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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Cato sich zusammennehmen müssen, um sich seinen Abscheu vor den stinkenden, betrunkenen, furzenden und rülpsenden Legionären nicht anmerken zu lassen. Die Männer wiederum hatten anscheinend nicht gewusst, wie sie ihn einschätzen sollten. Ein gewisses Ressentiment war deutlich spürbar gewesen. Offenbar war der Rang des Optios von vielen begehrt. Nominell war er ihr Vorgesetzter, doch hatte man ihm nicht zu verstehen gegeben, dass man ihn auch als solchen behandeln würde.
    Die Unterhaltungen drehten sich allein darum, wer die meisten Frauen flachgelegt und die meisten Barbaren getötet hatte, wer am weitesten spucken und am lautesten furzen konnte – halt solche Sachen. Vielleicht ganz anregend für die Sinne, der Geist kam dabei allerdings zu kurz. Nach einer angemessenen Weile bat Cato Pyrax freundlich, ihm sein Zimmer zu zeigen. Alle Gesichter im Raum wandten sich ihm zu, einige mit staunend aufgerissenen Augen und offenen Mündern. Cato spürte, dass er ins Fettnäpfchen getreten war, und sagte sich, dass frühes Zubettgehen die dicke Luft ganz bestimmt beseitigen würde.

3

    Gegen Abend des nächsten Tages, als sich die Dämmerung rund um die Festung sammelte und die kalte Winterluft schneidend wurde, schleppte sich ein erschöpfter Cato zu den Unterkünften. Im Gruppenraum war es still, doch als er die Tür schloss, bemerkte Cato, dass er nicht allein war. Er reagierte mit einem Anflug von Gereiztheit auf diese Störung des Moments der Abgeschiedenheit, auf den er sich gefreut hatte. Pyrax saß auf seiner Pritsche und flickte im verblassenden Licht, das durchs offene Fenster fiel, gerade seinen Ersatzumhang. Als Cato zu seiner Pritsche ging und voll bekleidet hinaufkletterte, schaute er hoch.
    »Ein schwerer Tag, was, mein Junge?«
    »Ja«, brummte Cato, der einem Gespräch aus dem Weg gehen wollte.
    »Es wird bloß noch schlimmer.«
    »Oh.«
    »Glaubst du, du schaffst es?«
    »Ja«, antwortete Cato fest. »Ich werde es schaffen.«
    »Ach was!« Pyrax schüttelte den Kopf. »Du bist zu weich. Ich gebe dir einen Monat.«
    »Einen Monat?«, erwiderte Cato erbost.
    »Ja. Einen Monat, wenn du vernünftig bist … Wenn du dumm bist, länger.«
    »Wovon redest du überhaupt?«
    »Du hast hier nichts verloren. Du bist nicht aus dem rechten Holz geschnitzt – bist ja noch immer feucht hinter den Ohren.«
    »Ich bin fast siebzehn. Ich kann Soldat werden.«
    »Bist noch zu jung für einen Soldaten. Und du bist nicht in Form. Bestia wird dich in Kürze fertigmachen.«
    »Bestimmt nicht! Das verspreche ich dir«, ließ Cato sich hinreißen. »Eher sterbe ich.«
    »So weit könnte es durchaus kommen.« Pyrax hob die Schultern. »Könnte nicht behaupten, dass viele das bedauern würden.«
    »Was soll das denn heißen?«
    »Ach, nichts …« Unempfänglich für die Beschämung des Halbwüchsigen fuhr er mit Nähen fort, während Cato ihn weiter anfunkelte. Pyrax konzentrierte sich darauf, die Stiche am Saum ganz gerade zu setzen. Cato beobachtete ihn teilnahmslos; sein Leben lang hatte er den Palastsklavinnen beim Ausbessern der Kleidung zugeschaut. Spinnen, Weben und Nähen, das war alles Frauenarbeit, und es war ungewohnt für ihn, einen Mann eine Nadel so geschickt handhaben zu sehen.
    Cato war sich darüber im Klaren, dass ihm seine Ernennung zum Optio eine Menge Feinde gemacht hatte. Mit Bestia, dem für die Ausbildung zuständigen Zenturio, war er bereits aneinander geraten. Schlimmer noch, auch einige Rekruten verhielten sich ihm gegenüber unverhohlen feindselig, besonders eine Gruppe von Männern, die unmittelbar aus einem Gefängnis in Perusia zur Legion gekommen waren, den ganzen Weg über in Ketten gelegt. Deren selbsternannter Anführer war ein untersetzter Mann, der so hässlich war, dass er ausgerechnet den Spitznamen Pulcher verliehen bekommen hatte – der Schöne. Eines Tages während des Marsches war Cato hinter Pulcher gegangen, als der einen Schluck aus Catos Feldflasche verlangt hatte. Eigentlich bloß eine Kleinigkeit, doch der Tonfall, mit dem die Bitte vorgebracht wurde, war dermaßen aufgeladen gewesen mit unterschwelliger Drohung, dass Cato ihm die Flasche auf der Stelle überließ. Pulcher trank in tiefen Zügen, doch als Cato die Flasche zurückverlangte, reichte er den Wein an seine Freunde weiter.
    »Willst du sie zurück?« Pulcher bleckte höhnisch grinsend die Zähne. »Dann nimm sie dir.«
    »Gib sie mir.«
    »Zwing mich doch.«
    Bei der Erinnerung zuckte Cato schuldbewusst zusammen

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