Cathérine de Montsalvy
auch Äxte«, erwiderte Cathérine nervös. »Sara hat euch gesagt, sie habe MacLaren mit einem Mädchen der Herberge zum Schafstall gehen sehen.«
»Dazu müßte man erst einmal wissen, wer dieses Mädchen von der Herberge war. Nein, meine Dame, unnütz, darüber zu diskutieren. Wir sind entschlossen, uns an die Verfolgung dieses Mannes zu machen. Die Spuren sind sauber im Schnee zu erkennen. Im übrigen, wäre er nicht schuldig, wäre er ja hiergeblieben.«
»Hättet ihr ihm eine Möglichkeit gegeben, sich zu verteidigen?«
»Selbstverständlich nicht! Er hat im Grunde recht gehabt zu fliehen. Aber wir, wir müssen ihn wiederfinden. Setzt Eure Reise allein fort.«
»Ist das Eure Art«, sagte Cathérine hoheitsvoll, »die Befehle Hauptmann Kennedys auszuführen?«
»Wenn er wüßte, was sich hier zugetragen hat, würde Kennedy uns recht geben. Und außerdem scheint es, daß Ihr kein Glück bringt, edle Dame … und meine Männer wollen Euch nicht mehr dienen.«
Cathérine fühlte, wie der Zorn in ihr aufstieg. Es war nutzlos, mit diesen beschränkten Flegeln zu streiten. Aber im Innern schauderte ihr vor dem Weg, den sie allein, oder fast allein, zurücklegen sollte. Doch ließ sie sich nicht anmerken, was sie bewegte.
»Gut«, sagte sie schroff. »Geht. Ich halte Euch nicht zurück!«
»Einen Augenblick!« warf Scott ein. »Ich brauche noch Euren Mönch. Die Hälfte meiner Leute bricht sofort auf, die anderen werden mit mir hierbleiben, um sich mit Messire MacLaren zu beschäftigen. Er braucht Leichengebete, und hier gibt es keinen Priester.«
Daß er seinem Leutnant ein christliches Begräbnis geben wollte, war nur zu natürlich, und Cathérine versuchte nicht, sich dem zu widersetzen. Ein Grab würde schnell ausgehoben und die Totenmesse schnell gelesen sein. Das würde sie kaum lange aufhalten. Ohnehin erhob sich in einiger Entfernung am Ufer des Flusses eine kleine Kapelle, um die sich einige Kreuze gruppierten.
»Euer Wunsch ist ganz natürlich«, erwiderte sie. »Wir werden also warten, bis Eure Beerdigungsfeier vorüber ist.«
»Vielleicht wird das länger dauern, als Ihr glaubt!«
In der Tat dauerte es unendlich viel länger, und Cathérine, krank vor Verdruß, erlebte den endlosesten Tag ihres ganzen Daseins.
Als sie bemerkte, daß Scott sich in Richtung der wenigen Häuser des Weilers entfernte, dachte sie, er gehe einen Schreiner suchen, um einen Sarg anfertigen zu lassen, aber sie sah ihn einige Minuten später zurückkommen, vier seiner Leute im Gefolge, die einen riesigen Kochkessel schleppten, wie man ihn zur Kräuterkäsezubereitung benutzt. Diesen Kessel stellten sie am Ufer des Flusses auf, stützten ihn mit Steinen ab, füllten ihn halb mit Wasser und gingen daran, eine große Menge Holz heranzuschaffen. Einige Bauern sahen halb beunruhigt, halb neugierig ihrem Tun zu. Aufrecht unter einem Kastanienbaum zwischen Sara und Bruder Etienne stehend, tat Cathérine dasselbe und versuchte vergebens zu begreifen, was vor sich ging.
»Was soll denn das bedeuten?« fragte sie den Mönch. »Wollen sie vor der Beerdigung eine Art Leichenschmaus vorbereiten? Offenbar ein riesiges Mahl.«
Doch Bruder Etienne schüttelte den Kopf. Er verfolgte die Vorbereitungen, ohne sonderlich überrascht zu sein.
»Das soll bedeuten, mein liebes Kind, daß dieser Scott nicht die Absicht hat, die Gebeine seines Leutnants der Erde der Auvergne zu überlassen.«
»Ich verstehe noch immer nicht.«
»Oh, das ist ganz einfach! Dieser große Kessel wird die Leiche des Leutnants aufnehmen. Man wird sie darin so lange kochen, bis sich die Gebeine ablösen lassen, die unser Schotte dann in einem Kasten oder einer Truhe leicht in sein Land transportieren kann. Das Fleisch wird hier an Ort und Stelle christlich beerdigt.«
In schöner Einmütigkeit wurden Cathérine und Sara grün im Gesicht. Die junge Frau fuhr sich mit der zitternden Hand an die Kehle, die ihr jeden Dienst zu verweigern schien, doch schließlich gelang es ihr zu stammeln:
»Das ist ja ekelhaft! Kennen diese Leute denn nicht weniger barbarische Bräuche? Warum verbrennen sie die Leiche nicht?«
»Es ist ein durchaus ehrenhafter Brauch«, erwiderte Bruder Etienne friedlich. »Man wendet ihn an, wenn die Einbalsamierung unmöglich ist oder wenn die Leiche über eine zu weite Strecke transportiert werden muß. Und ich bedauere, Euch belehren zu müssen, daß dieser Brauch keineswegs nur auf Schottland beschränkt ist. Der Großkonnetabel Du Guesclin
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