Cato 01 - Im Zeichen des Adlers
nett und versuch mal, das alles etwas mehr zu genießen. Du nimmst das Leben zu ernst, Cato.«
Der Optio funkelte ihn verbittert an. »Das liegt daran, dass ich das Leben im Moment ziemlich beschwerlich finde, Herr.«
»Schmachtest du denn immer noch der Kleinen hinterher ?« Macro lachte, dann knuffte er Cato in die Rippen. »Wie war’s denn letzte Nacht?«
Cato war so verblüfft, dass er vorübergehend aus dem Rhythmus kam, bis ihn ein leiser Fluch von der Kolonnenspitze veranlasste, seine Position an der Seite des Zenturios wieder einzunehmen.
»Na?« Macro zwinkerte ihm zu. »Bist du zu Potte gekommen ?«
»Nein, Herr.«
»Aber warum das denn nicht? Erzähl mir nicht, du bist ihr poetisch und romantisch gekommen. Das bist du doch nicht, oder? Sag, dass es nicht wahr ist.«
»Nein, Herr.« Cato blickte zu Boden; er war sich nicht sicher, ob er Macro etwas würde vormachen können. »Wir wurden gestört, bevor wir … fertig waren.«
»Das ist aber schade.« Macro nickte mitfühlend. »Was ist denn passiert?«
»Wir haben uns in einem der Wagen hinter den Zelten des Legaten getroffen. Es ging auch recht gut, bis auf einmal Lärm und Unruhe ausbrachen. Wir hätten uns nicht daran stören und weitermachen sollen, aber dann hörte Lavinia, wie sie von ihrer Herrin gerufen wurde.«
»Hättest es mal auf die schnelle Tour probieren sollen«, meinte Macro.
»Nicht einmal dafür war mehr Zeit, Herr«, erwiderte Cato voller Bedauern. »Sie rannte gleich los, ohne dass wir uns fürs nächte Mal verabredet hätten. Und jetzt bin ich auf Eskorte, und sie musste zurückbleiben.«
»Mach dir nichts draus, mein Junge, ich bin sicher, sie hält ihr Ding für dich warm.«
»Jawohl, Herr.«
»Dann warst du also in der Nähe, als der Dieb entdeckt wurde? Hast du etwas gesehen?«
»Nichts, Herr. Gar nichts. Hab bloß gemacht, dass ich wegkomme, und dann hab ich mich gleich schlafen gelegt. «
»Sieht so aus, als wär dir der ganze Spaß entgangen.«
»Ja, Herr«, erwiderte Cato so leise, dass Macro fälschlich annahm, er gräme sich um seine erste Liebe. Um den jungen Cato von seinem Liebesschmerz abzulenken, war ein gewisses Maß an Einfühlungsvermögen vonnöten. Macro stürzte sich auf die erstbeste Idee, die ihm in den Sinn kam.
»Mal sehen, ob ich Fortschritte gemacht habe. Sag ein Wort, und ich versuche, es zu buchstabieren. Was hältst du davon?«
»Wenn du möchtest, Herr.«
Während Macro mit Wörtern wie ›Befestigung‹, ›Wachposten‹ und ›Speer‹ seine neu erworbenen Fähigkeiten auf die Probe stellte, wurde Cato von Ängsten verzehrt. Sollte sich der Wachposten von seiner Kopfverletzung erholen, wäre es bloß eine Frage der Zeit, bis man ihm auf die Schliche kommen würde. Und was dann? Folter, ein erpresstes Geständnis und der gewisse erniedrigende Tod. Wenn Lavinia sich jedoch in Sicherheit gebracht hatte, würde sie seine Version der Ereignisse sicherlich bestätigen. Es sei denn – ein ziemlich hässlicher Gedanke –, es sei denn, sie fürchtete, sich zu belasten. Und wie stand es mit Flavia? Schließlich hatte sie das Treffen arrangiert. Deshalb war nicht auszuschließen, dass sie Lavinias Erklärungen abstreiten würde. Solange die Legion selbstständig operierte, würde er nicht in Erfahrung bringen können, wie sich die Dinge entwickelten.
»Cato?« Der Zenturio war des Buchstabierens bereits überdrüssig geworden.
»Herr?«
»Dieser Mann, mit dem wir uns treffen sollen.«
»Narcissus?«
»Behalt den Namen für dich!«, zischte Macro. »Die Soldaten sollen nichts davon erfahren.«
»Verzeihung, Herr. Was ist mit ihm?«
»Bist du ihm im Palast mal begegnet?«
»Ja, Herr. Er war eng mit meinem Vater befreundet, jedenfalls so lange, bis er reich wurde.«
»Was ist er für ein Mensch?«, fragte Macro, dann bemerkte er, was für ein Gesicht der Optio machte. »Ich würd’s halt gern wissen, damit wir nicht auf dem falschen Fuß erwischt werden. Wenn wir ihn in den nächsten Tagen beschützen sollen, will ich vermeiden, ihm auf die Füße zu treten, denn immerhin gehört er ja dem inneren Beraterkreis des Kaisers an. Nicht, dass ich Angst vor ihm hätte oder so, schließlich ist er bloß ein freigelassener Sklave. Ich will bloß sicherstellen, dass er sich in unserer Obhut wohl fühlt. Dürfte uns wohl kaum schaden, wenn’s ihm bei uns gefällt. Also, erzähl mir von ihm.«
»Nun, Herr …« Cato überlegte einen Moment. Das würde nicht leicht werden. Was er über
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