Carla geht Ihren Weg
hob.
"Wie er immer herumläuft mit seiner grauen Arbeitshose." Sogar in der Freizeit hatte sie ihn schon damit gesehen.
Leni und Kurt kamen beide aus Oberschlesien. Sie waren in jungen Jahren, nach dem zweiten Weltkrieg, aus ihrer Heimat vertrieben worden.
Eines Tages sprach Kurt Leni in der Kaufhalle an.
"Fahren Sie auch zum Schlesiertreffen ?"
Leni, gerade in Gedanken versunken, was sie zum Abendessen einkaufen könnte, schaute ihn erschrocken an.
"Ja, eigentlich hatte ich es vor."
"Wollen wir uns im Bus zusammensetzen? Ich kenne sonst niemand. Ich fahre das erste Mal mit."
Leni zögerte etwas. Schließlich erwiderte sie lächelnd:
"Ja, ich habe nichts dagegen. Ich kenne ja auch bloß niemand."
Was dann auch geschah. Sie unterhielten sich während der Fahrt angeregt über ihre gemeinsame Heimat.
Die Zeit verging wie im Flug.
Leni stellte fest, dass Kurt ein amüsanter Gesprächspartner war und sehr gute Manieren hatte. Er half ihr aus der Jacke und war auch sonst sehr zuvorkommend.
Es wurde ein schöner Tag. Sie hatten gemeinsam viel gelacht.
Zurück an der Haustür, verabschiedeten sie sich, wie gute Freunde.
Mehr nicht! Leni war das Alleinsein gewöhnt und ließ niemanden so leicht an sich heran.
Kurt nutzte ab jetzt jede Gelegenheit Leni besser kennenzulernen.
Einmal in der Woche traf sie sich mit ihrer Freundin Emmi, um im Café Lampert einen Plausch zu halten. Dort gab es auch herrlichen hausgebackenen Kuchen. Unterwegs trafen sie,wie zufällig, auf Kurt. Er bot sich gleich an die beiden Damen zu begleiten. Leni wollte ihm schon eine Abfuhr erteilen, aber Emmi kam ihr zuvor.
"Natürlich können Sie uns begleiten. Wir freuen uns immer über Herrenbegleitung.", und zwinkerte dabei Leni verschmitzt zu.
Was sollte Leni dazu noch sagen.
An einem anderen Tag rief er sie an und lud sie zu einem Glas Wein in die Ratsklause ein. Dabei blieb er so hartnäckig, dass sie ihm nicht absagen konnte.
Langsam veränderten sich ihre bisher freundschaftlichen Gefühle ihm gegenüber.
Später, sie hatte Kurt schon einige Tage nicht gesehen, kam ein Anruf aus dem Krankenhaus. Ein Oberarzt teilte ihr mit, dass Kurt operiert werden musste.
Sein Zustand wäre kritisch. Er hatte vor Schmerzen keinen rechten Lebensmut mehr und verlangte nach ihr. Da konnte sie nicht "Nein" sagen. Sie besuchte ihn daraufhin jeden Tag. So kam es dann auch, dass sich die Beiden einander näher kamen.
Sie lernten sich schätzen und lieben.
Kurt kam aus dem Krankenhaus und zog auch gleich zu Leni, in deren Wohnung.
Er war ein liebenswerter Mann, der Leni sehr verwöhnte. Er brachte ihr Blumen und andere Aufmerksamkeiten mit.
Leni kochte für ihn. Sie sorgte dafür, dass er moderner gekleidet war.
Sie gingen viel auf Reisen. Kurt hielt alles in Fotoalben mit lustigen Kommentaren fest.
Auch war Kurt ein leidenschaftlicher Tänzer, was Leni immer bei Carlas Vater vermisst hatte.
So lebten sie zehn glückliche Jahre zusammen.
Eines tages, sie waren auf dem Heimweg von einem Stadtbummel.
Kurt hatte sich schon ein paar Tage nicht sehr wohlgefühlt. Er konnte nicht weitergehen und musste sich auf die Treppenstufen im Hausflur setzen.
"Es geht gleich wieder.", meinte er mit schwacher Stimme.
Aber es ging nicht wieder.
Leni sprach auf ihn ein. Er reagierte kaum. Sie bekam es mit der Angst zu tun und klingelte bei Frau Schmidt Die wohnte im Parterre. Sie sollte den Notarzt verständigen. Frau Schmidt tat es auch sofort.
Leni sagte ängstlich, ihre Stimme zitterte dabei :
"Kurt , es kommt gleich der Arzt."
Sie streichelte ihn immer wieder über den Kopf.
Kurze Zeit später erschien der Notarztwagen. Sie versuchten noch etwas für ihn zu tun. Jedoch es war zu spät.
"Seine Uhr ist abgelaufen.", sagte die Notärztin emotionslos.
Von diesem Tag an, war Leni nicht mehr die alte Leni.
Carla konnte nicht viel für sie tun. Ein Ersatz für Kurt gab es nicht.
Ein Jahr was es nun schon her.
Carla kam es vor, als wäre es erst gestern gewesen.
Carla betrat die Wohnung ihrer Mutter. Sie hatte einen Zweitschlüssel, da Leni zunehmend schwerer hörte. Überall in der Wohnung erinnerten Bilder an die vergangenen Jahren. Kurt war immer Gesprächsthema Nr. 1.
Zum wiederholten Mal sahen sie sich die Fotoalben an.
Carla sagte eindringlich zu Leni:
"Du musst dich endlich damit abfinden, Mutti .Kurt ist tot. Du kannst ihn nicht zurückholen."
Leni fing an zu schluchzen: "Wenn es doch aber so schwer ist. Ich kann ihn einfach nicht
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