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Carre, John le

Carre, John le

Titel: Carre, John le Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schatten von gestern (Smiley Bd 1)
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den Park gegangen und landeten schließlich in einem Café -
kaum eine peinliche Befragung, wie Sie sehen. Ich habe ihm auch gesagt, daß er
sich keine Sorgen machen soll - ausdrücklich habe ich das gesagt. Ich verstehe
den Brief einfach nicht, er steht direkt in . . .«
    »Ich denke
nicht an den Brief, Mr. Smiley, sondern an das, was er mir gesagt hat.«
    »Wie
meinen Sie das?«
    »Die
Einvernahme hat ihn fürchterlich aufgeregt, das hat er mir gesagt. Wie er am
Montag abend nach Hause gekommen ist, war er völlig verzweifelt, fast verwirrt.
Er brach in einem Stuhl zusammen, und ich habe ihn überredet, zu Bett zu gehen.
Dann habe ich ihm ein Beruhigungsmittel gegeben, das die halbe Nacht gewirkt
hat. Am nächsten Morgen hat er noch immer davon gesprochen. Das Erlebnis hat
ihn bis zu seinem Tod ununterbrochen beschäftigt.«
    Im oberen
Stockwerk läutete das Telefon. Smiley erhob sich.
    »Entschuldigen
Sie bitte, das wird mein Amt sein. Sie gestatten doch.«
    »Es ist im
vorderen Schlafzimmer, gerade über uns.«
    Smiley
ging langsam hinauf. Er befand sich in einem Zustand völliger Verwirrung. Was
sollte er Maston jetzt sagen?
    Er hob den
Hörer ab und sah mechanisch auf die Nummer des Apparates.
    »Walliston
2944.«
    »Hier ist
das Fernsprechamt. Guten Morgen. Ihr Weckanruf für acht Uhr dreißig.«
    »Ach ja,
danke schön.«
    Er legte
auf und war für die kleine Erholungsfrist dankbar. Dann warf er einen kurzen
Blick auf das Schlafzimmer. Es war das Fennans, einfach, aber bequem
eingerichtet. Zwei Lehnstühle vor dem Gaskamin. Smiley erinnerte sich jetzt daran,
daß Elsa Fennan nach dem Krieg drei Jahre lang bettlägerig gewesen war. Es war
wahrscheinlich ein Überbleibsel aus dieser Zeit, daß sie auch jetzt abends im
Schlafzimmer gesessen hatten. Die Nischen beiderseits des Kamins waren voll
mit Büchern, und in einer Ecke des Zimmers stand eine Schreibmaschine auf
einem Tisch. An der ganzen Anordnung war irgend etwas rührend Intimes, und
vielleicht zum erstenmal wurde Smiley die Tragödie von Fennans Tod unmittelbar
bewußt. Er kehrte in das Wohnzimmer zurück.
    »Es war
für Sie. Der Weckanruf für acht Uhr dreißig von der Zentrale.«
    Er merkte,
daß eine Pause entstand, und sah sie gleichgültig an. Aber sie hatte sich von
ihm weggewendet und sah zum Fenster hinaus. Ihr schlanker Rücken war
aufgerichtet und bewegungslos, während sich ihr glattes kurzes Haar dunkel
gegen das Morgenlicht abhob.
    Plötzlich
starrte er sie mit großen Augen an. Es war da etwas passiert, das ihm schon
oben im Schlafzimmer hätte auffallen sollen, etwas so Unwahrscheinliches, daß
sein Hirn im Augenblick unfähig war, es zu erfassen. Mechanisch redete er weiter.
Er mußte weg von hier, weg vom Telefon und Mastons hysterischer Fragerei, weg
von Elsa Fennan und ihrem dunklen, ruhelosen Haus. Nur weg, um nachzudenken.
    »Ich habe
Sie schon genug belästigt, Mrs. Fennan, und ich will jetzt Ihren Rat annehmen
und nach Whitehall zurückkehren.«
    Wieder die
kalte, zarte Hand, die gemurmelten Beileidsworte. Er holte sich seinen Mantel
in der Halle und trat in das frühe Licht hinaus. Die Wintersonne war nach dem
Regen gerade einen Augenblick durch die Wolken gebrochen und ließ die Bäume und
Häuser von Merridale Lane in nassen Farben erstrahlen. Der Himmel war noch
dunkelgrau, und die Welt darunter, merkwürdig hell, gab das Sonnenlicht zurück,
das sie aus dem Nichts gestohlen hatte.
    Langsam
ging er den Kiesweg hinunter. Er hatte Angst davor, zurückgerufen zu werden.
    Voll der
verwirrendsten Gedanken kehrte er in die Polizeistation zurück. Zunächst einmal
war es nicht Elsa Fennan, die die Zentrale gebeten hatte, sie an diesem Morgen
um acht Uhr dreißig zu wecken . . .
     
    Kaffee im » Fountain «
     
    Der
Oberinspektor des C.I.D. in Walliston war eine großzügige, heitere Seele, die
berufliches Können nach Dienstjahren beurteilte und das auch für richtig hielt.
Sparrows Inspektor, Mendel, hingegen war ein dürrer Mann mit einem
Wieselgesicht, der aus einem Mundwinkel heraus und sehr schnell sprach. Smiley
verglich ihn heimlich mit einem Wildhüter - einem Mann, der sein Gebiet kannte
und Eindringlinge nicht schätzte.
    »Ich habe
eine Botschaft von Ihrer Abteilung. Sie sollen Ihren Chef sofort anrufen.« Der
Oberinspektor deutete mit seiner riesigen Hand auf das Telefon und ging durch
die offene Tür aus seinem Büro. Mendel blieb. Smiley betrachtete ihn einen
Augenblick sehr ernst und abschätzend.
    »Schließen
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