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Cassia & Ky – Die Flucht

Cassia & Ky – Die Flucht

Titel: Cassia & Ky – Die Flucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ally Condie
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die eigentlich die Wände in dieser Höhle nicht bemalt?«
    »Eli!«, mahne ich, diesmal strenger. »Schlaf jetzt!«
    Er rollt sich wieder unter einer Decke zusammen, diesmal in der Ecke der Bibliothekshöhle neben uns. Cassia achtet darauf, ihn nicht mit der Taschenlampe zu blenden. Sie hat ihre Haare im Nacken zusammengedreht, damit sie ihr nicht ins Gesicht fallen, und um ihre Augen liegen dunkle Schatten vor Müdigkeit.
    »Du solltest dich auch ausruhen«, rate ich.
    »Nein!«, erwidert sie. »Hier ist irgendetwas, und ich muss es finden.« Sie lächelt mich an. »Genauso war es, als ich auf der Suche nach dir war. Manchmal glaube ich, meine wahre Stärke zeigt sich erst, wenn ich nach etwas suche.«
    Das stimmt. So ist sie. Das liebe ich an ihr.
    Deswegen musste ich sie anlügen, als es um Xanders Geheimnis ging. Wenn ich ihr die Wahrheit gesagt hätte, hätte sie nicht geruht, bis sie herausgefunden hätte, was es ist.
    Ich stehe auf und sage zu Cassia: »Ich gehe zu Indie und helfe ihr.« Es wird Zeit, herauszufinden, was Indie verbirgt.
    »In Ordnung«, sagt Cassia, hebt die Hand vom Buch und blättert die Seite, die sie gerade gelesen hat, um, ohne sie zu markieren. »Sei vorsichtig.«
    »Natürlich«, verspreche ich. »Ich komme bald wieder.«
     
    Indie ist nicht schwer zu finden. Ein flackerndes Licht in einem der Häuser unten verrät sie, wie ich es mir schon gedacht habe. Ich klettere den vom Regen rutschigen Bergpfad hinunter.
    Als ich das Haus erreicht habe, schaue ich zuerst zum Fenster hinein. Die Glasscheibe ist milchig und im Rahmen verzogen vor Alter und Feuchtigkeit, aber ich kann Indie im Inneren erkennen. Die Taschenlampe liegt neben ihr, und sie hält etwas anderes Leuchtendes in der Hand.
    Ein Miniterminal.
    Sie hört mich kommen. Ich schlage ihr das Terminal aus der Hand, greife aber nicht rechtzeitig danach. Das Terminal fällt auf den Boden, ohne jedoch zu zerbrechen. Indie seufzt erleichtert auf und sagt: »Nur zu. Schau’s dir an, wenn du willst.«
    Sie spricht mit leiser Stimme, aus der ich eine tiefe Sehnsucht heraushöre, untermalt vom Rauschen des Flusses in der Schlucht. Indie legt mir eine Hand auf den Arm. Ich erlebe zum ersten Mal, dass sie jemanden absichtlich berührt, und es hält mich davon ab, das Miniterminal auf die Bodendielen zu werfen und zu zerschmettern.
    Ich schaue den Bildschirm an, und ein vertrautes Gesicht erwidert meinen Blick.
    »Xander!«, sage ich überrascht. »Du hast ein Bild von Xander. Aber wie …« Da dämmert es mir. »Du hast Cassias Mikrochip gestohlen!«
    »Das war es, was sie für mich im Flugschiff versteckt hat«, antwortet Indie ohne eine Spur von Schuldbewusstsein. »Sie wusste es nicht. Ich habe ihn zwischen ihre Tabletten geschoben und so lange behalten, bis ich endlich die Gelegenheit hatte, mir anzusehen, was darauf ist.« Sie greift nach dem Terminal und schaltet es ab.
    »War es das, was du in der Bibliothekshöhle gefunden hast?«, frage ich sie. »Das Miniterminal?«
    Sie schüttelt den Kopf. »Nein, das habe ich gestohlen, bevor wir in die Schluchten geflüchtet sind.«
    »Wie denn?«
    »Ich habe es am Abend vor unserem Aufbruch dem Anführer der Jungen im Dorf abgenommen. Er hätte besser aufpassen sollen. Alle Aberrationen sind geschickte Diebe.«
    Nicht alle, Indie
, denke ich.
Nur manche von uns.
    »Weiß die Gesellschaft, wo wir sind?«, frage ich. »Kann sie uns über das Terminal lokalisieren?« Vick und ich waren nie ganz sicher, was die Miniterminals alles können.
    Indie zuckt mit den Schultern. »Nein, ich glaube nicht. Aber die Gesellschaft kommt uns sowieso auf die Spur, nach dem, was in der Kaverne geschehen ist. Mir ging es aber eigentlich gar nicht um das Miniterminal, sondern ich wollte dir etwas ganz anderes zeigen. Ich habe mir nur die Zeit vertrieben, bis du kamst.« Ich setze zu einem Vorwurf an, weil sie Cassia den Mikrochip gestohlen hat, aber schon greift Indie in ihren Rucksack und zieht ein zusammengefaltetes Stück dicken Stoff heraus. Segeltuch.
    »Das hier solltest du dir ansehen.« Sie faltet den Stoff auseinander. Es ist eine Karte! »Ich glaube, das ist der Weg zur Erhebung«, erklärt sie. »Schau mal.«
    Die Beschriftung der Karte ist verschlüsselt, die Landschaft jedoch vertraut: die Ausläufer der Schluchten und die Ebene dahinter. Doch anstatt der Berge, in die die Farmer gezogen sind, zeigt diese Karte mehr von dem Fluss, an dem Vick gestorben ist. Er fließt quer durch die Ebene und endet am

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