Cashkurs
Kinderschar!? Aber … Oh Glück! Sie hatten ja einen Verkaufsoptionsschein erworben, der Ihnen das Recht gibt, diese Unze Gold zu 1000 Euro an die Pfefferminzia-Bank zu verkaufen. Und die Freude wird noch größer, denn diese Optionsscheine sehen gar nicht vor, dass Sie bei der Hauptfiliale der Pfefferminzia-Bank Ihre geliebte Erbmünze abliefern müssen, um das Geld zu bekommen. Sie bekommen Ihren Schaden ersetzt, ohne dass Sie Ihr Gold abgeben müssen. Ist ja bei der Feuerversicherung auch so. Da bringen Sie auch nicht die Trümmer Ihres Hauses mit dem Tieflader zur Versicherungsgesellschaft. Sie verkaufen also einfach Ihren Optionsschein wieder an der Börse. Denn dort ist dieses Recht ja jederzeit handelbar. Und für das Recht, eine Unze Gold zu 1000 Euro zu verkaufen, obwohl Gold gerade mal bei 300 Euro steht, sind die Leute an der Börse gerne bereit, Ihnen 700 Euro zu überweisen.
Also: 700 Euro Schaden an der Goldmünze, 650 Euro mit dem Verkaufsoptionsschein verdient. Lediglich die Versicherungsprämie (50 Euro für den Kauf des Optionsscheins) haben Sie eingebüßt. Das Schönste daran: Ihre Goldmünze haben Sie ja immer noch. Wenn der Preis dann eines Tages wieder steigt … herzlichen Glückwunsch. Bei Ihrem Haus sollten Sie allerdings nicht darauf hoffen, dass es sich von alleine wieder aufbaut.
Ja, aber was passiert denn, wenn Gold weiter steigt? Nochmals herzlichen Glückwunsch, sie sind voll dabei. Denn nehmen wir an, Gold steigt in diesem besagten Jahr auf 2000 Euro. Ihre Goldmünze hat sich im Wert verdoppelt. Und der Optionsschein? Den lassen Sie einfach verfallen. Genauer gesagt: Sie verkaufen ihn an einem der letzten Handelstage vor dem Auslaufen für 1 Cent, das hat aber steuerliche Gründe. Denn: Erinnern Sie sich? Sie haben ja das RECHT erworben, Ihr Gold zu verkaufen. Keine VERPFLICHTUNG ! Also rechnen wir zusammen: Kursgewinn der Münze: 1000 Euro. Bezahlte Versicherungsprämie (Kaufpreis des Optionsscheines) 50 Euro. Gewinn: 950 Euro. Oder besser ausgedrückt: Statt 100 Prozent Gewinn haben Sie nur 95 Prozent Gewinn gemacht und dafür einen gesunden Schlaf gehabt.
Die ungünstigste Variante wäre, dass der Goldpreis nach einem Jahr völlig unverändert bei 1000 Euro liegt. Dann haben Sie die Versicherungsprämie (50 Euro) umsonst bezahlt. Gut, nicht ganz umsonst, denn Sie haben dafür einen ruhigen Schlaf genossen.
Mal ehrlich: Haben Sie am 31.12. schon mal heulend am Küchentisch gesessen mit den Worten: »So ein Mist! Ist die Hütte dieses Jahr wieder nicht abgefackelt. Hab ich die Versicherungsprämie für das Haus wieder umsonst bezahlt! Kinder, wollt ihr nicht noch mal den Christbaum anmachen?«
Aber es wird noch besser. Sie brauchen eine solche »Feuerversicherung« für Ihre Aktien oder Ihr Gold ja nicht immer und zu allen Zeiten. Wenn die Märkte ohnehin tief sind und zu steigen beginnen oder rosige Zeiten an den Märkten allgemeinen Aufschwung verheißen, muss man nicht unbedingt alles versichern. Da kann man, wenn man etwas risikofreudig ist, seine Aktien und Münzen auch mal eine Zeitlang unversichert lassen und sich die Prämie sparen.
Wenn Sie Ihre Hausversicherung anrufen, weil gerade das Waldstück neben Ihnen in hellen Flammen steht und Sie nun doch mal eine Feuerversicherung abschließen wollen, hören Sie vermutlich noch das Schenkelklopfen des Sachbearbeiters, bevor er den Hörer auflegt. Optionsscheine, diese Quasi-Versicherung Ihrer Aktien und sonstiger Anlageformen, können Sie aber selbst dann noch abschließen, wenn – im übertragenen Sinne – bereits die Gartenmöbel brennen. Selbst wenn die Märkte schon beginnen einzubrechen, können Sie noch Optionsscheine erwerben.
Wichtig: Befassen Sie sich bitte ausgiebig mit diesem Thema, bevor Sie aktiv werden. Man muss das Prinzip und die Vorgehensweise wirklich verstanden haben. Wählen Sie die Laufzeit des Optionsscheines so, dass die Zeitspanne, die Sie für besonders riskant halten, abgedeckt ist. Die Preise von Optionsscheinen hängen wie die Prämie der Feuerversicherung immer vom aktuellen Risiko ab. In ruhigen Börsenphasen mit geringen Kursschwankungen ist solch ein Optionsschein natürlich günstiger zu haben, da die Gefahr gering ist, dass der Preis der zugrundeliegenden Anlage (bei unserem Beispiel die Goldmünze) plötzlich stark fällt. In wilden Zeiten ist dieses Risiko höher, also auch gleichsam die Versicherungsprämie (der Preis des Optionsscheines). Es kann also durchaus sinnvoll sein,
Weitere Kostenlose Bücher