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Cato 01 - Im Zeichen des Adlers

Titel: Cato 01 - Im Zeichen des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Verwundeten kamen anschließend aus den hintersten Reihen des Gewühls zum Vorschein. Diejenigen, die zu schwer verletzt waren, um sich aus eigener Kraft aus dem Staub zu machen, wurden einfach niedergetrampelt.
    Ganz allmählich, jedoch mit quälender Unabänderlichkeit, wurden die Römer zum Dorfplatz zurückgedrängt. Cato wusste, dass die Germanen, wenn sie erst einmal auf den Platz strömten, die Römer in kurzer Zeit niedermachen würden. Ein Großteil der Nacht war bereits verstrichen, doch bis zur Morgendämmerung waren es noch ein paar Stunden, und dann würde es immer noch einen halben Tag dauern, bis Vespasian das Dorf erreicht hätte.
    Während die Germanen vorwärtsdrängten, schickte sich das Feuer jedoch an, sie zu überholen, denn zwischen den gut brennbaren Hütten breitete es sich in Windeseile aus. Als in der Ferne Hörner erschallten, heulten die Germanen auf vor Ingrimm und Enttäuschung. Als die Hörner hartnäckiger zum Rückzug bliesen, lösten sich die Germanen mit einem letzten wütenden Schlagabtausch von den Römern und flohen vor dem Feuer. Und dann war die Kohorte allein. Die Erleichterung war jedoch nur von kurzer Dauer. Statt der Brutalität der Germanen bekam sie es nun mit dem Fluch des Vulcanus zu tun, denn das Feuer erreichte den Dorfplatz, fraß sich an den Rändern weiter und drang bis an die Dorfmauern vor. Die vor der Feuersglut zurückweichenden Römer wurden von einem fürchterlichen roten Schein übergossen, der lange, unstete Schatten warf. Die Hitze des Feuers versengte Haut und Haar, und die Männer duckten sich hinter ihre Schilde.
    Ein Legionär kam angelaufen und zeigte auf die Straße, die vom Platz abging.
    »Zurückziehen! Alle zum Haupttor zurückziehen. Sofort !«
    Die Kohorte schleppte sich vom Platz, ein abgerissener Haufen erschöpfter Männer, von denen einige verwundete Kameraden stützten und andere ihre Schilde als Tragen für diejenigen benutzten, die zu schwach zum Gehen waren. Dies alles geschah in niedergedrücktem Schweigen. Zu viele Offiziere waren gefallen, und der Zusammenhalt der Einheiten hatte sich vollständig aufgelöst. Niedergeschlagen und müde stapften sie zwischen den rot geränderten Silhouetten der Germanenhütten hindurch. Am Haupttor bildete Vitellius einen Abwehrring um die hinter der letzten Reihe zusammengedrängten Verwundeten. Dann warteten die Überreste der Kohorte geduldig auf das Ende.
    Nachdem er es seinem Zenturio so bequem wie möglich gemacht hatte, war Cato wieder zur Sechsten Zenturie geeilt, und vom Haupttor aus hatte er einen guten Überblick über das drohende Verhängnis. Der Wind fachte die Flammen an, die sich nun daran machten, die andere Hälfte des Dorfes zu verschlingen. Jenseits der Mauer sah Cato die dicht zusammengedrängten Dörfler, die zuschauten, wie ihre Häuser und Habseligkeiten verbrannten. Ohne Nahrungsvorräte und Unterkunft würden nicht viele von ihnen den Winter überstehen, und der rote Feuerschein ließ das Entsetzen und die Verzweiflung in ihren Gesichtern hervortreten. So unmittelbar mit den Folgen des Krieges konfrontiert, verspürte Cato unwillkürlich Gewissensbisse, obwohl er wusste, dass er, so oder so bald sterben würde.
    Hinter den Dörflern erstreckten sich die dunklen Reihen der germanischen Krieger in die Nacht, die darauf warteten, dass das Feuer den Gegner ins Freie trieb.

    Während die Nacht voranschritt, beobachtete Cato verwundert, wie sich die Kohorte einem milden Fatalismus anheimgab. Die überlebenden Offiziere und deren Untergebene unterhielten sich leise, ohne Ansehen des Rangunterschieds; der drohende Tod ebnete die gesellschaftlichen Unterschiede ein. Es war seltsam trostvoll, hier und jetzt bei ihnen zu sein – unmittelbar vor der wilden Jagd ins Verderben. Ein warmes Gefühl von Heiterkeit durchströmte Cato, der sich dabei ertappte, dass er lächelte. Er fing den Blick eines abgebrühten Veteranen auf, dessen ausdrucksloses Gesicht sein Lächeln auf einmal erwiderte. Sie sprachen nicht miteinander; Worte waren überflüssig.
    Als sich der Himmel über der Feuerwand grau färbte, hatten die Flammen sie beinahe erreicht. Vitellius befahl den verbliebenen Männern, sich hinter dem Tor zur Kolonne zu formieren. Der Tribun zögerte einen Moment und bedachte das Schicksal derer, die zu schwer verwundet waren, um selbstständig gehen zu können. Die meisten hatten darum gebeten, ihnen das Schwert zu lassen, um sich bis zum letzten Atemzug verteidigen zu können und den

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