Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
das angstvolle Gequieke des Schweins einen neuen, nervtötenden Höhepunkt erreichte, versetzte Macro ihm einen Fußtritt gegen den Kopf.
»Hör endlich auf, so einen Lärm zu machen!« Er holte erneut mit dem Stiefel aus. »Willst du etwa, dass ich gefangen genommen werde?«
Das Schwein aber schrie mit wachsender Panik in einem fort. Irgendwann würden zufällig auf der Straße vorbeikommende Germanen nachschauen, was es mit dem Lärm auf sich hatte. Macro zögerte nicht. Er schleuderte die Standarte über die gegenüberliegende Mauer, dann zog er sich mühsam daran hoch, kletterte hinüber und rutschte an der anderen Seite auf einen Misthaufen hinunter. Er packte die Standarte und kroch zwischen den Pferchen hindurch Richtung Dorfmitte, wo der Rest der Kohorte wartete. Was er dort allerdings vorfinden würde, falls er es denn so weit schaffte, wollte er sich lieber nicht vorstellen.
13
Als die Tür eingetreten wurde, überschlugen sich Catos Gedanken. Da Macro sich vorerst in Sicherheit befand, bewegte er sich an der Wand entlang, warf sich schließlich in einen großen Strohhaufen in einer Ecke und wühlte sich tief hinein, während die Germanen immer weiter heranrückten.
In der Nähe vernahm er Stimmen und dann von draußen auf einmal ein grässliches Geschrei. Cato fürchtete sogleich um das Leben des Zenturios, dann aber sagte ihm sein gesunder Menschenverstand, dass diese Laute nicht von einem Menschen stammen konnten. Einer der Germanen lachte, dann bekam er einen Hustenanfall. Der Qualm brannte auch Cato allmählich im Hals, und er bemühte sich verzweifelt, den Hustenreiz zu unterdrücken.
Etwas bewegte sich durchs Stroh und stieß mit einem dumpfen Geräusch gegen die Scheunenwand. Das Geräusch wiederholte sich, diesmal in größerer Nähe, und dann wurde Cato voller Schrecken bewusst, dass die Germanen mit Speeren im Stroh stocherten. Er zwang sich zur Reglosigkeit, wohl wissend, dass es Selbstmord gewesen wäre, sich zu ergeben. Weitere Speerstöße folgten, als die Germanen, kläglich hustend im dichter werdenden Qualm der brennenden Scheune, die Suche nach ihrer Beute fortsetzten. Unvermittelt brach die Suche ab, als die Germanen sich eilig aus dem brennenden Gebäude zurückzogen.
Erst als er sicher sein konnte, dass sich niemand mehr in der Nähe aufhielt, befreite Cato sich vorsichtig aus dem Stroh. Auf dem Bauch kroch er zur Vorderseite des Gebäudes, wo sich das von ihm angezündete Stroh mittlerweile in glühende Asche verwandelt hatte. Auf der Straße wimmelte es von Germanen. Jemand rief eine Reihe von Befehlen, dann bewegten sich die Männer weiter Richtung Dorfmitte. Cato wartete, bis das Geräusch der Schritte verklungen war, dann wälzte er sich laut hustend auf die Straße und sog die vom Feuer erwärmte Nachtluft in tiefen Zügen ein. Die Lunge schmerzte, und es dauerte eine Weile, bis Cato die tränenden Augen trocken gewischt hatte und die Straße wieder scharf sah. Obwohl die Rufe der Germanen das Prasseln und Tosen der Flammen übertönten, war er zumindest im Moment allein – abgesehen von dem Mann, den er mit dem Standartenschaft bewusstlos geschlagen hatte.
Als er sich dem Germanen vorsichtig näherte, sah Cato, dass er noch immer bewusstlos war; auf seiner Stirn zeigte sich eine hässliche blauschwarze Beule. Da es ringsum von Germanen wimmelte und Römer eher dünn gesät waren, hielt Cato es für geraten, sein Aussehen zu verändern. Er öffnete die Schließe am Umhang des Germanen, wälzte den hilflosen Mann herum und nahm ihm das Kleidungsstück ab. Als er es sich über den Umhang überstreifte, stieg ihm die widerliche Mischung aus Schweiß, menschlichem und tierischem Schmutz und wasserabweisendem Fett in die Nase und brachte ihn zum Würgen. Er mühte sich eine Weile mit der Schnalle des Helmriemens ab, dann ließ er das schwere Gerät aus Eisen und Bronze auf den Boden fallen. An seinem soldatisch kurz geschnittenen Haar konnte er nichts ändern, daher zog er sich mit einem angewiderten Naserümpfen die Kapuze des Umhangs über den Kopf. Zusätzlich zum Schwert, das unter dem Umhang in der Scheide versteckt war, nahm Cato noch Speer und Schild des Germanen an sich. Als er an sich hinunterblickte, fand er, dass die Wirkung zwar nicht ganz überzeugend war, dass er aber jetzt zumindest weniger Ähnlichkeit mit einem Römer hatte.
Was nun? Wenn er sich in Sicherheit bringen wollte, musste er den Dorfplatz erreichen, wo der Rest der Kohorte postiert war. Doch was
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