Cash Out (German Edition)
einer blauen Jogginghose und einem schwarzen Hoodie. Er lümmelt auf seinem Platz herum, die Kapuze beschattet die obere Hälfte seines Gesichts, die Hände stecken in den Taschen, neben ihm ein schwarzer Trolley.
Ich nähere mich. Winzige Schritte.
«Frag mich gerade, ob du mir helfen kannst.»
Er sieht auf, seine braunen Augen wirken müde.
«Wie du erkennen kannst, brauche ich dringend ein anständiges Shirt.»
Starrt mich an.
«Und wie du sehen kannst, die Läden sind noch alle geschlossen.»
Sein Blick fällt auf meine Schuhe und den nassen Schritt, dann sieht er mir wieder ins Gesicht.
Ich zeige ihm meine Scheinchen. «Ich bin bereit, dir für ein anständiges Shirt eine Menge Kohle zu zahlen.»
Er richtet sich auf. «Bin auf dem Weg zu einer Hochzeit, Mann.» Er sieht sich um, reckt sich. «Ich brauch alles, was ich dabeihab.»
Ich sehe mich um, und da ist er – Ed. Kommt in meine Richtung getrottet.
Heilige Scheiße.
Ich kauere mich hin, bevor ich erkenne, dass er es gar nicht ist – nur ein kräftiger Sportler mit breiten Schultern und diesem selbstbewussten Gang.
«Alles okay mit Ihnen?»
Ich drehe mich wieder zu Hoodie um. Meine Augen zucken. «Ich zahl dir einen Haufen, Alter.»
«Ich hab da ein gutes Hemd drin, aber das brauch ich selbst.»
Ich sehe mich um. «Ich geb dir genug Kohle, dass du dir drei Hemden kaufen kannst …» Ich sehe mich weiter um. «… Und der ganzen Hochzeitsgesellschaft spendierst du drei Runden Schnaps.»
Er sieht sich sehr lange um, blickt zu mir auf. «Wie viel?»
«Hundertzwanzig.»
Er sieht sich wieder um und reibt sich die Augen. «Hundertvierzig, und wir sind uns einig.»
Ich ziehe meine Geldrolle und fange an, Zwanziger abzuzählen. Er zieht den Reißverschluss seines Koffers auf, kramt in seinen Klamotten und zieht das Hemd heraus. Es ist taubenblau und sieht aus, als würde es mir prima passen. Ich gebe ihm die Scheine, und er wirft mir das Hemd zu. Ich nicke und verziehe mich Richtung Herrentoilette.
«Hey.»
Ich bleibe stehen und drehe mich um.
Er deutet mit dem Kopf auf mein T-Shirt. «Wenn du das nicht mehr willst, nehm ich’s, wenn du fertig bist.» Er lächelt. «Ein Erinnerungsstück für die Braut und den Bräutigam.»
Auf der Toilette spritze ich mir Wasser ins Gesicht und streiche Desinfektionsmittel auf meine Schrammen. Meine Haut brennt, und ich zucke vor Schmerz zusammen, fauche und zische wie ein mit Weihwasser bespritzter Dämon. Ich öffne das Fläschchen Aspirin, schütte mir fünf auf die Hand und schlucke sie trocken runter. Ich humple zu einer Kabine, um das Hemd zu wechseln. Das neue passt verdammt gut. Ich kehre zu den Spiegeln zurück, spritze noch etwas Wasser auf meine Haare und versuche, sie glatt zu streichen.
Dann packe ich Pflaster auf die größten Schrammen – ein tiefer Schnitt auf der Stirn und zwei größere am Hals. Ich trete zurück, zwinge mich zu einem Lächeln und sehe wieder die blutverschmierten Zähne.
Sollte wohl mal ein bisschen den Mund spülen.
Anschließend humple ich an dem jungen Burschen vorbei, werfe ihm das T-Shirt zu und mache mich auf die Suche nach jemandem, der Verständnis dafür hat, dass ich unbedingt ein Telefon aufladen muss. In der Ferne erspähe ich eine schlanke Frau von Mitte zwanzig in Jeans und T-Shirt ohne Gepäck. Es sieht aus, als suche sie jemanden.
War sie letzte Nacht dabei? Ich bin nicht ganz sicher. Nur um sicherzugehen wende ich mich ab und ziehe die Schultern hoch, als sie vorbeigeht.
Wieder falscher Alarm.
Ich bemerke einen aufgedunsenen Typen in Dockers und hellgelbem Hemd, der vor der Wand steht und in ein Motorola spricht. Das gleiche Modell wie meines. «Natürlich haben wir uns Hawaii verdient», gurrt er. «Nach diesem Jahr? Willst du mich auf den Arm nehmen?»
Ich drücke mich in seiner Nähe herum.
Er schließt die Augen und lächelt. «Ja, das ist schön – ich liebe dieses Hotel.» Er hört zu, fügt dann hinzu: «Ja, aber nicht wieder die Kreditkarte. Nein, benutz einfach den Dispo. Was? Nein, das private Girokonto. Das ist die Karte in der obersten Schublade, die, mit der wir das Wohnmobil bezahlt haben. Ja, genau.»
Ich stehe da, und er betrachtet mich.
«Muss jetzt Schluss machen», sagt er und bewegt sich. «Jemand ist hier.»
Ich ziehe mein Handy heraus und zeige es ihm. «Hey, Mann.» Ich deute mit dem Kopf auf die Steckdose an der Wand hinter ihm. «Haben Sie ein Ladegerät dabei?»
Er erstarrt, dann gibt er nach. «Ja, klar.» Er
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