerst raffiniert. Johann Schreudl war schon einmal verheiratet. Die Ehe wurde nach zwei Jahren geschieden. Seine damalige Frau heißt jetzt Cornelia Braunrath. Während der Ehe mit Cornelia war seine Schwiegermutter in zweiter Ehe mit einem gewissen Alex Friedel verheiratet, der eine KFZ-Werkstatt in der Ailecgasse betrieb. Johann Schreudl pflegte eine gute Beziehung zu seinem Stiefschwiegervater. Als Friedel nach Neuseeland auswanderte, kümmerte sich Johann Schreudl um die Liegenschaft in der Ailecgasse, ohne namentlich aufzuscheinen. Uns erschien verdächtig, dass Friedel seit Jahren in Neuseeland lebt, die Rechnungen für den Betrieb aber hier per Erlagschein bezahlt wurden.
    Auch die Anmeldung des Ford Transit verschleierte Johann Schreudl geschickt, der Wagen lief auf den Namen der Großmutter von Cornelia. Allerdings lebt die alte Dame im Altersheim und ist leicht senil. Vermutlich hatte er sie besucht und ihre Unterschrift erschlichen. Die Erlagscheine für die Versicherung ließ er an ein Postfach schicken und bezahlte sie mittels Barüberweisung. Die komplizierten Familienverhältnisse seiner ersten Frau halfen ihm, seine Spuren zu verschleiern. Wir brauchten die besten Datenbanken, um die Knoten dieser Patchworkfamilie zu entwirren.“
    „Der Mann war wirklich clever“, sagte Charles. „Hätte er seine Energien und Fähigkeiten sinnvoll eingesetzt, hätte er es weit bringen können. Ist er immer mit seinem Auto zur Werkstatt gefahren?“
    „Johann Schreudl hatte kein Privatfahrzeug. Aber er hatte einen Dienstwagen zur Verfügung, den er auch privat nutzte. Der blaue Mazda 6 stand in der Waschanlage der alten Werkstatt. Das war ein perfektes und unauffälliges Versteck. Die Werkstatt war seine Zentrale. Auf seinem Computer fanden wir penible Aufzeichnungen über alle seine Opfer. Seine Taten filmte er mit mehreren Kameras. Ich habe Teile davon gesehen und mich fast übergeben. Unfassbar, wozu der Mensch imstande ist.“
    „Diese Fragen beschäftigen mich schon ein Leben lang“, sagte Charles Wegner. „Und ich war Teil der Maschinerie des Todes. Und wie geht es der Sportlerin?“
    „Katharina Bär ist ein bewundernswerter Mensch. Er hat sie mehrfach vergewaltigt. Erst war sie dem Zusammenbruch nahe. Aber dieses Mädchen hat eine unbeschreibliche mentale Kraft. Bereits zehn Minuten nach ihrer Befreiung hatte sie sich wieder im Griff. Sie konnte klar denken, fragte nach Kleidung und erzählte von sich aus den Ablauf der Entführung und des Missbrauchs. Sachlich und ruhig. Der Notarzt wollte ihr ein Beruhigungsmittel verabreichen. Sie lehnte, mit Hinweis auf die Dopingliste, ab und meinte, sie könne das schon verarbeiten. Bevor sie ins Krankenhaus zur Untersuchung gebracht wurde, erkundigte sie sich, wie ihr Peiniger ums Leben kam. Abschließend meinte sie trocken, dass sie bedauere, diesem Schwein zu einem finalen Orgasmus verholfen zu haben. Auf ihren Wunsch hin wurde sie noch heute früh nach Berlin geflogen. Wir haben mit deutschen Regierungsvertretern, Psychologen und ihrem Teamarzt zusammengearbeitet und Stillschweigen über die Gräuel, die sie erleiden musste, vereinbart. Es wird Katharina Bär vorbehalten bleiben, ob, wann und wie viel sie der Öffentlichkeit über ihre Leidensgeschichte berichten will. Ich denke, sie wird eine Zeit lang brauchen, um die Vorkommnisse zu verarbeiten. Aber wenn es jemand schafft, über ein derartig traumatisches Erlebnis hinwegzukommen, dann sie.“
    „Wenigstens eine gute Nachricht“, sagte Charles Wegner. „Herr Oberst Vanhagen, ich danke Ihnen für die offenen Worte. Ich hatte zwar gehofft, dass es anders käme, aber ich muss wohl damit leben, Auslöser dieser Serienmorde

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