Castillo der Versuchung
habe ein Kindermädchen engagiert, das dir mit Lydia zur Hand gehen soll.“
„Solange ich die Frau mag, ist das okay“, murmelte Sophie, war aber insgeheim froh. Nur zu oft war sie bislang auf Norahs Hilfe angewiesen gewesen. Ein Kindermädchen wäre ein wahrer Luxus.
Der Chauffeur parkte die Limousine im Schlosshof, in dem zahlreiche Palmen in großen Steinamphoren standen. Das sanfte Licht der Abendsonne beschien die Arkaden und Säulengänge, die sich an drei Seiten des Gebäudes befanden. Neben der offen stehenden riesigen Eingangstür des Castillo, die den Blick auf einen auf Hochglanz gewienerten Boden freigab, schossen glitzernde Wasserfontänen aus einem Springbrunnen.
Mit Lydia auf dem Arm überschritt Sophie die Schwelle und blieb wie angewurzelt stehen, als sie all die Menschen in der Eingangshalle sah. Doch Antonio umfasste beruhigend ihren Ellbogen und schob sie weiter, um eine elegante alte Dame zu begrüßen, die allerdings keine Miene verzog.
„Meine Großmutter, Doña Ernesta … Sophie.“
Die alte Dame nickte hoheitsvoll und sagte, es sei ihr eine große Freude, ihren Enkel, seine Braut und ihre Urenkelin zu Hause begrüßen zu dürfen. Aber Sophie ließ sich nicht täuschen. Sie wusste, dass sie als Antonios Braut hier im Castillo genauso unbeliebt war wie die böse Fee im Märchen. Rasch widmete Doña Ernesta ihre Aufmerksamkeit Lydia, wobei sich das Gesicht der alten Frau sogar erhellte. Schließlich wurde Sophie ein junges, herzlich lächelndes Kindermädchen vorgestellt, und danach begrüßten sämtliche Angestellte Lydia begeistert.
„Du musst entsetzlich hungrig sein“, sagte Antonio plötzlich zu Sophie und führte sie eine alte Steintreppe hinauf.
„Ja …“ Sophie seufzte.
„Ich habe dich verärgert. In der Hoffnung, dich wieder versöhnlich zu stimmen, habe ich angeordnet, dass man dir in deiner Suite das Abendessen aufträgt. Ich möchte, dass du hier im Castillo glücklich bist.“
„Da ist deine Großmutter sicher anderer Ansicht.“
„Schade, dass sie dich damals auf Pablos Hochzeit nicht kennengelernt hat. Aber sie wird sich schon bald daran gewöhnen, dass wir verheiratet sind.“
Sophie war da weniger zuversichtlich.
„Übrigens wollte ich dir noch sagen, dass ich niemandem von unserem Handel erzählt habe.“
„Soll das heißen, deine Großmutter denkt … wir seien richtig verheiratet?“, fragte Sophie entsetzt. „Du solltest ihr die Wahrheit sagen.“
„Das würde die Angelegenheit nur verkomplizieren. Glaube mir, ich kenne meine Familie.“
Sophie verstand Antonios Gründe, konnte seiner Großmutter ihre Verärgerung aber nicht verübeln. Antonio war einfach wie ein Prinz, der eine Prinzessin verdient hatte …
Im oberen Geschoss angekommen, zeigte ihr Antonio ein riesiges, wunderschön eingerichtetes Wohnzimmer, das an ein großes Schlafzimmer angrenzte, das wiederum in ein angegliedertes Bad überging.
„Ist das alles nur für mich?“, rief Sophie erstaunt.
„Ja, das Dinner wird in vierzig Minuten hier serviert. Dabei habe ich zusammenstellen lassen, was du gern isst.“
„Aber du weißt doch gar nicht, was ich mag.“
„Ich habe Mrs. Moore angerufen, um es herauszufinden, querida .“ Antonio sah ihr ernst in die Augen. „Du hast heute kaum etwas gegessen, und ich bin schuld. Ich will, dass du dich entspannst und im Castillo zu Hause fühlst.“
Seine Besorgnis um ihr Wohlergehen tat gut. Lächelnd sog Sophie die leichte, angenehme Zitrusnote seines Aftershaves ein. Sie hatte sich schon richtig daran gewöhnt. Schon wieder spürte sie ein leises Verlangen in sich aufsteigen, und es wurde ihr schmerzlich gegenwärtig, wie empfänglich sie noch immer für Antonio war. Gern hätte sie sich an ihn gelehnt und den Augenblick ausgekostet, da er ihr so zugetan schien. Doch dann rief sie sich selbst zur Ordnung. Sie musste endlich vernünftig werden. „Einverstanden: Wenn ich mich hier zu Hause fühlen soll, nehme ich erst einmal ein Bad. Aber zuvor solltest du mir noch sagen, wo Lydia ist, damit ich nachsehen kann, ob es ihr auch gut geht.“
Für den Bruchteil einer Sekunde wirkte Antonio sehr angespannt. Sein sonst so strahlender Blick trübte sich, während er gegen den Wunsch ankämpfte, Sophie in die Arme zu schließen. Diese Frau brachte ihn fast um den Verstand. Sie brauchte nur zu erwähnen, dass sie baden wollte und … Noch nie hatte er sich so ohnmächtig gegenüber seinem eigenen Begehren gefühlt. Es war ein neues und nicht
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