Castillo der Versuchung
könnte, einer Frau beim Essen zuzusehen. Doch jetzt war er vollkommen fasziniert. Sophie aß einfach mit den Fingern und leckte sie sich danach wie ein Kätzchen.
„Worüber möchtest du sprechen?“, fragte sie schließlich gut gelaunt, leerte ihr Glas Champagner und ließ sich in die Kissen sinken.
„Meine steife, gute Erziehung verbietet mir, dich zu fragen, wieso du und deine Schwester unterschiedliche Väter haben“, gestand Antonio.
Sophie erstarrte, versuchte allerdings, ihre Anspannung mit einem Lächeln zu überspielen. „Das ist ganz einfach. Unsere Mutter Isabel ist viel allein gewesen, weil Belindas Vater beruflich oft in Übersee zu tun hatte. Mein Vater war Anstreicher, und sie lernten sich kennen, während er ihr Haus strich. Als ich einen Monat alt war, kehrte sie zu ihrem Ehemann zurück und ließ mich bei Dad zurück.“
„Das muss aber hart für deinen Vater gewesen sein.“
„Für Geld tut Dad so ziemlich alles, und Isabel hat ihm welches geschickt, bis ich sechzehn war. Sie hat mich niemals besucht. Von den Alimenten abgesehen, hat sie einfach so getan, als hätte es die Affäre und mich niemals gegeben.“ Trotzig schob Sophie ihr Kinn vor, doch in ihren grünen Augen glitzerte es verdächtig.
„Wahrscheinlich hat sie sich für ihr Verhalten geschämt“, versuchte Antonio Sophie zu trösten. Als das nicht half, legte er seine Hand auf ihre. Es geschah ganz instinktiv und war für ihn doch sehr ungewöhnlich. „Du bist auch ohne sie sehr gut klargekommen, querida .“
„Glaubst du das wirklich?“, fragte sie. Antonio war ihr jetzt so nah, dass sie Mühe hatte, normal zu atmen.
„Es prägt einen, aber man zerbricht nicht daran“, flüsterte er, beugte sich zu ihr hinunter und fuhr ihr mit dem Zeigefinger ganz leicht über die Lippen. Gleich darauf spürte sie, wie sich ihre Locken unter seinem Atem bewegten. Sie lag ganz still da, aber ihr Herz pochte wie wild. Das Handtuch begann, sie zu beengen, aber gleichzeitig verspürte sie eine ungeahnte Energie. All ihre Sinne waren auf Antonio gerichtet, und sie hatte das Gefühl, sie würde den Verstand verlieren, wenn er sie nicht gleich küsste.
Mit dem Daumen strich er ihr eine Strähne aus der Stirn. Seine Berührung war federleicht, kaum merklich, und doch steigerte sie Sophies Erregung ins Unermessliche. Antonio schaute ihr tief in die Augen.
„Ich liebe dein Haar …“, sagte er jetzt. „Es scheint ein Eigenleben zu führen.“
„Antonio …“, flüsterte Sophie und räkelte sich auf den Kissen, wobei die letzten Strahlen der Abendsonne ihr Haar zum Leuchten brachten. Sie wusste, dass sie sich unerhört schamlos benahm, aber sie wurde von einer Sehnsucht getrieben, die stärker war als jede Vernunft.
Sein Atem streifte ihre Wange, doch Antonio nahm sich Zeit und ließ seine Lippen ganz sanft über ihre gleiten. Sophies Verlangen war unbändig. Sie schien ihn mit jeder Faser ihres Körpers zu begehren. Unwillkürlich versuchte sie, ihn an sich zu ziehen. Doch er widerstand, sah mit einem Blick aus glänzenden Augen lächelnd zu ihr hinunter und sagte dann: „Nicht so stürmisch, es muss ja nicht immer gleich die Hauruckmethode sein.“
Sophie kam sich dumm vor, rollte blitzschnell von ihm weg und setzte sich auf. „Und ich bin kein Zirkusäffchen!“
Auch Antonio richtete sich auf. „Por dios “, sagte er dann erschrocken, „ich wollte dich doch nur necken.“
„Nein, das stimmt nicht, du hast dich über mich lustig gemacht! Nun, bevor ich zu stür…“ Doch weiter kam sie nicht, denn Antonio nahm sie einfach wieder in die Arme.
„Du könntest niemals zu stürmisch für mich sein, quer ida. Du machst mich so verrückt, dass ich gar nicht denken kann, wenn ich in deiner Nähe bin.“
Sophie, die eigentlich kurz davor gewesen war, sich wieder loszumachen, sah ihn erstaunt an. „Wirklich?“
Behutsam umfasste er ihr Kinn und zwang sie, zu ihm aufzusehen. „Mein Herz ist lichterloh für dich entbrannt, querida .“
Sie spürte, dass er die Wahrheit sagte, und begann zu zittern. „Dann hör auf, Spielchen mit mir zu spielen.“
„Ich spiele nicht mit dir.“ Antonio gab ihr einen langen, innigen Kuss, sodass sie sich an seinen Armen festhalten musste, weil ihr ganz schwindelig wurde. „Glaub mir“, sagte Antonio dann, „damit habe ich nicht gerechnet …“
„Man kann eben nicht alles voraussehen“, entgegnete Sophie.
„Doch“, schimpfte er leise, „normalerweise ist das meine große
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