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Cathérine de Montsalvy

Titel: Cathérine de Montsalvy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Schnell …«
    »Und … Ihr werdet mir verzeihen?«
    »Wenn du in einer Sekunde nicht verschwunden bist, werde ich dir in meinem Leben nicht verzeihen!«
    Ein kurzes Lächeln ließ seine Zähne aufblitzen, dann schwang er sich mit der Geschmeidigkeit einer Katze, die bei einem Mann dieser Größe erstaunlich anmutete, hinaus. Cathérine sah, wie er sich am Dach des Schuppens hinunterließ und auf die Erde sprang. Er war ihren Blicken entschwunden, aber einige Augenblicke später konnte sie undeutlich die Silhouette eines Pferdes und seines Reiters im Galopp davonpreschen sehen. Glücklicherweise dämpfte der Schnee das schnelle Klappern der Hufe.
    Cathérine atmete erleichtert auf und schloß eiligst das Fenster. Sie zitterte vor Kälte und begann, das heruntergebrannte Feuer zu schüren, um es wieder anzufachen. Ihre Müdigkeit, ihre Niedergeschlagenheit von vorhin waren verschwunden, und wenn sie es auch vermied, den reglosen Körper quer über ihrem Bett anzusehen, erfüllte sie seine Nähe wenigstens nicht mehr mit Entsetzen. Sie fühlte sich außerordentlich klar und wach und überlegte bedächtig, was ihr jetzt zu tun blieb. Vor allem mußte die Leiche aus der Kammer entfernt werden. Hier durfte sie nicht bleiben. Mit Saras Hilfe würde sie sie durchs Fenster schieben und irgendwo in der Nähe der Herberge verschwinden lassen, am Rand des Wassers zum Beispiel. Die Schotten würden sie nicht vor dem Morgen finden, und dies gäbe Gauthier eine Nacht Vorsprung. Denn sie machte sich keinerlei Illusionen darüber, was folgen würde: Die Schotten würden sich auf die Spuren des Mörders ihres Anführers setzen … und der Axthieb bewies den Mord. Die Männer aus dem Hochland würden sich in der Identität dessen, der zugeschlagen hatte, sicher nicht täuschen.
    Als Sara zurückkam, traf sie Cathérine vollständig angezogen und neben dem Ofen sitzend an.
    Die junge Frau hob den Kopf.
    »Nun?«
    »Sie sind überzeugt, daß MacLaren mit einem Mädchen der Herberge im Schafstall scharmutziert. Sie haben sich wieder zu Tisch gesetzt. Und wir, was machen wir jetzt?«
    Cathérine erklärte ihr, was sie zu tun beabsichtigte. Sara riß die Augen weit auf.
    »Du willst diesen großen Körper durchs Fenster schieben? Aber das werden wir nie schaffen, oder wir werden uns den Hals dabei brechen.«
    »Man muß nur den Willen haben, übrigens, geh und such Bruder Etienne. Er muß eingeweiht und gewarnt werden. Wir werden seiner bedürfen.«
    Sara wagte keine Widerrede. Wenn Cathérine einen gewissen Ton anschlug, war es vergebene Liebesmüh, das wußte sie. Sie verschwand wieder nach draußen und kehrte nach wenigen Augenblicken mit dem Franziskaner zurück, den sie mit einigen Worten ins Bild gesetzt hatte. Bruder Etienne hatte in seinem abenteuerlichen Leben zuviel gesehen, um sich noch zu wundern, und er konnte sich in gewissen Fällen als bemerkenswert tüchtig erweisen. Er billigte Cathérines Plan voll und ganz und sah es als seine Pflicht an, bei der Ausführung behilflich zu sein.
    »Ich spreche nur ein Gebet, dann bin ich bereit.«
    Schnell murmelte er auf den Knien vor dem leblosen Körper ein Totengebet, machte hastig das Zeichen des Kreuzes über ihm und krempelte sich dann die Ärmel hoch.
    »Das beste ist, ich gehe aufs Dach hinaus. Ihr reicht mir die Leiche, und ich lade sie mir auf und steige hinunter.«
    »Aber er ist groß und schwer trotz seiner Magerkeit«, wandte Cathérine ein.
    »Ich habe mehr Kraft, als Ihr glaubt, meine Tochter. Genug der Worte, ans Werk!«
    Er half Cathérine und Sara, die Leiche ans Fenster zu tragen, und schwang sich hinaus. Die Kälte schien schärfer geworden zu sein, und die Nacht war still. In der Gaststube unten schliefen die Schotten sicherlich, zweifellos gebührend gesättigt und voll des süßen Weines, denn man hörte kein Geräusch mehr.
    Die Leiche des unglücklichen MacLaren war bereits steif und schwer zu handhaben. Cathérine und Sara mußten alle ihre Kräfte anspannen, um ihn zum Fenster hinaufzuheben. Trotz der Kälte spürten sie, wie der Schweiß an ihnen herunterrann, und sie mußten die Zähne zusammenbeißen, um ihre Angst nicht zu verraten. Wenn sie jemand überraschte, dann wußte nur Gott allein, was ihnen passierte! Zweifellos würden die rasenden Schotten sie ohne viel Federlesens zum nächstbesten Baum schleppen … Aber nein, niemand zeigte sich, kein Geräusch war zu hören. Auf dem Dach packte Bruder Etienne fest die Leiche und ließ sie bis zum Rand

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