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Castello Christo

Titel: Castello Christo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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schüttelte nur ungläubig den Kopf.
    »Ich hoffe nur, Sie sind nicht hier unten herumgetrampelt und haben so mögliche Spuren unbrauchbar gemacht.«
    Der Polizist schüttelte heftig den Kopf.
    »Wer hat sie gefunden?«, wollte Varotto wissen. Fast gleichzeitig lösten sich auf beiden Seiten seiner Stirn kleine Rinnsale Schweiß und liefen ihm übers Gesicht.
    »Ich«, antwortete der Mann.
    »Sie? Und was hatten Sie hier unten zu suchen?«
    »Auf unserer Dienststelle ist ein anonymer Anruf eingegangen. Eine Männerstimme erklärte, wir würden hier zwei Tote finden. Ich fuhr mit Luca, das ist mein Kollege, gerade in der Nähe Streife.«
    »Und warum ist nicht als Erstes die Mordkommission informiert worden?«
    Varottos Stimme hatte schneidend geklungen. Es war deutlich zu hören, wie der Polizist schluckte.
    »Wir bekommen öfter Anrufe, die sich als dummer Scherz herausstellen, Commissario«, stotterte er. »Wir wollten vermeiden, dass Sie   ... den Weg umsonst machen.Wo Sie doch gerade jetzt genug zu tun haben. Diese Mordserie . . .«
    Matthias trat einen Schritt näher an den Commissario heran, der leicht schwankte. »Ich muss mit Commissario Varotto was aus dem Wagen holen. Warten Sie hier. Wir sind gleich zurück.«
    Mit diesen Worten drängte er Varotto in Richtung Wendeltreppe. Zwei Minuten später waren sie an der frischen Luft, wo der Commissario über den Vorplatz zur Balustrade wankte, von der aus man auf das Forum hinabblicken konnte. Mit geschlossenen Augen atmete er einige Male tief durch. Nach einer Weile öffnete er die Augen wieder und sah Matthias an, der neben ihn getreten war.
    »Danke. Mir war plötzlich ganz flau im Magen; schätze mal, ich vertrage den Modergeruch nicht.«
    Matthias nickte. »Ja, wahrscheinlich.«
    Es war offensichtlich, dass der Deutsche ihm die Erklärung nicht abnahm, aber er sagte kein Wort dazu, und Varotto war ihm dankbar dafür.
    »Wissen Sie, was für ein Raum das ist, in dem die beiden liegen?«, fragte er. »Der Mamertinische Kerker. Darin sollen schon Petrus und Paulus gefangen gehalten worden sein.«
    Im selben Moment hielt ein Kleintransporter vor der Kirche.
    »Ah, die Herren von der Spurensicherung«, sagte Varotto laut und ging dann energischen Schrittes auf die Männer in den weißen Schutzanzügen zu, die aus dem Wagen stiegen. Nichts deutete mehr darauf hin, dass er sich kurz zuvor fast nicht mehr auf den Beinen hatte halten können.
     
    Eine Viertelstunde später flammten endlich zwei Scheinwerfer in dem feuchten Kerkergewölbe auf. Sie waren so an der rückseitigen Wand postiert worden, dass sie den Altar mit den beiden Toten davor wie eine Bühne anstrahlten.
    Der Tote in der Rolle Jesu trug das gleiche sackartige Gewand wie die anderen vor ihm. Er lag auf dem Bauch, und sein wachsbleiches Gesicht mit der Dornenkrone war der jungen Frau zugewandt, die links neben ihm kniete. Bekleidet war sie mit einem gerade geschnittenen weißen Kleid, das in der Hüfte mit einer goldenen Schärpe gegürtet war. Ein Kleid, wie es durchaus eine Frau vor zweitausend Jahren getragen haben könnte. Sie saß auf den Fersen, ihr Oberkörper war leicht nach vorne gebeugt, und in den Händen hielt sie ein großes weißes Tuch, das sie dem Mann hinzuhalten schien: die sechste Station des Kreuzweges.
    Während Varotto neben den Toten in die Hocke ging, sah Matthias sich in dem Raum um. Der Altar aus grauem Stein war mit kleinen Säulen umrahmt, und in seiner Vorderseite war eine quadratische Platte aus rotem Marmor eingelassen, die ein schwarzes, auf dem Kopf stehendes Kreuz zierte: ein Petruskreuz, wie man es in vielen Kirchen fand, die dem Apostel geweiht waren. Über dem Altar verlief ein goldfarbenes Relief mit einer Taufszene, und links daneben stand ein Feuerkorb. Die Männer der Spurensicherung beobachteten Varotto, dessen Blick immer wieder über die beiden Leichen wanderte, als versuchte er, sich jedes Detail der Szenerie einzuprägen. Erst als der Commissario sich seufzend aufrichtete, machten sie sich an die Arbeit.
    »Die Frau wird sich anfühlen wie Stein, Dottore«, sagte er zu dem Gerichtsmediziner und drehte sich dann zu Matthias um, der sich noch immer im Hintergrund hielt. »Möchten Sie die beiden nicht näher betrachten?«
    »Muss nicht sein«, antwortete der knapp. »Haben Sie auch das kleine Kreuz entdeckt?«
    Varotto zog die Augenbrauen hoch. »Wenn Sie näher kommen würden, könnten Sie es selbst sehen. Es liegt unter seiner rechten Schulter. Oder

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