Cathérine de Montsalvy
empor. Diese Männer hatten ihren Ruf als Helden nicht mehr zu begründen. Unter den Tapfersten waren sie die Besten, und doch wagte keiner vorzutreten, wagte keiner, sein eigenes Leben gegen das ihres Feindes aufs Spiel zu setzen. Sie wollten gern bei hellichtem Tag, unter den funkelnden Strahlen der Sonne des Ruhmes kämpfen, bei Waffengeklirr und dem seidenweichen Knattern des Lilienbanners, aber im Schatten töten, überraschend zuschlagen und darauf unter den Hieben der Diener fallen, das wiesen ihr Stolz und ihr Hochmut mit aller Macht zurück. Vielleicht hielten sie sich auch für zu wichtig für das Königreich, zu nötig für den Glanz der Waffen Frankreichs, um sich zum Scharfrichter herabwürdigen zu lassen? … Oder hatten sie vielleicht noch nicht genug unter den Händen La Trémoilles gelitten? Müßten sie sonst nichts sehnlicher wünschen als seinen Tod, sein Blut … mit allen Mitteln? Sie verfolgten ihn mit einem Haß ohne Glut, und ihr Kampf war ein politischer Kampf, mit dem edlen, aber kalten Ziel, die Macht und die Person des Königs seinen unwürdigen Händen zu entreißen. Aber dieser Haß glich nicht dem Haß in ihr, der aus dem tiefsten Innern einer verzweifelten Frau geborenen Wut, die um alles, was ihr einziger Lebenssinn gewesen, betrogen worden war. Diese Männer waren lediglich bei Hofe unerwünscht, und einige hatten mit ansehen müssen, wie eine ihrer Städte durch La Trémoille verwüstet worden war, aber ihre Schlösser hatten sie nicht in Flammen stehen sehen, ihren Namen beschmutzt, ihr Leben bedroht und das ihnen teuerste Wesen für immer aus der Reihe der Lebenden ausgelöscht.
Ein bitterer Geschmack füllte Cathérines Mund, während grimmiger Zorn sich ihrer bemächtigte. Und als die ernste Stimme der Königin in einem Anflug von Mißvergnügen sagte: »Trotzdem, Messires, müssen wir uns für einen Plan entscheiden!«, verließ sie ihren Platz und sank vor dem Thron auf die Knie.
»Wenn es Eurer Majestät gefällt, bin ich bereit, den Schritt zu tun, vor dem sich diese Ritter scheuen! Ich habe nichts mehr zu verlieren außer dem Leben … und das achte ich gering, wenn ich meinen vielgeliebten Gemahl rächen kann. Geruht nur, Madame, Euch zu erinnern, daß ich einen Sohn habe, und haltet Eure schützende Hand über ihn.«
Ein zorniges Grollen begrüßte diese Worte. Wie ein Mann waren die Herren den Thronstufen zugeeilt, auf denen Cathérine kniete, und alle hatten die Hand um ihren Degenknauf gelegt.
»Gott verzeihe mir!« rief Pierre de Brézé erregt aus. »Ich glaube gar, Madame de Montsalvy hält uns für Feiglinge! Wollen wir, Messeigneurs, ihr diese Überzeugung lassen?«
Von allen Seiten erklangen empörte Proteste, die jäh durch eine eiskalte Stimme abgeschnitten wurden.
»Mit Erlaubnis der Königin und des Herrn Konnetabels möchte ich zu sagen wagen, daß uns das alles zu nichts führt, daß Ihr Eure Zeit und Eure Worte vergeudet! Es handelt sich hier nicht darum, darüber zu streiten, wer den größten Heldenmut zeigen wird, sondern nüchtern über den Tod eines Mannes und die Mittel, ihn herbeizuführen, zu diskutieren. Nun denn, keins von denen, die bisher vorgeschlagen wurden, scheint mir gut zu sein.«
Die ruhige Autorität dieser Stimme zwang Cathérine, sich umzuwenden. Der Kreis der Ritter öffnete sich und ließ den Mann durch, den man Tristan l'Hermite genannt hatte und der den ziemlich bescheidenen Posten eines Stallmeisters des Konnetabels bekleidete. Die junge Frau beobachtete ihn aufmerksamer, während er langsam vortrat. Es war ein Flame von etwa dreißig Jahren, blond mit blaßblauen Augen und dem kältesten, undurchdringlichsten Gesicht, das Cathérine je gesehen hatte. Kein Muskel bewegte sich in ihm. Es wirkte schwer und grob geschnitten, aber seine vollkommene Ausdruckslosigkeit verlieh ihm etwas Majestätisches. Er beugte das Knie vor der Königin und wartete auf die Erlaubnis fortzufahren. Richemont warf Yolande einen fragenden Blick zu, dann:
»Die Königin erlaubt dir zu sprechen! Was hast du zu sagen?«
»Dies! Der Großkämmerer ist draußen unerreichbar, weil er sich nicht hinauswagt. Also muß man ihn drinnen treffen, und zwar innerhalb einer der königlichen Residenzen, da er sie zu den seinen gemacht hat und sich hinter ihren Garnisonen verschanzt.«
»Das ist genau das, was wir eben schon sagten«, bemerkte Jean de Bueil mit einer Grimasse. »Anders ausgedrückt, es ist unmöglich!«
»Es ist unmöglich in Amboise«,
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