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Cato 02 - Im Auftrag des Adlers

Titel: Cato 02 - Im Auftrag des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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Burschen schuldig.«
    »Wirklich?«, fragte Cato trübe.
    »Aber natürlich. Alte Armeetradition. So trauern wir um unsere Toten.«
    »Eine Tradition?«
    »Na ja, jetzt ist es eben eine.« Macro lächelte etwas benebelt. »Komm, gehen wir.«
    Das neue Schwert in seiner Scheide fest umklammernd, überließ Cato die Amphore Macro, und gemeinsam steuerten sie schlingernd durch die kerzengeraden Zeltreihen zum Lagerbereich ihrer eigenen Zenturie zurück.
    Als Bestias Scheiterhaufen am nächsten Tag bei Sonnenaufgang angezündet wurde, schauten der Zenturio und der Optio der Sechsten Zenturie der Vierten Kohorte mit trüben Augen zu. Die komplette Zweite Legion hatte sich zu diesem Ereignis aufgestellt und rahmte den Scheiterhaufen auf drei Seiten ein, während der Legat, der Lagerpräfekt, die Tribunen und weitere hochrangige Offiziere auf der vierten Seite stramm standen. Vespasian hatte seinen Standort gut gewählt, auf der windabgewandten Seite des Scheiterhaufens, wo ein leichtes Lüftchen über die britische Landschaft wehte. Direkt gegenüber trieben die ersten Fäden dicken, öligen, nach verbranntem Fett stinkenden Rauchs zwischen den strammstehenden Legionären hindurch. Rund um Macro und seinen Optio ertönte heftiges Husten; einen Moment später ballte sich Catos allzu empfindlicher Magen wie zu einer Faust zusammen, er beugte sich vor und kotzte das Gras zu seinen Füßen voll.
    Macro seufzte. Selbst von jenseits der Todesschatten brachte Bestia es fertig, seine Männer leiden zu lassen.

5

    »Das Problem, meine Herren, ist dieser kleine Hügel dort drüben.« Der General deutete mit seinem Stab über den Fluss, und die Versammlung seiner hochrangigsten Offiziere folgten der angegebenen Richtung mit den Augen. Zusätzlich zu den Kommandanten der vier Legionen befanden sich in der Traube aus scharlachroten Mänteln auch Plautius’ Stabsoffiziere. Vespasian fiel es schwer, sich nicht über die schimmernde Vergoldung zu amüsieren, die die glänzende Brustplatte seines Bruders Sabinus schmückte, der den ehrenhaften Rang eines Reiterpräfekten innehatte. Fast ebenso aufdringlich war das Gold in der Bekleidung des Briten, der Plautius begleitete. Adminius war von seinem Bruder Caratacus aus seinem Königreich vertrieben worden und hatte sich der römischen Armee als ortskundiger Führer und Unterhändler angeschlossen. Falls Rom siegte, würde er Titel und Ländereien zurückerhalten, allerdings nur noch als ein Vasall Roms, mit allen Verpflichtungen, die das mit sich brachte: ein kümmerlicher Lohn für den Verrat am eigenen Volk. Vespasian betrachtete den Briten voller Verachtung und ließ dann die Augen weiter zum Fluss wandern.
    Das gegenüberliegende Ufer stieg langsam zu einer niedrigen Hügelkette an, die parallel zum Fluss verlief. Die Kuppe war provisorisch befestigt worden, und selbst jetzt sah man winzige britische Gestalten noch wie wild schuften. Schon war auf der anderen Seite der Furt ein tiefer Graben gezogen, und den Aushub hatte man dahinter zu einem Wall aufgetürmt. Diese Befestigung zog sich in beide Richtungen bis zum unpassierbaren Sumpf, wo zwei Schanzen die Flanken bildeten. Auf dem gesamten Wall wurde jetzt eine primitive Palisade errichtet.
    »Vielleicht ist euch aufgefallen, dass dieser Flussabschnitt noch den Gezeiten unterliegt«, fuhr Plautius fort. »Wenn ihr euch das andere Ufer einmal genau anschaut, seht ihr, dass Caratacus im Flussbett Hindernisse angebracht hat, die im Moment unter Wasser stehen. Ist gerade Ebbe oder Flut, Tribun Vitellius?«
    Damit hatte der General seinen jüngsten Stabsoffizier auf dem falschen Bein erwischt, und Vespasian konnte ein Lächeln der Genugtuung nicht unterdrücken, als Vitellius’ sonst so blasiertes Gesicht Zweifel und schließlich Verlegenheit zeigte. Als Belohnung für seine kürzlich vollbrachte Heldentat war der Tribun von der Zweiten Legion abkommandiert worden. Diese Erfahrung im Generalstab war für ihn die Gelegenheit, sich einen Namen zu machen und den Weg für seine zukünftige militärische Laufbahn zu ebnen. Einen Moment lang sah es so aus, als würde der Tribun einen Bluff versuchen, doch dann trug die Ehrlichkeit den Sieg davon. Allerdings konnte Vitellius nicht der Versuchung widerstehen, zur Schadensbegrenzung eine ausweichende Antwort zu geben.
    »Ich gehe der Frage nach, Herr.«
    »Bedeutet dieses ›Ich gehe der Frage nach, Herr‹ dasselbe wie ›Ich weiß es nicht, Herr‹?«, fragte Plautius trocken.
    »Jawohl,

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