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Carinas Todesparties

Carinas Todesparties

Titel: Carinas Todesparties Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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ihr etwas Grünes, das sein gesamtes Blickfeld einnahm.
    Die Atemluft wurde ihm abgeschnitten. Der grüne Schatten verschwand allmählich und wurde von einer anderen Farbe abgelöst. Von einer schwarzen.
    Der Farbe des Todes…
    James Colby starb, ohne zu wissen, weshalb.
    ***
    Ich bekam gelbe Gummistiefel, die innen feucht waren. Das nahm ich gern in Kauf, denn auf dem Weg in die Unterwelt konnte man keinen geputzten Marmorboden erwarten.
    »Passen sie?« fragte der Mann, der mir die Stiefel übergeben hatte.
    Die Zehen hatten noch Spiel. »Ja, so einigermaßen.«
    Der Mann war zufrieden und gab mir zur Sicherheit noch eine Gummijacke, die ich ebenfalls überstreifte. Einen Helm mußte ich auch noch aufsetzen, und so sah ich dann aus wie ein Londoner Kanalarbeiter.
    In die Kanäle ging es auch. Ein Säuberungstrupp hatte dort eine ungewöhnliche Leiche gefunden. Mehr wußte ich auch nicht. Man hatte Scotland Yard zuerst nicht alarmiert, aber die normalen Kollegen hatten richtig geschaltet, denn Chefinspektor Tanner, der sich um den Mordfall hätte kümmern müssen, wußte sofort Bescheid, wer für diese Sache zuständig war.
    Suko war im Büro geblieben. Es reichte, wenn sich einer von uns in diese unterirdische Welt begab, in der es bestialisch stank. Besonders im Sommer und bei schwülem Welter.
    Meinen Kollegen Tanner würde ich am Fundort nicht finden. Dafür begleitete mich ein Ingenieur der Stadtverwallung. Er hieß Walter King und hatte mir auch die Kleidung mitgebracht.
    King kannte sich aus. Er hatte selbst in der Tiefe angefangen und war eine Kanalratte gewesen. Dann hatte er sich hochgearbeitet und besaß nun einen Schreibtisch in der Verwaltung.
    »Waren Sie schon mal dort unten?« fragte er mich.
    Ich schaute in sein Gesicht. Es war beneidenswert braun. Ein Urlaub lag hinter dem Mann. »Ja, schon einige Male.«
    »Dann wissen Sie ja, wie es dort zugeht.«
    »Und ob.«
    »Ich kann trotzdem vorgehen?«
    »Bitte.«
    Der Mann stieg in das Gullyloch. Es lag in einer schmalen Seitenstraße, nicht weit vom Ufer der Themse entfernt. Arbeiter hatten eine Straßenhälfte gesperrt.
    Aus dem Loch strömte ein widerlicher Geruch, und der Gestank verstärkte sich noch, als ich die Leiter hinabkletterte. Mich nahm die Welt der Kanäle auf. Eine widerliche Welt, aber sie mußte sein, und es mußte auch die Männer geben, die dort unten arbeiteten. Vor den Kameraden konnte ich nur den Hut ziehen.
    King war es gewohnt, über schmale Leitern zu klettern. Er erwartete mich am Grund und hatte seine Lampe eingeschaltet, die ihren Schein in die stinkende Dunkelheit schickte.
    Er nickte mir zu. »Wir müssen ein paar Schritte laufen. Die Leiche klemmte an einem Sperrgitter fest.«
    »Wie sieht es mit dem Licht aus?«
    Er winkte ab. »Es reicht aus. Wir haben Scheinwerfer aufgestellt.«
    Ich war auf die Leiche gespannt. Viel hatte ich nicht zu hören bekommen. Tanner war sehr schweigsam gewesen, das ließ bei ihm dann tief blicken. Wahrscheinlich handelte es sich bei dem Toten um keine normale Leiche. Wir erreichten einen Gang, der ziemlich breit war, eine niedrige Decke besaß und ein Kanalbett, durch das eine dicke, dunkle Flüssigkeit rann, die extrem roch.
    King sah meinem Gesichtsausdruck an, daß mir der Geruch überhaupt nicht paßte. Er hob die Schultern. »Bei diesem Wetter ist es furchtbar. Da verdunstet auch hier unten relativ viel Wasser. Nach einem langen Regen sind die Kanäle voll. Was Sie jetzt im Kanal sehen, ist fast nur Fäkalienschlamm.«
    »So riecht er auch.«
    King lachte. »Vielleicht treffen Sie noch alte Bekannte wieder«, holte er einen Witz aus der Mottenkiste.
    »Darauf kann ich verzichten.«
    Es wurde ein Weg, der nicht zu meinen Lieblingsstrecken gehörte. Unter der Decke glänzte die Nässe, auch an den Wänden hatte sie sich abgesetzt. In langen Streifen rann die Brühe an den Steinen entlang. Ratten sah ich nicht. Dafür anderes Kriechgetier, das sehr schnell verschwand, wenn es vom Lichtstrahl erwischt wurde. King kannte sich gut aus. An einer Kanalkreuzung blieb er stehen und deutete auf die vergitterte Lampe unter der gewölbten Decke. Ich wischte mir einen Spinnwebenfaden aus dem Gesicht und nickte. »Es scheint nicht mehr weit zu sein.«
    »Richtig.«
    Im Kanal zur linken Hand sahen wir eine helle Lichtinsel. Ungefähr fünfzig Yards mußten wir gehen, und jetzt hatten wir auch mehr Spielraum, denn die Stege rechts und links der Rinne waren breit wie Gehsteige. Das hier war eine der

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