Casteel-Saga 02 - Schwarzer Engel
glücklichsten, wenn Fanny außer Sichtweite war?«
Sensibel und liebevoll wirkte er, wie er so im strahlenden Sonnenschein vor mir stand. Ich legte den Kopf an seine Brust und versuchte, mit dem Weinen aufzuhören. Dann gingen wir alle drei zum Auto.
»Du hattest nicht recht mit deiner Behauptung, ich würde dich nicht brauchen«, meinte Logan, als wir schon fast zu Hause waren.
Das Rauschen der Blätter, der Wind im Gras und der Duft der Wildblumen heilten mich mehr als alle Worte. Überall wohin ich schaute, sah ich Toms grüne Augen. Wenn ich unsicher war, hörte ich ihn im Geist reden, wie er mir Mut machte, weiterzugehen und Logan zu heiraten – aber er riet mir auch, die Berge und Täler zu verlassen, sobald Großpapa tot war.
Am sechzehnten Oktober begruben wir Großpapa neben seiner geliebten Frau Annie. Alle standen wir in einer Reihe, alle Castells: Pa, Stacie, Drake und Fanny, dazu noch alle Bewohner von Winnerow. Toms tapferes Verhalten hatte ihnen Respekt abgenötigt, nicht etwa mein Geld, meine Ausbildung, meine Kleider oder mein neues Auto.
Ich senkte den Kopf und weinte, als ob Großpapa wirklich mit mir verwandt gewesen wäre. Bevor wir vom Grab weggingen, streckte Pa seine Hand nach mir aus. »Mir tut so vieles leid«, sagte er freundlich und leise, wie ich es nie von ihm erwartet hätte. »Ich wünsche dir viel Erfolg und Glück bei allem, wozu du dich entschließt. Und ich hoffe, mehr als alles andere, daß du hin und wieder bei uns vorbeischaust.«
Seltsam, erst jetzt konnte ich dem Mann in die Augen sehen, von dem ich geglaubt hatte, ich würde ihn immer hassen und nichts für ihn empfinden.
Ich wußte nicht, was ich sagen sollte. Ich konnte nur nicken.
In einem einsamen, riesigen Haus wartete noch ein Vater auf meine Rückkehr. Während ich auf dem Hügel stand und mich umsah, wußte ich, eines Tages würde ich nach Farthinggale Manor zurückkehren. Aber dann würde ich weder eine Casteel noch eine Tatterton sein.
Logan sah mich voller Liebe an. Und jetzt wußte ich, er würde mit mir kommen. Und ich wußte auch, ich würde eine Stonewall sein.
Ein Leben in Luxus und Geborgenheit, ein schönes Haus, eine richtige Familie – alles, was Heaven Leigh Casteel sich erträumt hat, scheint plötzlich in Erfüllung zu gehen: Ihre reiche Großmutter holt die Enkelin zu sich. Doch irgend etwas stimmt nicht mit den Bewohnern des großen Hauses in Boston…
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