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Cathérine und die Zeit der Liebe

Titel: Cathérine und die Zeit der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Benzoni Juliette
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Ihr mir nicht vertrauen?«
    »Vertrauen? Das ist alles so sonderbar, so verworren! Wie hat man in … Burgund erfahren, daß ich mit der Dame de Châteauvillain zusammen reise? Hat der Astrologe des Herzogs es in den Sternen gelesen?«
    Diesmal brach der Maler in Lachen aus.
    »Daran glaubt Ihr doch nicht – und mit Recht! Dame Ermengarde hat die Nachricht überbringen lassen. Ein von ihr geschickter Bote …«
    Ein Zornesausruf schnitt ihm das Wort ab:
    »Sie? Sie hat es gewagt? … Und sie nennt sich meine Freundin?«
    »Sie ist Eure Freundin, Cathérine, aber sie ist nur Eure Freundin … nicht die des Mannes, dessen Namen Ihr tragt. Seht, sie glaubt ehrlich, und sie hat es immer geglaubt, daß Ihr einen falschen Weg einschlugt, daß Ihr niemals das Glück in der Richtung finden könntet, die Ihr gewählt habt. Es scheint, gesteht es, daß das Schicksal ihr immer recht gegeben hat …«
    »Es ist nicht ihre Sache, das zu beurteilen! Es gibt etwas, was sie nie verstehen wird: die Liebe, die ich für meinen Gatten hege! Ich weiß wohl, daß man am Hofe Herzog Philippes mit dem Wort Liebe sehr verschiedenartige Gefühle bezeichnet, unter denen das Verlangen den größten Platz einnimmt. Aber für mich ist meine Liebe etwas Unvergleichliches. Arnaud und ich bilden eine Einheit, ein einziges Fleisch und Blut! Ich leide seine Schmerzen mit, und wenn man mich in Stücke schnitte, würde jedes einzelne dieser Stücke noch hinausschreien, daß ich Arnaud liebe … Aber weder Ermengarde noch der Herzog können solche Gefühle begreifen!«
    »Glaubt Ihr? Bei Dame Ermengarde könnte es so sein. Sie ist einzigartig mütterlich und liebt Euch wie ihre eigene Tochter. Was Euch Unbehagen einflößt, ist, daß sie Herzog Philippe gegenüber ein ähnliches Gefühl hegt. Sie hat ihn nie mit ihrer Kritik und mit den bittersten Wahrheiten verschont, aber sie liebt ihn wie eine Mutter, und sie zermartert sich das Herz, weil sie geächtet ist, da ihr Sohn die Waffen gegen Philippe ergriffen hat. Sie hat geglaubt, ihm Freude zu bereiten, indem sie ihm Nachricht von Euch gab. Eben auch eine Art, ihm zu beweisen, daß sie ihn noch zärtlich liebt! Was ihn betrifft …«
    Eine Zornesregung ließ Cathérine erstarren. Sie hob scharf den blonden Kopf und sagte:
    »Wer erlaubt Euch zu glauben, daß ich die geringste Lust habe, davon zu hören?«
    Van Eyck überging die Unterbrechung. Er wandte die Augen ab, ging ein paar Schritte zurück und sagte tonlos:
    »Eure Flucht hat ihn aufgewühlt, Cathérine … und ich weiß, daß er daran noch leidet! Nein«, schnitt er ihr seinerseits das Wort ab, »sagt nichts mehr, da ich nichts hinzuzufügen hätte. Vergeßt alles, was Euch Sorgen macht, und denkt lediglich an eines: Ich bin nur Euer Freund, und in dieser Eigenschaft werde ich Euch morgen folgen. Seht sonst nichts darin! Ich wünsche Euch eine gute Nacht, schöne Cathérine!«
    Und bevor die junge Frau eine Bewegung machen konnte, um ihn zurückzuhalten, öffnete er die Tür und verschwand.

Kapitel 4
    Von den zur Hälfte geschleiften Wällen von St-Jean-Pied-de-Port an stieg die alte römische Landstraße ununterbrochen gute acht Meilen lang zum Paß von Bentarté hinauf. Der Weg war schmal, schwierig, schlüpfrig durch Reste alter Steinplatten, die ihn noch bedeckten und auf denen die kalte Höhenluft eine schwache Eisschicht gebildet hatte. Er war auch holprig und wand sich steil durch eine Landschaft, die dürrer und trockener wurde, bis sie sich im Himmel zu verlieren schien. Doch Cathérine und ihre Gefährten hatten auf den ihnen in Saint-Jean gegebenen Rat hin diesen Weg dem viel leichteren des Val Carlos vorgezogen, um zu vermeiden, in Gefechte verwickelt zu werden. Ein Raubritter, Vivien d'Aigremont, beherrschte den Weg durch das Tal mit seinen wilden Banden aus Basken und Navarresern. Gewiß, die die Dame de Châteauvillain eskortierenden Soldaten zusammen mit der Eskorte Jan van Eycks waren stark, gut bewaffnet und konnten den Ritt der Reisenden ohne allzuviel Gefahren sichern. Aber nach dem, was man von der sturen Brutalität und primitiven Wildheit der Leute d'Aigremonts gehört hatte, hatte man es mit nicht zu unterschätzenden Feinden zu tun, die obendrein noch an Zahl weit überlegen waren. Es war daher besser, den Höhenweg zu nehmen.
    Je weiter man anstieg, desto kälter wurde es. Ein beißender Wind wehte ununterbrochen gegen die Ausläufer der Pyrenäen und jagte und trieb eisige Nebelschwaden hin und her, die

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