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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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verbrachten Nacht, marschierte die Kolonne ohne Rast der Küste entgegen. Bisweilen ließen sich in der Ferne zwei Reiter blicken, welche der Zenturie folgten, offenbar frustriert darüber, dass sich keine Gelegenheit zum Angriff bot. Kurz vor Einbruch der Dämmerung galoppierten die Pferde davon und verschwanden hinter einem schmalen Hügelkamm, der an der Straße entlanglief. Als es Nacht wurde, beschleunigten die Soldaten das Tempo und spähten unruhig in die Schatten, da sie jetzt, da die Dunkelheit den unbekannten Angreifern Schutz bot, jeden Moment mit einem neuerlichen Überfall rechneten.
    Nachdem sie irgendwann über eine Hügelkuppe marschiert waren, schrie Cato vor Überraschung leise auf. Zu ihren Füßen erstreckte sich ein riesiges Militärlager anscheinend meilenweit in alle Richtungen, erhellt von Tausenden von Lagerfeuern und Kohlenpfannen. Vier komplette Legionen waren in diesem Gebiet konzentriert, dazu kam eine gleichgroße Zahl an speziellen Hilfstruppen, Technikern, Schiffsbauern und Stabsoffizieren – insgesamt über fünfzigtausend Mann. Als sie sich dem Tor näherten, spürte Macro, dass hier etwas nicht stimmte. Vor dem Lager streiften kleine Grüppchen umher, unbewaffnet und ohne Uniform, andere würfelten oder saßen sinnlos betrunken einfach herum.
    Noch ehe sie in Rufweite der anderen Legionäre gelangt waren, wurden sie von einem von mehreren Zenturionen eskortierten berittenen Stabsoffizier empfangen, der ihnen anzuhalten befahl. Als sich der kaiserliche Sekretär ausgewiesen hatte, befahl der Offizier, die Gefangenen an einen sicheren Ort zu bringen, und geleitete Narcissus anschließend zum Hauptquartier. Und das war’s für Cato und Macro dann gewesen. Narcissus dankte ihnen weder dafür, dass sie ihn sicher ans Ziel gebracht hatten, noch äußerte er ein Wort des Bedauerns hinsichtlich der Soldaten, die seinetwegen ihr Leben gelassen hatten.
    Der Lagerpräfekt der Neunten traf ein und ließ die Verwundeten ins Lazarett schaffen; anschließend geleitete er die Überlebenden der Zenturie zu einem Gelände in einigen Meilen Entfernung, wo man bereits das Terrain für die Zweite Legion abgesteckt hatte.
    Als die Pflöcke eingeschlagen waren, richtete die Sechste Zenturie eilends die Zelte auf, dann sanken die Männer erschöpft in den Schlaf.

29

    Zwei Tage später traf die Zweite Legion ein, und kurz darauf wimmelten Tausende von Soldaten umher und richteten die Zelte auf. Unter strenger Beachtung des militärischen Protokolls wurde das Zelt des Legaten als Erstes aufgeschlagen, dann folgten die Zelte der höheren Offiziere, und schließlich durften sich die gemeinen Soldaten daran machen, ihre eigenen, weit schlichteren Quartiere zu errichten.
    Abgeschirmt von den Haussklaven saß Vespasian im Kommandozelt an einem kleinen Tisch, während Mitarbeiter des Stabes umhereilten, Bodenplatten auslegten und Möbelstücke und andere Dinge auspackten. In der Nähe erteilte Flavia Anweisungen und trieb die Sklaven zu größerer Eile an. Er wusste, sie war froh, dass die anstrengende Reise endlich hinter ihr lag und sie die Beschwernisse des Marsches nun zumindest für ein paar Wochen, bis sie die weitaus längere Reise nach Rom würde antreten müssen, vergessen konnte.
    Vespasian war weit weniger zufrieden als sie – obwohl Flavia ihm die vermisste Schriftrolle vor ein paar Tagen überreicht hatte. Sie hatte sie unter den Spielsachen in Titus’ Reisetruhe entdeckt und bemerkt, dass sie an ihren Gemahl adressiert war. Sie meinte, der Junge habe ihr erklärt, er habe sie auf dem Boden gefunden; nähere Angaben könne er aufgrund seines Alters nicht machen. Vespasian hatte seine Frau umarmt und das Schriftstück sogleich in der Dokumententruhe weggesperrt. Wer auch immer die Schriftrolle gestohlen hatte, er hatte sie bei der Flucht aus dem Kommandozelt offenbar verloren, was furchtbare Folgen hätte haben können. Wenn nun jemand anders als Titus die Schriftrolle entdeckt hätte? Beim Jupiter! Das wagte er sich gar nicht auszumalen. Nun aber wurde Vespasians Freude über die Wiederentdeckung des Schriftstücks gedämpft durch die gefährliche Lage außerhalb des Kommandozelts.
    Einen Tagesmarsch von Gesoriacum entfernt war ihnen ein Bote Plautius’ mit neuen Befehlen entgegengekommen. Nach Ansicht des Oberbefehlshabers – hierin meinte Vespasian Narcissus’ Handschrift zu entdecken – wäre es unklug gewesen, die Meuterei mit der Zweiten Legion niederzuschlagen. Ratsamer sei es, den

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