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Carries ruhmreichen Tage

Carries ruhmreichen Tage

Titel: Carries ruhmreichen Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Javier Ramírez Viera
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und, wie ein Schneeräumer, alles an Kram hineinschiebt, was sie hineinbekommt.
    Schon nach der halben Nacht bringen ihre Füße sie um. Amédée sucht ihr sodann eine Apotheke, kauft ihr ein paar Pflaster für die wundgeriebene Stelle an der Ferse. Die Schuhe sind ihr eine Nummer zu groß. Sie sind aus dem Sonderangebot, die schönsten die sie im Schlussverkauf finden konnte. Mit Absätzen, die sie riesig und unerreichbar erscheinen lassen. Sie überragt die Leute, was sie ohnehin schon tun würde, so groß wie sie ist. Später müssen sie noch Zigaretten kaufen, ja, diese zerstreuten Geschöpfe, die alles erst im letzten Moment erledigen.
    Sie rauchen, in dieser Freiluftdiskothek. Einer Terrasse mit karibischem Flair. Mit ein paar Palmen, die wegen der Kälte eingegangen und wie versteinert sind. Ihre Blätter sind wie Messer und Carrie braucht nicht lange um sich daran zu stechen und sich dermaßen zu verletzen, daß es den Bedienungen die Haare zu Berge stehen läßt.
    » ...Nein, schon gut « , sagt sie. Sie ist  gewöhnlich und zäh. Sie ist unkompliziert. Sie wird niemanden anzeigen. Wenn sie sich geschnitten hat, dann nur weil sie eine Idiotin ist. Wer lehnt sich denn schon an einer Palme an?
    » Süße, du bist vom Pech verfolgt « , sagt Amédée. Er bringt zwei Mojitos. Noch immer schwirrt jemand vom Lokal um den Tisch herum und sie haben ihr die Schulter verbunden.
    » Das geht auf´s Haus « , sagt ein andere Kellner, der den Tisch mit allem voll stellt, was auf so einem Tablett Platz hat. Sie haben ihnen zwei Flaschen Soda, Aperitif und sogar zwei Cocktails mit Schirmchen, Fähnchen, Früchten und sogar Wunderkerzen hingestellt. Nach allem was passiert ist, scheinen die Aussichten für den Abend doch noch erfolgversprechend.
    » Sieh an, das Beste was uns seit langem passiert, beginnt mit einem Haufen Mist « , fügt Amédée  hinzu.
    Abseits gibt es Neugierige, die bezweifeln, daß ein Pärchen wirklich so viel trinken muß. Dann die Freunde, die wissen, daß Amédée für gewöhnlich die Drinks seiner Freundin zahlt. Warum sich übernehmen? Sie schleichen um sie herum, um nachzuforschen und prompt ist es der Blutegel von Anne - Laure, die sich zu ihnen setzt.
    » Hey, Carrie. Was ist mit deiner Schulter passiert? «
    » Ich hab mich an diesen Mistdingern hier gestochen  und meint damit die scharfen Spitzen der Palmen. «
    » Man muß ein Idiot sein, diese absurden Bäume bei dieser Kälte hinzustellen « , sagt Amédée
    » Ich finde sie schön « , sagt Carrie » Trink etwas, Anne....Wir sind eingeladen. «
    » Genau, das Blatt wendet sich « , sagt die Maulheldin. Die ganze Welt weiß schon von Carries schlechten Nachrichten. Sie ist Stadtgespräch. » Ach ja Amédée...Chrystelle hat nach dir gefragt. «
    » Sie fragt immer nach ihm « , sagt Carrie, gerade so mit einem Lächeln im Blick. Anne-Laure ist ein schillernder Vogel von Klatsch und Tratsch in der Pariser Nachtszene. Chrystelle ist die Besitzerin des Pubs, eine Fünfzigjährige, die mit allen denkbaren Mitteln an Mixturen und Kosmetik, von natürlich bis künstlich, versucht die Spuren der Zeit zu korrigieren. Gewöhnlich steht sie selbst hinter der Bar und bereitet die Cocktails für besondere Freunde persönlich zu. Dabei verwandelt sie das Neonlicht unter ihrem Kinn in eine Art Frankensteinmonster. Es hebt jede einzelne Ihrer Falten hervor. Unter Lachen beschrieb Carrie sie einmal wie eine dieser Fotografien von den Monden des Saturns, zerfurcht, wie durch die Peitschenhiebe der Avatare des Alls. Sie hat sich zwar die Brüste operieren lassen,  sie stehen wie eine Eins, aber das ist auch alles von Wert an dieser Frau mit den Froschbeinen.
    …Amédée hat auch schon daran genascht, denn er ist ihr Gelegenheits - Liebhaber.
    » Nun, Amédée... Wirst du die Arbeit in Brüssel annehmen? « , überfällt ihn Anne - Laure. Carrie erstarrt zur Salzsäule.
    Amédée weiß nicht was er sagen soll.
    » Gehst du irgendwohin, Amédée? « , fragt Carrie
    » Äh... ach Mist, ich wollte dir nichts sagen, falls sie mir den Vertrag nicht geben. «
    » Und? Hast du ihn? «
    » Chrystelle möchte es auch gern wissen « , fügt Anne der angespannten Situation hinzu. Ihre Augen funkeln wie Murmeln. Sie leuchten und sind immer aufgeweckt, wachsam für jeden Klatsch.
    » Dann sag Chrystelle, daß, selbst wenn sie mir die Stelle anbieten, ich diese wahrscheinlich nicht annehmen werde...sagt Amédée mit dem Blick zu Carrie gewandt. «
    – Verdammt

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