Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
Vom Netzwerk:
Rändern des Imperiums lebten.
    Wie stand es nun mit diesen Briten? Was waren die für Männer? Killer – oder doch auf ihre eigene Art Soldaten? Der Schwertkämpfer, der im Verlauf der vom Legaten veranstalteten Wettspiele gestorben war, ging ihm nicht aus dem Sinn. Der Mann war ein echter Krieger gewesen und hatte mit der Wildheit eines geborenen Killers angegriffen. Sein Selbstmord war ein Akt des reinen Fanatismus, und dieser Charakterzug in manchen Menschen verstörte Cato zutiefst und erfüllte ihn mit einem Gefühl moralischen Entsetzens und der Überzeugung, dass nur Rom einen besseren Weg bot. Denn trotz seiner zynischen, korrupten Politiker stand Rom letztendlich doch für Ordnung und Fortschritt; ein Leuchtturm für all jene von Schrecken erfüllten Menschenmassen, die sich in der Dunkelheit der barbarischen Länder verborgen hielten.
    »Na, tut dir deine Wette immer noch Leid?«, riss Macro ihn mit einem Knuff aus seiner Versunkenheit.
    »Nein, Herr. Ich dachte nur gerade über diesen Briten nach.«
    »Ach, vergiss ihn. Was er getan hat, war einfach nur blöde, und mehr ist dazu nicht zu sagen. Ich hätte vielleicht mehr Achtung, wenn er das Schwert gegen uns eingesetzt hätte, um sich durch unsere Reihen durchzuschlagen. Aber sich selbst zu töten? Was für eine Verschwendung.«
    »Wenn du meinst, Herr.«
    Sie hatten das Lazarettzelt erreicht und wedelten vor dem Hineinschlüpfen die Insekten weg, die die Öllampen vor den Zeltklappen umschwirrten. An der einen Zeltwand saß ein Sanitäter hinter einem Schreibtisch. Er führte sie nach hinten, wo die verwundeten Offiziere untergebracht waren. Jedem Zenturio war ein kleiner, abgetrennter Bereich zugeteilt worden, mit Feldbett, Nachttisch und Bettpfanne. Der Sanitäter zog einen Vorhang beiseite und winkte sie nach drinnen. Macro und Cato quetschten sich hinein, links und rechts des schmalen Bettes, auf dem der tote Oberzenturio lag, von einem Leichentuch aus Leinen bedeckt.
    Einen Moment lang standen sie schweigend da, dann sagte der Sanitäter zu Cato: »Die Sachen, die er dir zukommen lassen wollte, liegen unter dem Bett. Ich lasse euch beide jetzt eine Weile mit ihm allein.«
    »Danke«, antwortete Cato leise.
    Der Vorhang schloss sich wieder, und der Sanitäter kehrte an seinen Schreibtisch zurück. Es war still, nur von irgendwo im Zelt war ein leises Stöhnen zu hören, und von noch weiter weg die Geräusche des Lagers.
    »Also, willst du jetzt schauen, oder soll ich?«, fragte Macro mit gedämpfter Stimme.
    »Wie bitte?«
    Macro zeigte mit dem Daumen auf den Oberzenturio. »Ein letzter Blick ins Gesicht des alten Mannes, bevor er in Rauch aufgeht. Das schulde ich ihm.«
    Cato schluckte nervös. »Nur zu.«
    Macro zog behutsam das Leichentuch beiseite und deckte Bestia bis zur nackten Brust auf, wo sich das graue Haar sträubte. Keiner der beiden hatte Bestia jemals ohne Uniform gesehen, und die dichte, gekräuselte Körperbehaarung war eine Überraschung. Irgendeine gute Seele hatte die Augen des Oberzenturios schon mit Münzen bedeckt, als Fährgeld für Charon, der jeden Toten über den Fluss Styx in die Unterwelt übersetzte. Die Verletzung, die schließlich zu seinem Tod geführt hatte, war gesäubert worden, aber dennoch war der Anblick des verstümmelten Kiefers, wo Zähne, Knochen und Muskelgewebe offen lagen, nicht gerade schön.
    Macro stieß einen Pfiff aus. »Ein Wunder, dass er dem Legaten in dieser Verfassung überhaupt noch irgendetwas sagen konnte.«
    Cato nickte.
    »Jedenfalls hat der alte Schurke es bis ganz nach oben geschafft, und das ist mehr, als den meisten von uns gelingt. Lass sehen, was er dir hinterlassen hat. Soll ich schauen?«
    »Wenn du möchtest, Herr.«
    »Recht so.« Macro kniete sich hin und wühlte unter dem Bett. »Ah! Da ist es.«
    Als er aufstand, hielt er ein Schwert samt Schwertscheide hoch, und außerdem eine kleine Amphore. Das Schwert reichte er Cato, dann zog er den Pfropfen aus der Amphore und schnupperte vorsichtig. Ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.
    »Caecuban!«, jauchzte Macro. »Mein Junge, womit auch immer du Bestia so beeindruckt hast, es muss ein richtiges Wunder gewesen sein. Hast du was dagegen, wenn ich …?«
    »Nur zu, Herr«, antwortete Cato. Er nahm das Schwert in Augenschein. Die Scheide war schwarz und mit einem auffallenden Silbermuster eingelegt. Hier und dort wies sie Scharten und andere Zeichen massiven Gebrauchs auf. Es war die Waffe eines Soldaten und kein nur

Weitere Kostenlose Bücher