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Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel

Titel: Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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    1. K APITEL
     
    H EIMKEHR
     
     
     
    Um mich herum verschwamm das riesige Haus im Dunkel, verlassen und voller Rätsel. Schatten flüsterten von Geheimnissen, von Ereignissen, die besser vergessen blieben, sie raunten von Gefahren. Aber kein Wort davon, was mir am wichtigsten war: Geborgenheit und Sicherheit. Es war das Haus meiner verstorbenen Mutter, ihr Elternhaus, das heißersehnte Haus, das nach mir gerufen hatte, als ich noch in der Berghütte in den Willies lebte. Laut und süß hatte es in meinen Kinderohren geklungen, hatte mich mit Träumen von all dem Glück, das auf mich wartete, verzaubert – wenn ich endlich einmal dort sein würde. Hier, in diesen märchenhaften Räumen voller Träume, würde ich meinen Schatz finden, die Liebe einer echten Familie, wie ich sie bisher nie erlebt hatte. Kultivierte Lebensart, Wissen und gute Erziehung würden zu mir gehören und Sorgen, Spott und Verachtung wären endlich vorbei. Wie eine Braut wartete ich auf alle diese wunderbaren Dinge – aber nichts geschah. Während ich hier, auf ihrem Bett, saß, tauchten sie wieder auf, die quälenden Gedanken, die schon immer in den dunkelsten Ecken meines Gehirns gehaust hatten. Und Schuld daran war die Atmosphäre in ihrem Raum!
    Warum war meine Mutter aus so einem Haus weggelaufen?
    Da war diese kalte Winternacht vor vielen Jahren, in der mich meine arme Großmutter auf einen Friedhof führte. Dort erzählte sie mir, ich sei nicht Sarahs Erstgeborene. Sie zeigte mir das Grab meiner Mutter, meiner wirklichen Mutter, einer jungen Schönheit, die aus Boston weggelaufen war. Leigh.
    Arme, harmlose, unschuldige Großmutter mit ihrer unerschütterlichen Seele. Felsenfest war sie davon überzeugt, ihr jüngster Sohn Luke wäre früher oder später der richtige Mann, um den gebrandmarkten, lächerlichen Ruf der Casteels wiederherzustellen. »Lumpenpack«, hörte ich es wie Kirchenglocken durch die Dunkelheit dröhnen, »taugt nichts, wird nie was taugen, keiner von denen…« Und ich hielt mir die Ohren zu, um das Dröhnen zu ersticken. Eines Tages würde Großmutter auf mich stolz sein, obwohl sie schon tot war. Eines Tages würde ich wieder in die Willies kommen mit einem Stapel hervorragender Zeugnisse, würde mich vor ihr Grab knien und ihr alles erzählen. Und Großmutter wäre glücklicher als je im Leben. Ich zweifelte nicht im geringsten, daß Großmutter vom Himmel dann auf mich herunterlächeln würde, denn endlich wüßte sie, daß wenigstens ein Casteel die High School, das College bestanden hätte…
    Was war ich doch für ein naives Unschuldslamm, mit so großen Hoffnungen hier anzukommen!
    Es war alles furchtbar schnell gegangen: Die Landung mit dem Flugzeug, meine fürchterliche Aufregung, den Weg durch den überfüllten Flughafen zum Gepäckband zu finden – alles ganz normale Dinge, die auch ich mir einfach vorgestellt hatte. Aber sie waren es nicht. Sogar nachdem ich meine beiden blauen Koffer, die erstaunlich schwer zu sein schienen, gefunden hatte, war ich verwirrt. Nervös und völlig verunsichert sah ich mich um. Wenn nun meine Großeltern gar nicht gekommen waren? Wenn sie ihre Meinung geändert hätten, eine unbekannte Enkelin in ihre reiche, gesicherte Welt aufzunehmen? So lange waren sie ohne mich ausgekommen, warum also nicht für immer? Wartend stand ich da, und während Minuten vergingen, war ich sicher, sie würden nie kommen. Selbst als ein auffallend gutaussehendes Paar mit der teuersten Kleidung, die ich je gesehen hatte, auf mich zukam, blieb ich wie angewurzelt stehen, unfähig zu glauben, daß nach allem Gott mir doch noch etwas anderes außer Unglück schenken würde. Der Mann lächelte als erster und musterte mich eindringlich. Seine hellblauen Augen funkelten wie goldene Kerzen durch ein Fenster am Weihnachtsabend. »Also, Sie müssen Fräulein Heaven Leigh Casteel sein«, begrüßte mich der lächelnde blonde Mann. »Ich hätte Sie in jedem Fall erkannt. Sie gleichen Ihrer Mutter, bis auf die dunklen Haare.«
    Innerlich zitterte ich vor Freude, doch dann sank mein Mut. Mein Fluch, meine dunklen Haare, das Erbe meines Vaters verdarb schon wieder meine Zukunft.
    »Bitte, bitte, Tony«, flüsterte die schöne Frau an seiner Seite, »erinnere mich nicht an meinen Verlust…«
    Das war sie also, die Großmutter meiner Träume: Zehnmal so schön wie ich es mir ausgemalt hatte. Ich hatte gedacht, die Mutter meiner Mutter wäre eine bezaubernde, grauhaarige ältere Dame. Aber nie hatte ich

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