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Cash Out (German Edition)

Cash Out (German Edition)

Titel: Cash Out (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Bardsley
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Walgreens-Filiale. Es ist nach zwei Uhr morgens.
    Personal und Kunden (und es sind mehr, als ich erwartet hätte) verhalten sich, als sei ich ein völlig alltäglicher Anblick. Ich finde einen bebrillten Angestellten mittleren Alters, der damit beschäftigt ist, in der Körperpflege-Abteilung die Regale aufzufüllen. Er schenkt mir einen flüchtigen Blick, während er Windeln für Erwachsene auf das obere Regal packt. «Verbandskästen, Desinfektionsmittel und Verbände finden Sie in Gang sieben.»
    «Eigentlich suche ich Bekleidung», sage ich möglichst gelassen.
    Er schaut nicht auf. «Wir haben im Moment nur T-Shirts für Kinder. Bekleidungsartikel für Erwachsene bekommen wir nächste Woche rein.»
    Ich schließe die Augen und fluche leise.
    «Gang zwei.»
    Nicht der richtige Zeitpunkt, um wählerisch zu sein, denke ich. Und Verbandszeug und Desinfektionsmittel sind tatsächlich keine so schlechte Idee.
    Und Aspirin.
    Und ein Beutel Tiefkühlerbsen.
     
    Eine halbe Meile von den Terminals entfernt hält mein Fahrer vor einer Reihe großer Sträucher, die sich gegen einen Maschendrahtzaun drängen. Es ist exakt drei Uhr morgens.
    «Ich habe eine Zeitung für Sie.» Er sieht mich im Spiegel an, mit großen, unschuldigen Augen. «Sie können darauf schlafen, unter Ihrem Busch, während Sie auf den Tagesanbruch warten. So bleibt auch Ihr neues Hemd sauber.»
    Ja, mein neues
Hemd
. Mein rosafarbenes Hannah-Montana-«Butterfly Girls»-T-Shirt. Extragroße Kindergröße, aber für mich natürlich trotzdem nicht annähernd groß genug. Es endet deutlich oberhalb meines Bauchnabels, schnürt meine Brust ab und schneidet in meine Achseln. Ich bin sicher, dass ich wie der letzte Schwachkopf aussehe, aber ich brauche dieses Shirt. Wenn der Flughafen erst einmal geöffnet hat, kann ich mir ein Geschäft suchen, ein Herrenoberhemd zu einem maßlos übertriebenen Preis kaufen und dann zum Ticketschalter schlendern, wo ich mit Vergnügen einen Höchstpreis für die erste Maschine nach San Francisco oder San Jose hinblättern werde. Bis dahin muss ich mich mit meinem hübschen kleinen T-Shirt behelfen und einfach in Deckung bleiben.
    Ich gebe dem Fahrer mein restliches Bargeld, und er gibt mir die Tageszeitung.
    Ich öffne die Tür und steige aus. Die hohe Luftfeuchtigkeit erschlägt mich selbst zu dieser Uhrzeit. Ich drehe mich um und sehe in den Wagen. «Sie werden niemandem erzählen, wo ich bin, oder?»
    Er schüttelt den Kopf. «Gehen Sie unter Ihren Strauch und rollen Sie sich auf Ihrer Zeitung zusammen. Sie werden sicher sein. Ich fahre nach Hause.»
    Ich hoffe, dass ich von mir das Gleiche sagen kann.
     
    Im Gestrüpp fange ich an zu heulen.
    Eigentlich keine Tränen. Nur ein trockenes Schluchzen und Stöhnen, während ich dort flach auf dem Rücken liege, die Tüte Tiefkühlerbsen von meiner schmerzenden Hand auf das Katastrophengebiet zwischen meinen Beinen gedrückt, und zum Mondschein hinaufblicke, der durch die Blätter fällt. Ich möchte Kate so gern anrufen, aber in Kalifornien ist es jetzt Mitternacht, und ich will es für sie nicht noch schlimmer machen. Also stelle ich mir einfach vor, wie sie mich am Telefon tröstet.
    Hattest du eine schlimme Nacht, Liebling?
    «Hm-hmh», schniefe ich.
    Es hat sich nicht so gut entwickelt, wie es hätte sein können, stimmt’s?
    «Nein.»
    Fühlst du dich ein wenig zerschlagen?
    «Vielleicht», antworte ich tapfer.
    Haben diese College-Mädchen dir weh getan?
    Ich nicke.
    Schlimm?
    «Da war diese eine. Knackarsch.» Meine Stimme ist schwach. «Die hat mir richtig weh getan, Babe.»
    Ich verstehe, Baby. Bist du denn auch ein bisschen zum Nachdenken gekommen heute Nacht in Tampa? Du weißt schon, über uns?
    Ich wimmere. «Vielleicht.»
    Und was meinst du? War das eine gute Idee, mit der Schlampe aus deinem Büro zu flirten? Hat es sich gelohnt?
    Ich zögere einen Moment. «Nein, kann ich nicht behaupten.»
    Nein, Baby, das war es ganz und gar nicht. Und was ist mit Pornos gucken auf der Arbeit? Ist das gut ausgegangen?
    «Nein.»
    Und was ist mit dem Tratsch über deinen CEO gegenüber der Presse? Bist du glücklich mit dieser Entscheidung?
    Ich seufze lang und tief. «Wenn ich nicht …»
    Aber ich kann es nicht aussprechen, also sagt es die imaginäre Kate für mich.
    Wenn du nicht mit dieser Schlampe geflirtet hättest –
    «Sie ist keine Schlampe, Kate.»
    … oder der Presse keinen Tratsch erzählt oder dir nicht zahllose Stunden Bilder von Ärschen angesehen,

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