Cathérine de Montsalvy
erlitt das gleiche Schicksal, als er vor Châteauneuf-de-Randon fiel. Man hatte ihn zwar einbalsamiert, doch als der Sarg in Puy eintraf, entdeckte man, daß die Einbalsamierung ungenügend war. Man ließ ihn also kochen, wie Scott es heute tun wird. Es ist eine große Ehre, die er seinem Leutnant erweist … aber an Eurer Stelle würde ich nicht hierbleiben.«
In der Tat loderte das Feuer unter dem Kessel, und zwei der Männer waren fortgegangen, um die Leiche zu holen, die sie nun auf einer aus quer übereinandergelegten Ästen gefertigten Bahre feierlich anbrachten. Entsetzt über das, was folgen würde, nahm Cathérine Sara bei der Hand und zog sie eilends zur Herberge zurück, während Bruder Etienne, die Hände in die Ärmel schiebend, sich ruhig dem Kessel näherte. Während der ganzen Dauer dieser scheußlichen Verrichtung sprach er, am Ufer der Dordogne kniend, das Totengebet.
Die schreckliche Kocherei dauerte den ganzen Tag, und diesen Tag verbrachte Cathérine, vor dem Kamin in der Gaststube der Herberge kauernd, zu, abwesenden Blicks ins Feuer starrend, unfähig, etwas zu essen. Tiefe Stille lag über dem Weiler. Die verschreckten Bauern hatten sich in ihren Häusern verbarrikadiert, klapperten mit den Zähnen und flehten zweifellos den Himmel an, er möge sie vor dem Furor dieser Wilden verschonen. Die Gastwirtin wagte nicht, das Haus zu verlassen. Cathérine hatte ihr die Worte Bruder Etiennes berichtet, und sie wußte nun, daß es sich bei dem Treiben am Flußufer nicht um irgendein höllisches Hexenwerk handelte, und doch hatte sie viel zuviel Angst, um die Nase nach draußen zu stecken. Alles, was man hörte, waren dann und wann ein Befehl Scotts oder die Hammerschläge des Schreiners, der, in seinem Haus eingeschlossen, einen kleinen Kasten für die Gebeine zimmerte. Sara, die sich ebenso fürchtete wie Cathérine, murmelte mit tiefer Stimme Gebete, doch die junge Frau konnte nicht beten. Der Eindruck, einen Alptraum zu durchleben, war schärfer denn je.
Es war dunkle Nacht, als schließlich alles vorbei war. Bei Fackelschein legte man die sterblichen Überreste MacLarens neben der kleinen Kapelle zu Grabe. Cathérine überwand sich, daran teilzunehmen, ebenso wie die Bauern, die aus sicherer Entfernung zusahen. Es lag so viel Furcht in ihren Augen, daß die junge Frau fröstelte. Wenn der Mönch nicht gewesen wäre, hätten sie Scott dieses fremdartige Ritual zweifellos nicht praktizieren lassen, und die fünf Schotten wären mit Mistgabeln und Beilen bedroht worden.
Nachdem die letzte Schaufel Erde auf das zurückgefallen war, was in keiner Sprache mehr einen Namen hatte, aber vor kurzem noch ein junger, lebenslustiger Mann gewesen war, stiegen die Schotten zu Pferde, die hölzernen Gesichter zu drohender Undurchdringlichkeit erstarrt, und machten sich, ohne Cathérine und die Ihren zu grüßen, von neuem auf den Weg ins Gebirge, über den Sattelbogen Scotts war ein roh gezimmerter Kasten geschnallt.
Die Nacht war kalt, und als die Männer verschwunden waren, blieben Cathérine, Sara und Bruder Etienne allein inmitten der Dunkelheit neben der kleinen Kapelle. Den Fluß konnte man nicht sehen, hörte aber sein brausendes Wasser. Etwas weiter entfernt erweckten die erleuchteten Fenster der Herberge den Eindruck zweier ins Dunkel geöffneter gelber Augen. Bruder Etienne hob die im Winde Funken sprühende Fackel, die ihm einer der Schotten dagelassen hatte.
»Gehen wir zurück«, sagte er.
»Ich möchte lieber sofort aufbrechen«, bat Cathérine. »Dieser Ort flößt mir Entsetzen ein.«
»Zweifellos, aber wir müssen dennoch warten, bis es Tag ist. Wir müssen über den Fluß setzen. Er ist angeschwollen und gefährlich. Wenn wir versuchen würden, ihn in der Dunkelheit zu durchwaten, würden wir in den Tod gehen … denn ich bin nicht sicher, ob sich die Leute hier die Mühe nähmen, uns zu Hilfe zu kommen und aus dem Wasser zu ziehen.«
»Gut, erwarten wir den Anbruch des Tages im Gastzimmer der Herberge, und trennen wir uns nicht. Ich könnte in dieses schreckliche Gelaß nicht mehr zurückkehren …«
Viertes Kapitel
Die Herberge zum Schwarzen Sarazenen in Aubusson hatte schon bessere Tage gesehen – damals, als die Gegend noch reich gewesen war, während der großen Messen, zu der Zeit schließlich, als Hungersnot und die Engländer das Land noch nicht zugrunde gerichtet hatten. In dieser gesegneten Zeit strömten die Reisenden nach Limoges, wo die wunderbare Kunst der
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