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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Platz mehr für ihn in ihrem Leben. Vielleicht hatte der Gefährte ihrer dunklen Tage auch nicht den Mut, an ihrem Glück teilzunehmen. Das konnte sie verstehen, wenn sie sich auch jetzt wegen der Nacht von Coca Vorwürfe machte, als wäre es ein Verbrechen gewesen. Indem sie ihn vor dem Wahnsinn rettete, hatte sie eine Mauer zwischen ihnen errichtet.
    In jedem Fall mußte Gauthier die Gemahlin Arnauds de Montsalvy verlassen …
    »Wie lange wird er noch leben?« fragte sie.
    Abu zuckte die Schultern.
    »Wer kann das wissen? Vielleicht noch einige Tage, aber ich glaube eher, nur einige Stunden. Seine Kräfte lassen schnell nach … dennoch hatte ich gehofft, daß die Meeresluft einen wohltuenden Einfluß auf ihn haben würde!«
    Das Meer! Cathérine hatte es mit ungläubigem Staunen von einem Hügel aus erblickt. Es breitete sich, so weit das Auge reichte, schimmernd, seidig, von einem tiefen, prächtigen Blau, in dem die Sonne Diamanten funkeln ließ. Es umrahmte einen goldfarbenen, weichen Strand, eine riesige Stadt* von blendender Weiße, die von einer ebenso weißen Festung beherrscht wurde, und einen Hafen, in dem Schiffe mit vielfarbigen Segeln schaukelten. Hohe Palmen wiegten ihre dunkelgrünen Wedel im Meereswind gegen den blendendblauen Himmel.
    Die Stadt lag am Ausgang eines von Orangen- und Zitronenbäumen strotzenden Tals, und Cathérine überlegte sich, daß sie sich noch nie eine solche Landschaft ausgemalt hatte. Das Meer, wie sie es einst in Flandern, an den Küsten Herzog Philippes, mit einer Art abergläubischer Furcht gesehen hatte, war graugrün, ungestüm, mit hohen, schäumenden Wellenkämmen, oder glatt, in der Farbe welkenden Dünengrases, das der Wind zerzauste.
    Ihren Kummer einen Augenblick vergessend, hatte sie Arnauds Hand gesucht.
    »Schau! Das ist bestimmt der schönste Ort der Welt. Würden wir nicht sehr glücklich sein, wenn wir hier lebten, wir beide ganz allein?«
    Aber er hatte den Kopf geschüttelt, in seinen Mundwinkeln war die harte Falte erschienen, die Cathérine so gut kannte, und der Blick, mit dem er das wunderbare Land umfaßte, enthielt etwas wie Verbitterung.
    »Nein! Wir würden nicht glücklich sein! Es unterscheidet sich zu sehr von dem, was wir gewohnt sind. Wir – besonders ich – sind nicht für dieses weichliche, anmutige Land geschaffen, dessen Zauber Grausamkeit, Laster, wilde Triebe und den Glauben an einen Gott verbirgt, der nicht der unsrige ist. Um auf islamischem Boden zu leben, muß man erobern, töten, zerstören und herrschen. Dann nur ist ein Leben für Leute wie uns möglich … Glaube mir, unsere rauhe, alte Auvergne, sollten wir sie eines Tages wiedersehen, wird uns sehr viel mehr wahres Glück geben.«
     
    In dieser Epoche war Almeria eine sehr große Stadt, bedeutender noch als Granada.
     
    Er lächelte über ihr enttäuschtes Gesicht, drückte ihr rasch einen Kuß auf die Augen und ging zu Mansour hinüber. Der Trupp hatte auf diesem schattigen Hügel haltgemacht, um eine Art Kriegsrat zu halten. Cathérine verließ Gauthier einen Augenblick, glitt aus der Sänfte und ging zu den Männern. Mansour zeigte auf die weiße Festung über der Stadt.
    »Das ist die Alkazaba. Der Fürst Abdallah residiert dort sehr oft, er zieht sie seinem Palast am Meer vor. Er ist erst fünfzehn Jahre alt, lebt aber nur für die Waffen und den Krieg. Auf diesem Gebiet hast du nichts mehr vom Kalifen zu fürchten«, sagte er zu Arnaud. »Was beabsichtigst du zu tun?«
    »Ein Schiff zu finden, das uns in unser Land zurückbringt. Hältst du das für möglich?«
    »Ich habe zwei in diesem Hafen vor Anker liegen. Mit dem einen werde ich zu meinen afrikanischen Ländereien segeln, um dort über meine Rache nachzudenken. Das andere wird dich und die Deinen in die Nähe von Valencia bringen. Seitdem der Cid uns daraus vertrieben hat«, fügt er bitter hinzu, »laufen die Schiffe des Islams diesen Hafen nicht mehr an, nicht einmal, um Handel zu treiben, wohingegen wir häufig fremde Kaufleute bei uns aufnehmen. Der Kapitän wird euch bei Nacht an Land setzen. In Valencia wirst du mühelos ein Schiff finden, das dich nach Marseille bringt.«
    Arnaud nickte zustimmend. In Marseille, einer Besitzung der Königin Yolande, Gräfin der Provence, wäre er tatsächlich beinah zu Hause, und aus seinem Lächeln erriet Cathérine die Freude, die er bei diesem Gedanken empfand. Er würde sein einstiges Leben wiederfinden, das er so lange für immer verloren geglaubt hatte, das

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