Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
war mit Macro und der Standarte? Cato sah rasch nach, ob er vielleicht von hinten in die mittlerweile heftig brennende Scheune hineinkäme, doch der schmale Durchgang daneben war voller Flammen. Die Hitze versengte ihm das Gesicht, daher wich Cato von der Mündung der Gasse sogleich wieder zurück. Er zog den Umhang dicht um Kopf und Körper zusammen, holte tief Luft und stürmte in die Gasse hinein. Die Hitze und die Helligkeit waren gewaltig, und sogleich stieg ihm der Gestank verbrannten Wasser abweisenden Fetts in die Nase. Cato duckte sich noch mehr und rannte weiter, während die Flammen seine nackten Beine verbrannten, dann ließ er die Scheune und das Feuer hinter sich. Der ganze Umhang schwelte, und Cato schlug eilig die Flammen aus, die an einigen Stellen emporzüngelten.
In Anbetracht seiner Müdigkeit und der schweren Ausrüstung, die er mit sich herumschleppte, hatte Cato Mühe, die Mauer zu erklimmen. Er schaffte es gerade eben, den Kopf über die unebene Mauerkrone zu heben. Abgesehen von einem großen Haufen Winterfutter war der Hof hinter der Scheune jedoch leer.
»Herr!«, rief Cato so laut, wie er sich traute.
Als sich im Winterfutter etwas regte, machte Catos Herz vor Erleichterung einen Satz. Dann auf einmal durchschnitt ein Schmerzensschrei die Luft.
»Herr? Bist du erneut verletzt?«, rief Cato besorgt, und dann wälzte sich ein vager Schemen aus dem Winterfutter hervor und krümmte sich, vor Schmerzen laut schreiend. Ein Schwein. Wo steckte der Zenturio?
Cato ließ los und glitt an der Wand hinunter; jung, verängstigt und allein. Bittere Tränen über die Unbilden des Schicksals sammelten sich in seinen Augen. Plötzlich stürzte das Scheunendach in die gierigen Flammen. Cato taumelte, denn auf einmal meldete sich sein Überlebenswille zurück. Na schön, er war allein, umzingelt vom Gegner und einem wütenden Feuer, doch er würde sein Leben nicht kampflos preisgeben.
Im Geiste vergegenwärtigte sich Cato einen Übersichtsplan des Dorfes mit den ungefähren Positionen der Römer, der Germanen und der Feuer, dann entschied er sich für eine Richtung und rannte die schmale Gasse entlang, weg von der Scheune, mit Augen und Ohren sorgsam auf mögliche Gefahren achtend.
Schweine, dachte Macro, mochten – von einem guten Koch zubereitet – zwar wohlschmeckend sein, doch im Naturzustand waren sie bestenfalls schwer zu ertragen; germanische Schweine allerdings waren gänzlich unerträglich. Wie er so durch den Dreck zwischen den Pferchen kroch, wo der Urin und die eher flüssige Variante von Scheiße in eine Abwasserrinne sickerten, bemühte er sich, daran zu denken, die Standarte zu retten, die er so hoch wie möglich hielt. Ein beißender Gestank drang ihm in die Nase und machte ihn ganz benommen, so dass er jedes Schwein, an dem er vorbeikam, mit allen erdenklichen Schimpfnamen belegte.
Macro kroch zu einem großen Gatter aus Weidengeflecht. Vorsichtig spähte er zwischen den primitiv verflochtenen Gerten auf die dahinter liegende Straße hinaus. Ein Stück weiter mündete die Straße auf den Marktplatz, dessen Buden jetzt, mitten im Winter, leer standen. Das Feuer hatte diesen Teil des Dorfes noch nicht erreicht, und die Einheimischen, die Vitellius entwischt waren, schleppten in der knappen Zeit, die ihnen noch blieb, ihre kostbaren Habseligkeiten fort, wobei sie ängstlich auf die hinter Macro in die Nacht emporlodernden Flammen blickten. Aufgrund seines Blicks aus dem Lüftungsfenster schätzte Macro, dass der Dorfplatz nicht weit hinter dem Marktplatz lag. Die Hand voll Dörfler in der Nähe waren Frauen, Kinder und ältere Germanen – eine Bedrohung ging anscheinend nicht von ihnen aus. Wenn er unauffällig an ihnen vorbeiging, würden sie ihn vielleicht gar nicht beachten. Dann bräuchte er nur noch ein kleines Stück über die Straße zu gehen, um auf die Kohorte zu treffen.
Macro richtete sich unter Schmerzen auf und entfernte den Pflock am Gatter. Dicht am Straßenrand entlang gehend, hielt er die Standarte gesenkt, um möglichst wenig aufzufallen. Er kam nur langsam voran, da sein verletztes Bein allmählich taub wurde; schlimmer noch, vom Blutverlust wurde ihm allmählich schwindlig. In tiefen Zügen atmend, mühte er sich weiter, hinaus auf den Markt und an den verlassenen Ständen entlang, von den Dörflern, die ihre letzten Habseligkeiten fortschleppten und sich auch bei ihren abwesenden Nachbarn bedienten, entweder unbemerkt oder unbeachtet. Wie Macro wollten auch sie
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