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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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nicht auffallen, und diejenigen, die ihn bemerkten, beäugten ihn bloß argwöhnisch.
    Als er den Markt hinter sich ließ, wurde der Kampfeslärm lauter, und Macro hielt an der Stelle, wo die Straße eine scharfe Biegung zum Dorfplatz machte, inne, um zu verschnaufen. Ihm verschwamm immer mehr die Sicht, und alles drehte sich um ihn. Macro rieb sich die Augen, kämpfte gegen das Schwindelgefühl an, und allmählich sah er wieder schärfer, auch wurde sein Kopf klarer. Ein rascher Blick um die Ecke würde ihm sagen, ob der Weg frei war. Der Zenturio streckte den Kopf vor.
    Der Germane prallte so schnell gegen ihn, dass er sich auf einmal völlig außer Atem auf dem Rücken liegend wiederfand und in den orangefarbenen Himmel hochglotzte. Der Germane war neben ihm auf den Bauch gefallen, der Speer klappernd auf der Straße gelandet. Als Macro sich auf die Seite wälzen und den Dolch ziehen wollte, kam der Germane ihm zuvor. Im Handumdrehen war er wieder auf den Beinen, hob den Speer auf und wirbelte herum, um seinem Gegner die breite Klinge in den Hals zu stoßen. Macro streckte den Dolch vor, wohl wissend, dass dies nichts weiter als eine pathetische Geste war.
    »Jupiter sei Dank!«, sagte der Germane in perfektem Lateinisch.
    »Häh?«
    Der Germane senkte den Speer und reichte ihm die Hand. Macro starrte den Mann an, als hätte er den Verstand verloren.
    »Mach schon, Herr. Wir haben keine Zeit zu verlieren«, drängte Cato und schlug die Kapuze zurück, dann rümpfte er die Nase. »Verdammt noch mal, was stinkt denn hier so?«
    Macro sackte wieder gegen die Wand und lächelte erleichtert; das Nachlassen der Anspannung hatte zur Folge, dass ihm wieder schwindlig wurde, doch das war ihm egal. Cato war bei ihm, gesegnet sei der Junge. Wenn er sich bloß einen Moment ausruhen könnte …
    »Herr!«
    Er wurde grob geschüttelt, seine Augenlider zuckten. Cato stand gebückt über ihm und hielt ihn bei der Rüstung gepackt.
    »Wir müssen weiter, Herr!«, sagte Cato und zog Macro auf die Beine, wobei er vor Anstrengung die Zähne zusammenbiss. Er half Macro mit einem Arm und stützte sie beide mit dem Speer. Macro zog hartnäckig die Standarte hinter sich her, während Cato ihn an der Seite des Marktes entlang zur nächsten Straßenecke zerrte. Ein rascher Blick zeigte, dass vor ihnen weitere Germanen waren, die versuchten, gewaltsam zum Dorfplatz vorzustoßen.
    »Hier geht es nicht«, meinte Cato. »Die sind überall. Wir müssen etwas anderes versuchen.«
    »Ich muss mich ausruhen.«
    »Nein, Herr! Das darfst du nicht.« Cato schüttelte Macro, bis dieser die Augen wieder aufschlug. »So ist’s besser. Und weiter geht’s.«
    Cato trat eine Tür ein und schleppte Macro in die kleine Hütte. Der Zenturio nahm nur undeutlich wahr, dass er durch mehrere schmuddelige Räume und Höfe geführt wurde, bis Cato ihn an einer mit Lehm verkleideten Wand aus Weidengeflecht ablegte. Der junge Bursche zog das Schwert, streifte den Germanenumhang ab und hieb mit aller Kraft auf die Wand ein.
    »Was machst du denn da, mein Junge?«, fragte Macro mit schwacher Stimme.
    »Ich glaube, auf der anderen Seite liegt der Dorfplatz. Wir müssen halt durch die Wand durch.«
    »Dann kann ich mich ausruhen.«
    »Dann kannst du dich ausruhen, Herr.«
    Cato packte den Schwertknauf mit beiden Händen, stach auf die Wand ein und löste große Lehmklumpen, bis ein großer Teil des Weidengeflechts offen vor ihm lag. Er wischte sich einmal kurz über die Stirn, dann machte er sich mit frischem Eifer über die verwobenen dünnen Zweige her. Macro schaute teilnahmslos zu; er nahm an den Vorgängen ringsum kaum noch Anteil und gab allmählich seinem übergroßen Schlafbedürfnis nach.
    Das Flechtwerk erwies sich als unerwartet widerstandsfähig, und Catos Herz pochte heftig, während er mit zielstrebiger Wut auf die Wand einhackte. Endlich hatte er genug davon entfernt, um sich über die festgebackene Erde und den Lehm auf der anderen Seite hermachen zu können. Kurz darauf war er durch, und ein trüber Lichtstrahl fiel in den Raum. Cato arbeitete mit frischem Mut, so dass die Lücke rasch größer wurde. Als sie groß genug war, um sich hindurchzuzwängen, zog er den Zenturio behutsam hoch und schleppte ihn zum Loch.
    »Du zuerst, Junge«, protestierte Macro.
    »Nein, Herr, es ist leichter, dich hindurchzuschieben, als dich rauszuziehen.«
    »Hört sich vernünftig an.«
    Mit Catos Hilfe streckte Macro Kopf, Arme und Schultern durch das Loch in der Wand,

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