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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Geheimauftrag. Worum handelte es sich denn?«
    »Das tut nichts zur Sache, Herr. Ich muss den Legaten warnen. Ehe es zu spät ist!«
    »Zu spät wofür?«
    »Die Briten liegen im Wald im Hinterhalt.« Cato deutete verzweifelt auf die Kolonne, die soeben im Wald verschwand. »Togodumnus erwartet sie dort mit seiner Streitmacht. Es sind Tausende, Herr. Wir müssen Vespasian auf der Stelle warnen!«
    Tribun Plinius musterte ihn einen Moment schweigend und ließ sich das Gehörte durch den Kopf gehen. Eigentlich gab es keinen Grund, weshalb er dem Jungen diese wilde Geschichte abnehmen sollte. Wie hätte Togodumnus den berittenen Spähern entgehen sollen?
    »Und du hast die Briten mit eigenen Augen gesehen?«
    »Jawohl, Herr! Ich bitte dich, dem Legaten zu melden …«
    »Schweig!«
    Was immer der Bursche gesehen hatte, überlegte Plinius, es hatte ihm offenbar einen mordsmäßigen Schrecken eingejagt. Aber wenn es nun doch bloß ein Fehlalarm war? Welche Folgen würde das für seine Karriere haben? Andererseits wäre der Schaden umso größer, wenn sich die Information als zutreffend erweisen sollte. Die Sicherheit der Legion wog schwerer als der Ruf eines Tribuns.
    »Also schön, steig auf dein Pferd und reite dem Legaten nach, so schnell du kannst. Sag ihm, ich lasse die Nachhut Kampfformation einnehmen und komme so bald es geht nach.«
    »Jawohl, Herr!« Cato fasste neuen Mut. Er wandte sich sogleich um und machte Anstalten, wieder aufzusitzen.
    »Noch etwas!«, rief Plinius ihm nach.
    »Herr?«
    »Falls sich herausstellen sollte, dass es sich um einen Fehlalarm gehandelt hat, kreuzige ich dich eigenhändig am nächsten Baum. Verstanden?«

38

    Die Zweite Legion war schon ein gutes Stück in den Wald vorgedrungen, und Vorhut sowie Fahnenwache rückten stetig weiter auf General Plautius und die anderen drei Legionen zu. Die Artillerie und der Tross folgten ihnen, während die Divisionen an den Flanken in etwa fünfzig Schritten Abstand neben der wogenden Masse der Wagen, Karren und Zugtiere hermarschierten. Vespasian war sich darüber im Klaren, dass diese Marschordnung alsbald zu Problemen führen würde. Weiter voraus rückten die Bäume näher an den Weg heran, der sich somit bis auf dreißig Schritte verschmälerte. Vespasian hatte diese Schwierigkeit vorhergesehen und die Obertribunen der Legionen angewiesen, die Flankenabdeckung auszudünnen, um das bewaldete Gebiet in möglichst kurzer Zeit zu durchqueren. Zwar würde die Legion dadurch vorübergehend verwundbar werden, doch die Alternative wäre gewesen, den Wald zeitaufwändig zu umgehen, während Plautius doch befohlen hatte, die Legionen schnellstmöglich an die Front zu bringen. Als die Vorhut in den Wald hineinmarschierte, erhielten die Kohorten an den Flanken Befehl, sich in Zweierreihen zu formieren, damit sie nicht dem Tross in die Quere kamen.
    Das Manöver ging reibungslos vonstatten. Vespasian erfreute sich am Anblick der Soldaten, die sich mit der anstrengungslosen Gewandtheit einer Elitetruppe umformierten und in den Wald eindrangen. Plautius’ Bautrupps hatten zwar das Laubwerk am Wegrand entfernt, doch die Zeit hatte nicht ausgereicht, um den Weg bis auf die vorgeschriebene Breite von einer Bogenschussweite zu verbreitern. Sobald die Männer aus dem Wald herauskamen, würden die Zweierreihen anhalten, sich erneut zu Kolonnen formieren und warten, bis der Rest der Legion sie eingeholt hatte. Im Grunde war es bloße Routine, und die Legionäre hatten ähnliche Manöver schon häufig auf Übungsmärschen geübt. Gleichwohl hatte der Umstand, dass sie sich durch feindliches Gebiet bewegten, bei den Offizieren eine angespannte Gereiztheit zur Folge, und sie beeilten sich, ihre Männer durch den Wald zu bringen, um so bald wie möglich wieder eine sicherere Formation einzunehmen.
    Obwohl es Hochsommer war und es im Wald eigentlich von Tieren hätte wimmeln sollen, hing eine düstere Stille in den Bäumen und den dunklen Schatten unter dem Laubwerk. Vespasian war sich dessen deutlich bewusst, als er an der Kolonne entlangritt, um sich zu vergewissern, dass die Einheiten auch Tuchfühlung hielten.
    Anscheinend lief alles reibungslos. Als er den größten Teil der Kolonne passiert hatte, entspannte sich Vespasian im Bewusstsein, dass der Rest des Tages eine reine Formalität sein würde. Sogar die Mienen der Legionäre hellten sich auf, und einige grüßten ihn, als er an ihnen vorbeiritt. Der Himmel zeigte ein tiefes Blau, das ihn ans Mittelmeer

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