Cathérine de Montsalvy
Gegen die Tränen ankämpfend, die in ihr aufstiegen, lächelte sie ihm zu und vollführte einen tiefen Knicks, während sie die Hand auf die ihr dargebotene legte.
»Monseigneur, Euer Empfang erregt und bewegt mich, wie ich es gar nicht sagen kann. Und ich bitte Euch, über mich zu verfügen, wie Ihr über meinen vielgeliebten Gemahl verfügt hättet, wenn es Gott gefallen hätte, ihn mir zu lassen. Ich habe hier keinen anderen Wunsch, als ihn zu rächen und meinem Sohn zu geben, was ihm zusteht!«
»Es soll nach Eurem Wunsche geschehen. Kommt!«
Seite an Seite schritten sie dem Thron zu, wo Yolande sie erwartete. Sie lächelte der jungen Frau entgegen.
»Begrüßt Seine Ehrwürden, den Bischof unserer guten Stadt, dann setzt Euch hier hin«, sagte sie und wies auf ein Samtkissen auf den Thronstufen.
Nachdem Cathérine darauf Platz genommen hatte, stellte man ihr die anwesenden Herren vor. Da waren außer Pierre de Brézé, der sie unverwandt anstarrte, der Seigneur de Chaumont, Gemahl der schönen Anne, deren Bruder Jean de Bueil, Gouverneur von Sablé, Ambroise de Loré, Prégent de Coétivy, der intime Freund des Konnetabels, und schließlich, ein wenig abseits, ein Mann von bescheidenem Aussehen und verschlossener Miene, der Stallmeister Richemonts war und Tristan l'Hermite hieß … Alle waren jung, der älteste war der Konnetabel, ein guter Vierziger, und alle küßten der jungen Frau respektvoll die Hand. Nur Brézé konnte sich eines Lächelns und eines vielsagenden Blicks nicht enthalten, der Cathérine bis zu den Ohren erröten ließ. Sie verjagte diese Verlegenheit ungeduldig. Was hatte sie mit diesem Mann in dieser Minute zu schaffen, da doch so viele ernste Dinge besprochen werden sollten? Um Rache ging es hier und nicht darum, sich von dem ersten hergelaufenen Stutzer zum Flirten verleiten zu lassen! Sie warf ihm einen strengen Blick zu und wandte den Kopf ab.
Doch schon ergriff die Königin das Wort:
»Messeigneurs, wir sind jetzt vollzählig versammelt, da wir mit der Anwesenheit der Feldhauptleute La Hire und Xaintrailles, die in der Picardie Krieg führen, nicht rechnen können. Seit Eurer vorigen Versammlung letzten September in Vannes bei der Beerdigung der Herzogin der Bretagne, Madame Jeanne de Valois, habt Ihr einen Pakt zum Verderben Georges de La Trémoilles beschworen. Ich glaube, es ist unnötig, Euch an seine Missetaten zu erinnern. Nicht zufrieden damit, Jehanne von Orléans ausgeliefert zu haben, den Terror im Königreich regieren zu lassen, den König ins Elend zu stürzen, während er sich skandalös bereichert, die Besten unter uns ins Gefängnis zu werfen und zu ruinieren, wie zum Beispiel Louis d'Amboise, der mit Euch allen verwandt ist, sowie Arnaud de Montsalvy, den Engländern die Stadt Montargis, die Madame de Richemont gehört, auszuliefern, den Krieg auf unsere eigenen Ländereien zu tragen und durch seinen Henkersknecht Villa-Andrado die Auvergne, das Limousin und Languedoc verwüsten und ausplündern zu lassen, wagt es dieser Mann noch, sich den Annäherungsversuchen, die wir seit Monaten geduldig dem Herzog von Burgund gegenüber unternommen haben, zu widersetzen. Seit fast einem Jahr hält der Legat des Papstes, der Kardinal des Heiligen Kreuzes Nicolas Albergati, Konferenz um Konferenz mit den Abgesandten Burgunds, um zu einem Friedensschluß zu kommen. Und was tut La Trémoille inzwischen? Letzten Oktober versucht er, Dijon zu belagern, und organisiert zur selben Zeit einen ungeschickten Versuch zur Ermordung des Herzogs Philippe, und das genau in dem Augenblick, in dem der Tod der Herzogin von Bedford, der Schwester Philippes, ihn von der englischen Allianz abwendet. So kann das nicht weitergehen! Nie werden wir es erreichen, den Engländer zu verjagen und diesem Königreich Frieden zu geben, solange der Großkämmerer den König in den Klauen hat. Ihr habt geschworen, Messeigneurs, Frankreich von ihm zu säubern. Ich erwarte Eure Vorschläge.«
Stille folgte der Rede der Königin. Cathérine hielt den Atem an, dachte über die Neuigkeiten nach, die sie soeben gehört hatte. Sie entdeckte, wie fern sie diesen Ereignissen gestanden hatte, und auch, nicht ohne Erstaunen, daß ein Mordversuch gegen ihren einstigen Geliebten Philippe von Burgund sie gleichgültig ließ. Die Bande, die sie mit ihm verbunden hatten, waren geschwunden, ohne mehr zurückzulassen als vage Erinnerungen. Fast schien es ihr, als müsse es eine andere gewesen sein, die die
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