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Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung

Titel: Carl Mørck, Sonderdezernat Q Bd.4 - Verachtung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jussi Adler-Olsen
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jahrelang in dem blinden Glauben gelassen hast, wir beide könnten ein Kind bekommen, kann ich dir nicht verzeihen. Das kann ich einfach nicht. Und was das Übrige angeht, so widert es mich an.«
    Er schwieg, und sie spürte, wie ihre Schläfen eiskalt wurden und sich der Nacken verspannte.
    Schließlich hob er den Kopf auf diese anmaßende Art, wie er es in Verhandlungen mit Menschen tat, die seinem Gefühl nach seinen Respekt nicht verdienten.
    »Ich packe meine Sachen und räume das Feld«, sagte er und betonte jedes Wort. »Bis du etwas anderes gefunden hast. Ich gebe dir eine Woche. Von Havngaard kannst du mitnehmen, was du willst. Es soll dir an nichts fehlen.«
    Immer ungläubiger starrte sie ihn an. Dann wandte sie sich langsam ab und blickte über das Wasser. Ließ das Fenster ein wenig herunter und nahm den Geruch des Tangs wahr. Das tiefschwarze Meer schien endgültig nach ihr zu greifen. Wie damals, in jenen einsamen, verzweifelten Tagen auf Sprogø, als die unablässig heranrollenden Wellen sie gelockt hatten, ihrem elenden Leben ein Ende zu bereiten.
    »Es soll dir an nichts fehlen« - als wenn das etwas bedeutete.
    Dann kannte er sie wirklich nicht.
    Einen Moment lang fixierte sie das Datum auf der Uhr, 14. November 1985. Ihre Lippen zitterten, als sie ihm das Gesicht zuwandte.
    Seine Augen wirkten wie dunkle Höhlen. Ihn interessierte nur die Straße vor ihm, nur die nächste Kurve.
    Da hob sie langsam eine Hand zum Steuer, packte es, und als er protestieren wollte, zog sie so kräftig daran, wie sie nur konnte.
    Der Wagen mit seiner gewaltigen Schubkraft reagierte sofort. Die Straße verschwand unter ihnen, und das Krachen durch die Böschung übertönte die letzten Proteste ihres Mannes.
    Als sie aufs Meer aufschlugen, war es fast wie nach Hause zu kommen.

1
    November 2010
    A uf dem Weg von seinem Reihenhaus in Allerød zum Präsidium hatte Carl über Polizeifunk von den nächtlichen Ereignissen gehört. Eigentlich betraf das die Sitte und hätte ihn unter normalen Umständen völlig kaltgelassen. Aber das hier war doch anders.
    Man hatte die Inhaberin einer Escort- und Begleitagentur in ihrer Wohnung im Enghavevej überfallen und mit Schwefelsäure übergossen, und die Mitarbeiter der Abteilung für Verbrennungen im Rigshospital hatten mehr als reichlich zu tun bekommen.
    Jetzt wurde nach Zeugen gesucht, bisher ergebnislos.
    Ein paar Kerle aus Litauen waren bereits festgenommen und verhört worden. Aber im Lauf der Nacht war klar geworden, dass nur einer der Verdächtigen als Täter in Frage kam, und dem konnten sie partout nichts nachweisen. Die Geschädigte hatte bei ihrer Einlieferung erklärt, sie könne den Schuldigen nicht identifizieren, und deshalb mussten sie die ganze Schar laufen lassen.
    Kam einem das nicht bekannt vor?
    Zwischen Parkplatz und Präsidium begegnete ihm Brandur Isaksen vom City Revier. Der Eiszapfen vom Halmtorv, wie er genannt wurde.
    »Na, mal wieder unterwegs, um Leute zu belästigen«, brummelte Carl im Vorbeigehen. Da blieb dieser Idiot doch tatsächlich stehen, als hätte Carl eine Einladung ausgesprochen.
    »Dieses Mal hat's Baks Schwester erwischt«, sagte Isaksen kalt.
    Carl sah ihn verwirrt an. Wovon redete der Typ? »So'n Pech auch.« Fade Antwort, passte aber irgendwie immer.
    »Du hast doch wohl von dem Überfall heute Nacht im Enghavevej gehört? Das war Baks Schwester Esther. Die sah nicht besonders gut aus«, fuhr Isaksen fort. »Wie war eigentlich der Kontakt zwischen Børge Bak und dir? Konntet ihr zwei miteinander?«
    Carls Kopf zuckte zurück. Børge Bak? Ob sie gut miteinander konnten? Er und der Vizepolizeikommissar vom Dezernat A, der um Beurlaubung nachgesucht und sich damit selbst zur Unzeit pensioniert hatte? Dieser scheinheilige Mistkerl?
    »Wir waren in etwa so gute Freunde wie du und ich«, rutschte es Carl heraus.
    Isaksen nickte verkniffen. Schon recht, der Flügelschlag eines Schmetterlings würde reichen, um ihre Zuneigung hinwegzufegen.
    »Kennst du Børges Schwester persönlich?«, fragte er.
    Carl sah hinüber zum Säulengang. Dort wandelte Rose gerade entlang - mit einer koffergroßen rosafarbenen Handtasche über der Schulter. Was plante die denn? Büroferien?
    Er merkte, wie Isaksen seinem Blick folgte, und sah weg.
    »Hab sie nie getroffen. Aber besitzt sie nicht ein Bordell? Das fällt doch eher in deine Abteilung als in meine. Brauchst mich also gar nicht damit zu behelligen.«
    Isaksens Mundwinkel beugten sich der Schwerkraft.

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