Cathérine de Montsalvy
empfangen, und ging dann wieder zu ihren Reisegefährten. Als MacLaren die schwarzgekleidete Dame von Carlat unter dem Portal der Basilika im Glanz der roten Strahlen der aufgehenden Sonne erblickte, zuckte er heftig zusammen. Eine ärgerliche Furche grub sich zwischen seine hellen Brauen, während dumpfe Freude in Gauthiers grauen Augen glomm. Seit zwei Tagen hatte der Normanne den Mund nicht aufgetan. Er ritt abseits, als letzter des ganzen Trupps, mit gesenkter Stirn und verschlossenem Gesicht, obwohl Cathérine sich bemühte, ihn in ihre Nähe zu rufen. Die junge Frau hatte es aufgegeben, sich etwas vorzumachen. Der Haß, der zwischen dem Waldmenschen und dem Mann der Hochebene gärte, war fast greifbar.
Aber bevor der Leutnant reagiert hatte, war Gauthier zu Cathérine geeilt.
»Ich bin glücklich, Euch wiederzusehen, Dame Cathérine«, sagte er, als habe er sie schon viel länger als nur eine Nacht nicht gesehen. Dann hatte er ihr mit dem Stolz eines Königs seine geschlossene Faust angeboten, damit sie ihre Hand darauf legte. Seite an Seite waren sie zum Detachement zurückgekehrt. MacLaren sah sie kommen, die Fäuste in den Hüften, eine nichts Gutes verheißende Falte im Mundwinkel. Als sie nahe herangekommen war, maß er Cathérine von Kopf bis Fuß.
»Wollt Ihr in diesem Aufzug zu Pferd steigen?«
»Warum nicht? Reisen die Frauen vielleicht in einem anderen Kostüm? Ich bat um Männerkleidung, weil mir dies praktischer erschien, aber ich habe eingesehen, daß es ein Irrtum war.«
»Irrtum – das ist Euer Schleier! Ein so reizendes Gesicht verbirgt man nicht!«
Nonchalant hob er mit einem Finger das zarte Bollwerk aus Musselin, aber Gauthiers Hand legte sich auf sein Handgelenk und umschloß es wie eine eiserne Klammer.
»Laßt das, Messire«, sagte der Normanne ruhig, »wenn Ihr nicht wollt, daß ich Euch den Arm breche.«
MacLaren ließ nicht los und begann zu lachen.
»Du fängst an, lästig zu werden, Halunke! Hallo! Ihr da …«
Doch ehe die Soldaten sich auf Gauthier stürzen konnten, warf sich Bruder Etienne, der gerade aus dem Gotteshaus trat, zwischen MacLaren und den Normannen. Eine seiner Hände legte sich auf Gauthiers Gelenk, die andere auf die Hand des Schotten, die, welche den Schleier hielt.
»Laßt los, beide! Im Namen des Herrn … und im Namen des Königs!«
So groß war die Autorität, die in der ruhigen Stimme des Mönches schwang, daß die beiden Männer, gebändigt, ihm mechanisch gehorchten.
»Dank, Pater«, sagte Cathérine mit einem Seufzer der Erleichterung. »Brechen wir endlich auf, denn wir haben schon zuviel Zeit verloren. Und was Euch betrifft, Sire MacLaren, so hoffe ich, daß Ihr Euch in Zukunft anständig betragt, wie es einem Chevalier einer Dame gegenüber geziemt.«
Statt einer Antwort beugte sich der Schotte hinunter und bot der jungen Frau seine beiden verschränkten Hände, damit sie ihren Fuß auf sie setze. Dies war das stillschweigende Eingeständnis seiner Niederlage und gleichzeitig eine chevalereske Geste der Unterwerfung. Cathérine lächelte triumphierend, und mit einer Bewegung, deren unbewußte Koketterie sie nicht erwog, warf sie den Schleier über ihre hohe Haube zurück. Ihr Blick tauchte für einen Moment in die hellblauen Augen des jungen Mannes. Was sie in ihnen las, ließ ein schwaches Rot in ihre Wangen steigen. Dann setzte sie ihre Stiefelspitze leicht auf seine verschränkten Hände und schwang sich auf die Kruppe des Pferdes. Der Friede war wiederhergestellt. Jeder tat es ihr nach, und man verließ Mauriac, ohne daß jemand bemerkte, daß Gauthier sich wieder in sich selbst zurückgezogen hatte.
Dieser Vorfall übrigens sollte zum Vorspiel einer wesentlich ernsteren Angelegenheit werden. Gegen Ende des Vormittags erreichte der Reitertrupp Jaleyrac. Der dichte Waldbestand hörte hier mit einem Schlag auf; mitten zwischen gut gehaltenen Feldern, auf denen Roggen und Buchweizen wachsen würden, lagen eine große Abtei und ein bescheidenes Dorf, ein Bild, das den Eindruck außerordentlichen Friedens hervorrief. Vielleicht lag es an der freundlichen Sonne, die den Schnee vergoldete, vielleicht auch am zarten Läuten einer Glocke, jedenfalls war an diesem einfachen, kleinen Nest, an diesem ländlichen Kloster etwas ganz Besonderes. Seltsamer noch: Die Menschen verkrochen sich nicht wie in den anderen Dörfern. Es herrschte viel Leben auf der einzigen Dorf Straße, die zu der gedrungenen Kirche hinaufführte.
Angesichts des Ortes
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