Castle Hill - Stuermische Ueberraschung
deshalb hier?«
Ich nickte und versuchte, den Kloß im Hals und meine aufsteigenden Tränen zu ignorieren, während ich an die letzten Tage dachte. Unsere Wohnung war neuerdings so still und kalt – wie mein ganzes Leben. Ellie und Adam wollten nicht zwischen die Fronten geraten, also hielten sie sich komplett aus der Sache heraus. Ellie musste Elodie wohl ebenfalls davon überzeugt haben, denn ich hatte noch nichts von ihr gehört. Ich hatte ein paar SMS von meinen Freundinnen bekommen, aber keine wollte das Problem beim Namen nennen. »Es steht wie eine riesige Wand zwischen Braden und mir.«
»Es oder Sie?«
»Also, genaugenommen er .« Ich zuckte hilflos mit den Schultern. »Als ich vermutet habe, schwanger zu sein, hatte ich ziemliche Angst. Und als sich dann rausgestellt hat, dass ich tatsächlich schwanger bin, wurde diese Angst auf einmal riesengroß. Aber das ist gar nicht das eigentliche Problem. Ich … ich brauchte ein bisschen Abstand, wollte mich zurückziehen, um das Ganze zu verarbeiten, aber bevor ich Gelegenheit dazu hatte, ist Braden aufgetaucht. Ich habe ihm erzählt, was los ist, er hat mein Gesicht gesehen und ist sofort … vom Schlimmsten ausgegangen.«
»Vom Schlimmsten?«
»Dass ich mich nicht freue. Dass ich kein Kind mit ihm will. Er ist so wütend, so verletzt, dass er mir keine Chance gegeben hat, ihm irgendwas zu erklären. Bis jetzt nicht.«
»Was würden Sie ihm denn sagen, wenn er Ihnen die Chance gäbe?«
Ich presste die Hände fester auf meinen Bauch. »Dass unser Kind mir mehr bedeutet als alles andere auf der Welt. Dass es mir ganz einfach Angst macht, so viel für jemanden zu empfinden, und dass sich das vielleicht niemals ändern wird. Aber dass ich mein Bestes versuche. Dass ich nach wie vor Angst habe, Angst davor, es zu vermasseln, aber dass ich es will – ich will es mit ihm zusammen schaffen. Ich brauchte bloß Zeit, mir darüber klarzuwerden, was genau ich empfinde.«
»Und was ist das?«
Ich lächelte über die traurige Ironie. »Ich war gelähmt vor Glück.«
»Glauben Sie immer noch, dass auf alles Gute etwas Schlechtes folgt?«
»Schon lange nicht mehr.« Ich schüttelte den Kopf. »Aber das hier hat mich total überfordert. Ich hatte einen Rückfall.«
»Joss, es ist Ihr gutes Recht, so zu empfinden. Sie sind sich dessen bewusst und arbeiten daran. Mehr kann niemand von Ihnen verlangen.«
Wir schwiegen einen Moment, während ich die beiden Ringe betrachtete und sie am Finger hin- und herdrehte. »Er hat mich verletzt«, wisperte ich, unwillig, es laut auszusprechen.
»Braden?«
Ich nickte.
»Er ist nicht vollkommen, Joss. Sie haben immer schon gewusst, dass er ein Familienmensch ist. Es muss hart für ihn sein, sich zu fragen, ob er womöglich eine Frau geheiratet hat, die unglücklich darüber ist, dass sie ein Kind – sein Kind – bekommt.«
»Aber er lässt mich ja nicht mal erklären.«
Sie legte den Kopf schief und schenkte mir ein kleines ermutigendes Lächeln. »Vielleicht hat er Angst vor dem, was Sie ihm sagen könnten. Sie müssen ihn zwingen, Ihnen zuzuhören.«
»Das würde ich ja … aber …«
»Joss …«
»Immer wenn er nicht da ist, gebe ich mir selbst die Schuld«, gestand ich. »Meine Reaktion … ich kann schon verstehen, warum er sich so verhält. Aber wenn er vor mir steht und durch mich hindurchsieht, als wäre ich Luft, wenn er nicht mal zulässt, dass ich ihn anfasse, weil ihm das so unerträglich ist, dann hasse ich ihn fast. Ich fühle mich so allein.« Tränen liefen mir über die Wangen. »Und er hat mir versprochen, dass ich mich nie wieder allein fühlen muss.«
Dr. Pritchard lehnte sich zu mir und reichte mir ein paar Papiertaschentücher. Tröstend drückte sie meine Hand. »Sie müssen dieses Gefühl lange genug zurückstellen, um mit ihm zu reden. Es handelt sich um ein Missverständnis, um mangelnde Kommunikation. Sie beide haben zu viel gemeinsam durchgestanden, um sich von so was aus der Bahn werfen zu lassen.«
Ich nickte, während ich mir die Tränen abwischte.
»Und, Joss?«
»Ja?«
Sie lächelte freundlich. »Herzlichen Glückwunsch.«
Sie war die Erste, die mir das von Angesicht zu Angesicht sagte, und obwohl ich selbst die Schuld daran trug, dass es bisher niemand getan hatte, war es trotzdem schön, es zu hören. »Danke.«
***
Ich schaltete den Laptop aus, nachdem ich so ziemlich jeden Ratgeber für Erstlingsmütter bestellt hatte, der auf Amazon zu haben war. Nach meiner Sitzung
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