Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
das Schwert, das auf seinen Kopf zielte, nurmehr mit dem Arm abwehren konnte. Mit wildem Geheul, stürzte sich Cato mitsamt seinem Schild von hinten auf den Angreifer und warf beide Männer zu Boden. Als er sich wieder aufrichtete, hatte der Soldat , dem er auf diese Weise das Leben gerettet hatte, dem Angreifer bereits den Dolch in den Hals gestoßen.
So plötzlich, wie sich die Angreifer auf sie gestürzt hatten, waren sie auch wieder verschwunden, und die überlebenden Römer rappelten sich hoch, noch ganz benommen von den sich überschlagenden Ereignissen.
»Was macht ihr da, verflucht noch mal?«, brüllte Macro, der mit den restlichen Männern zum Wagen gerannt kam. »Ihr habt gehört, was der Optio gesagt hat! Rückt gefälligst zusammen, um die Reiterei zu empfangen!«
Die zweite Angriffswelle stürmte ebenso plötzlich heran wie die erste; mehrerere gleich gekleidete Reiter, von denen einige mit Bogen, andere mit langen Speeren bewaffnet waren und ein fürchterliches Kampfgeschrei ausstießen. Macro vergewisserte sich rasch, dass der Optio unverletzt war.
»Nimm dir ein Scheißschwert, du Idiot!«
Cato bemerkte, dass er unbewaffnet war, und hob eilig eine der herumliegenden Waffen auf – ein Hackmesser, das einer der Angreifer fallen gelassen hatte. In seiner Hand, die an das Kurzschwert der Legionäre gewöhnt war, fühlte es sich merkwürdig an, doch sein Gewicht war beruhigend.
»Haltet stand, Männer!«, rief Macro. »Haltet stand, dann werden wir überleben.«
Als die Reiter sie beinahe erreicht hatten, richteten sie sich in einer Reihe aus; diejenigen, die noch mit Bogen bewaffnet waren, zogen Pfeile aus dem Köcher und warteten auf eine Gelegenheit, jeden Römer, der so dumm war, sich eine Blöße zu geben, eins zu verpassen, während sich die Speerträger allmählich dem Verteidigungsring näherten. Sie lenkten die Pferde gegen den Schildwall und drängten die Legionäre gegen den Wagen zurück, während sie mit ihren langen Speeren auf sie einstachen. Die schiere Größe der Pferde und die Angst vor den Bogenschützen veranlasste die Römer, sich aus reinem Selbsterhaltungstrieb zu ducken. Einige von ihnen nahmen jede Gelegenheit wahr, mit dem Schwert nach jedem Körperteil eines Pferdes oder Angreifers zu schlagen, das in ihre Reichweite kam, und hin und wieder kündete ein Aufschrei oder ein schrilles Wiehern von einem Treffer. Die Zeit arbeitete jedoch nicht für die Römer; vier von ihnen lagen bereits am Boden, und das Gras wurde vom Blut allmählich glitschig.
Macro machte sich keine Illusionen über den Ausgang des Kampfes; wenn sie weiterhin in der Defensive blieben, würde ihre Zahl immer weiter schrumpfen, bis die Überlebenden irgendwann überrannt würden. Als ihm dies klar wurde, griff auf merkwürdige Weise das Schicksal ein. Zwei der Reiter entdeckten auf einmal den kaiserlichen Sekretär unter dem Wagen und drängten ihre Pferde zwischen den Römern hindurch. Sie beugten sich im Sattel vor und stießen die Speere unter den Wagen; mit einem Aufschrei wälzte sich Narcissus aus der Reichweite der Klingen. Macro richtete sich zähnefletschend auf, um dem Sekretär beizuspringen. Er packte einen der Angreifer beim Arm und zog ihn aus dem Sattel. Ein Stich mit der Schwertspitze, und jener konnte sich nicht mehr wehren. Der Zenturio hob den Speer auf, den der Mann fallen gelassen hatte, und schleuderte ihn einem anderen Angreifer ins Kreuz.
Cato war ebenfalls aufgesprungen und versetzte seinen Nebenmännern Fußtritte. »Hoch mit euch und auf sie drauf! Na los, bewegt euch! Attacke!«
Jetzt warfen sich alle Römer, Catos Ruf Folge leistend, den Angreifern entgegen. Diese waren momentan stocksteif vor Überraschung – ein fataler Fehler, wie sich herausstellte. Im nächsten Moment war die römische Infanterie mitten unter ihnen, riss sie aus dem Sattel und gab ihnen den Rest, als sie hilflos am Boden lagen. Das blutige Handgemenge war im Nu vorüber, bloß einer Hand voll Angreifern gelang es, sich loszureißen und in die Dunkelheit zu flüchten.
Cato stützte sich schwer atmend auf seinen Schild; in seinen Adern pochte das Blut. Rings um die Lagerfeuer der Zenturie lagen Gefallene. Die Legionäre gingen von einem zum andern und versetzten den Verwundeten den Gnadenstoß.
»Aufhören!«, rief Narcissus, als er unter dem Wagen hervorgekrochen kam. »Lasst sie am Leben!«
Sein schriller Tonfall veranlasste die Männer, mit ihrer schaurigen Arbeit innezuhalten. Mit erhobenen
Weitere Kostenlose Bücher