Cashkurs
mit günstigeren Konditionen.
Aber bei Zertifikaten? Die sind so komplex gestrickt, dass sich hier sehr hohe Gebühren und Provisionen schön verstecken lassen. Die herausgebende Bank macht sich damit einen richtig schlanken Fuß. Und da es so schön in der Kasse klingelt, kann man dem Vertrieb, also ihrem verehrten Bankverkäufer am Schalter, auch besonders hohe Provisionen bezahlen. Zwar müssen die Herrschaften Ihnen ihre Provisionen offenlegen, was aber bei der emittierenden Bank (Vorsicht: Häufig ist das auch gleichzeitig die beratende Bank!) an internen »Zuweisungen« entsteht, bleibt oft im Dunkeln. Daher werden Sie inzwischen regelrecht bombardiert mit den abenteuerlichsten Zertifikaten. Die Banken lassen es sich einiges kosten, Ihnen diese »Produkte« schmackhaft zu machen.
Je komplexer und undurchsichtiger ein Zertifikat, umso einfacher für die Bank.
Aber umso aufwendiger – bis unmöglich – wird es für Sie, diese Wette in vollem Umfang zu verstehen, die sie eingehen.
Um es auf den Punkt zu bringen: Auch wenn Ihnen die Bank etwas anderes erzählt, Zertifikate sind für den konservativen und unerfahrenen Investor ein vollkommen unbrauchbares Produkt. Sie benötigen ausgezeichnete Fachkenntnisse und eine Menge Zeit, um ein Ihnen angebotenes Zertifikat wirklich zu verstehen. Es gibt unendlich viele Unterschiede. Der Herausgeber kann die Wettbedingungen beliebig festlegen. Wenn Sie die Wettbedingungen nicht komplett gelesen und verstanden haben, können Sie in Teufels Küche kommen. … in seinem Beratungszimmer sitzen Sie unter Umständen bereits.
Ich kenne Experten an der Börse, die sich seit vielen Jahren mit diesen Themen beschäftigen und dennoch immer wieder von der Ausgestaltung mancher Zertifikate überfordert sind und sie falsch einschätzen.
Wenn Sie mit einem Geschäftspartner einen Vertrag abschließen wollen, der den Vertrag selbst aufsetzt und ihn so kompliziert gestaltet, dass Sie ihn gar nicht richtig verstehen KÖNNEN , würden Sie diesen Vertrag unterschreiben? Wahrscheinlich würden Sie den Geschäftspartner fortjagen. Und genau das sollten Sie tun, wenn Ihnen jemand ein Zertifikat andrehen will, das Sie nicht bis ins Kleinste verstanden haben. Sie MÜSSEN sich vorher unbedingt den zugehörigen Verkaufsprospekt aufmerksam durchlesen. Wenn Sie dazu keine Lust haben, lassen Sie die Finger weg.
Für dennoch Interessierte hier ein kleiner Überblick über die wichtigsten Zertifikate:
Discount-Zertifikat
Klingt nach Lidl oder Aldi – und dem entspricht es auch. Hier gibt’s Aktien »im Angebot«. »Daimler heute für 45 statt 50 Euro.«
Wie kann das denn sein!?
Ganz einfach: Sie schließen ja nur eine Wette auf Daimler ab. Sie bekommen sogar ein bisschen Vorsprung. Die Wette läuft, sagen wir ein Jahr. Das ist die Laufzeit des Zertifikates. Daimler steht heute bei 50 Euro. Sie kaufen das Zertifikat mit einem Abschlag von 5 Euro auf den heutigen Aktienkurs zu, sagen wir, 45 Euro. Sie haben also schon gleich 5 Euro Gewinn gemacht …wenn Daimler in einem Jahr immer noch bei 50 Euro steht. Weil Sie die Daimlerwette so schön billig bekommen, will die Bank natürlich eine Gegenleistung. Sie besteht darauf, dass Sie auf einen Teil Ihrer möglichen Kursgewinne verzichten. Sagen wir mal: auf fast alle. Sie haben nämlich einem sogenannten »Cap« – einem Deckel – zugestimmt. Der liegt in unserem Beispiel bei 52 Euro. Vollkommen egal, wie stark die Daimler-Aktie im kommenden Jahr steigen wird, Sie bekommen maximal 52 Euro zurück, selbst wenn Daimler auf 130 steigt. Sie können also maximal 7 Euro verdienen. 52 Euro Cap abzüglich der bezahlten 45 Euro sind eben 7 Euro Gewinn. Wenn alles gutgeht. Aber wie sieht es aus, wenn der Kurs fällt? Dann ist der Verlust doch bestimmt auch »gedeckelt«, meinen Sie? Leider nein. Die Gewinne geben Sie an die Bank ab, die Verluste dürfen Sie alleine ausbaden, und zwar unbegrenzt. Wenn der Kurs von Daimler in einem Jahr nicht bei 50, sondern bei 20 Euro steht, dann bekommen Sie eben auch nur 20 Euro zurück. Und Schluss ist an der Börse bekanntlich bei null. Sollte Daimler pleitegehen – ich weiß, das ist nicht realistisch; doch auch bei Lehman hat man so gedacht – oder sollte Ihr Wettpartner die Pforten schließen, ist Ihre Kohle im Kamin.
Fassen wir zusammen: Bei einem Discount-Zertifikat wetten Sie auf eine Aktie, Ihre Gewinnchancen sind stark begrenzt, Ihr Verlustrisiko geht bis zum Totalverlust, und das mit doppeltem
Weitere Kostenlose Bücher