Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
Schwert zog, wurde ein Legionär, der sich soeben das Kettenhemd über den Kopf streifen wollte, in den Rücken getroffen. Mit einem pfeifenden Geräusch wurde ihm die Luft aus der Lunge gepresst, dann kippte er nach vorn, mit den Händen verzweifelt nach dem Pfeilschaft tastend, der unterhalb des Schulterblatts eingedrungen war.
Den Schild dicht an den Leib haltend, rannte Cato zu dem verletzten Legionär, der bereits blutigen Schaum aushustete.
»Lass ihn!«, rief Macro und deutete auf die anderen Männer. »Sie sollen sich rund um den Wagen formieren!«
Im flackernden roten Feuerschein rannte Macro umher, weckte Schlafende mit einem Fußtritt auf und drängte sie zum Wagen. Ein paar Männer waren noch so benommen, dass man ihnen Schild und Schwert in die Hände drücken musste. Während Cato einen Verteidigungsring um den Gepäckwagen gebildet hatte, unter dem der kaiserliche Sekretär mit angstvoll geweiteten Augen das Geschehen beobachtete, waren noch zwei weitere Männer getroffen worden. Die Legionäre knieten hinter den Schilden nieder, wie man es ihnen für den Fall eines Angriffs beigebracht hatte. Allerdings trugen sie keine Rüstungen, bloß wollene Tuniken, die weder Pfeile noch Speere abzuhalten vermochten. Die meisten hatten nicht einmal den Helm umschnallen können und duckten nun die Köpfe, während aus der Dunkelheit unablässig Pfeile herangeschwirrt kamen und mit dem Geräusch splitternden Holzes in die Schilde einschlugen. Nach der flachen Flugbahn zu schließen mussten die Angreifer ganz in der Nähe sein, und Cato wappnete sich, um einen Ausfall zu wagen. Er hatte etwa zwanzig Männer um sich versammelt, und weitere Soldaten rappelten sich, von Macro angetrieben, bei den Zelten hoch.
Unvermittelt hörte der Pfeilbeschuss auf, und gleich darauf erscholl aus der Finsternis ringsumher wildes Kampfgeschrei. Dunkle Gestalten stürmten heran, und in mittlerer Entfernung war das dumpfe Getrappel zahlreicher Pferdehufe zu vernehmen.
»Bereit halten, um die Reiterei zu empfangen!«, schrie Cato. »Zu mir aufschließen!«
Der kleine Trupp der Verteidiger zog sich um den Wagen zusammen, während etwa zwanzig riesige Männer in den düsterroten Feuerschein gestürmt kamen, die bärtigen Gesichter verzerrt vom unablässigen Gebrüll. Sie trugen dicke schwarze Umhänge und Spitzhelme, bewaffnet waren sie mit Krummschwertern, die an Hackmesser erinnerten. Nur wenige der Soldaten hatten bislang einen solch verbissenen Angriff erlebt. Die ersten drei Angreifer prallten gegen die Schilde und stürzten in einem Durcheinander von Umhängen, Schilden und wirbelnden Gliedmaßen zu Boden, wo sie von den Verteidigern sogleich getötet wurden. Die übrigen Angreifer warfen sich in geschlossener Formation ins Getümmel, woraufhin im flackernden Feuerschein ein heftiger Kampf entbrannte.
Die Verteidigungslinie der Römer löste sich in zahlreiche Zweikämpfe auf, und Cato, der nun keinen zusammenhängenden Soldatentrupp mehr kommandierte, sah sich auf einmal einem großen, kräftig gebauten, zähnefletschenden Fremden gegenüber. Dieser schätzte seinen jungen Gegner kurz ein, dann täuschte er einen Ausfall an. Cato wich ihm aus, hielt jedoch die Stellung, den Schild erhoben und das Kurzschwert an der Seite gesenkt. Als der Mann merkte, dass sein Angriffsversuch nicht ausgereicht hatte, Cato in die Flucht zu schlagen, holte er lachend mit dem Schwert aus und zielte auf Catos Kopf. Dessen erhobener Schild lenkte den Hieb ab, so dass die Klinge in den Boden fuhr und einen länglichen Grassoden emporschleuderte. Aufgrund der Wucht des Aufpralls fuhr Cato ein sengender Schmerz von den Fingerspitzen bis zur Schulter, und er schrie auf. Als der Angreifer vom eigenen Schwung nach vorn getragen wurde, ließ Cato sich auf ein Knie niederfallen und beugte sich seitwärts, um nicht von seinem Gegner erdrückt zu werden. Mit aller Kraft rammte er dem Mann das Schwert in die Seite. Jener fiel mit einem dumpfen Stöhnen aufs Gesicht, wodurch Cato das Schwert aus der Hand gerissen wurde. Er setzte dem Mann den Fuß auf den Rücken und versuchte die Klinge herauszuziehen, wobei er vor Anstrengung das Gesicht verzerrte, während der sterbende Krieger vor Schmerzen stöhnte. Doch es nutzte nichts, die Klinge hatte sich zwischen den Rippen verkeilt. Als Cato sich rasch umblickte, sah er, dass die meisten Angreifer und einige der Römer am Boden lagen.
Ganz in der Nähe hatte einer seiner Männer den Schild verloren, so dass er
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