Cato 02 - Im Auftrag des Adlers
ein rechter Grünschnabel noch. Nicht mal ein Jahr lang war der Junge Legionär, und schon warf er mit seinem Urteil um sich wie ein alter Veteran.
»Dann mach eben, was du willst.« Macro schüttelte den Kopf und setzte sich in Erwartung des Kampfs auf seinen Platz. Dies war der letzte Kampf der vom Legaten Vespasian improvisierten Spiele, die in einem kleinen, waldigen Tal mitten im Marschlager der Zweiten Legion stattfanden. Morgen würden die vier Legionen und ihre Hilfstruppen wieder auf dem Marsch sein, angetrieben von General Plautius und seiner Entschlossenheit, Camulodunum noch vor Einbruch des Herbstes einzunehmen. Wenn die feindliche Hauptstadt fiel, würde das Bündnis britischer Stämme unter ihrem Anführer Caratacus vom Stamm der Catuvellauni zerbrechen. Mehr als die vierzigtausend Mann unter Plautius konnte Kaiser Claudius für die verwegene Invasion der nebligen Insel vor der Küste Galliens nicht entbehren. Jeder in der Armee war sich bewusst, dass die Briten ihnen zahlenmäßig weit überlegen waren. Doch bislang waren die Feinde unter sich gespalten. Wenn es den Römern gelang, rasch ins Herz des britischen Widerstands vorzustoßen, bevor die Legionen durch ihre geringere Mannstärke ins Hintertreffen gerieten, war der Sieg zum Greifen nahe. Jeder schien von dem Wunsch beseelt, so schnell wie möglich vorzurücken, doch für diesen Ruhetag und die von den Kampfspielen gebotene Unterhaltung waren die erschöpften Legionäre dankbar.
Zwanzig Briten waren mit den unterschiedlichsten Waffen ausgerüstet und paarweise gegeneinander aufgestellt worden. Um die Spannung zu steigern, hatte man Lose in den Helm eines Legionärs geworfen und die Gegner ausgelost, was einige amüsant ungleichgewichtige Paarungen ergeben hatte. So schien es auch bei diesem letzten Kampf zu sein.
Der Standartenträger der Legion hatte die Aufgabe des Zeremonienmeisters übernommen und schritt, die Arme schwenkend, in die Mitte der Arena, um die Zuschauer zur Ruhe aufzufordern. Seine Helfer beeilten sich, die letzten Wetten anzunehmen, und Cato ließ sich wieder neben dem Zenturio nieder, nachdem er seine Wette zu einer Quote von fünf zu eins abgeschlossen hatte. Recht unvorteilhaft, aber Cato hatte einen ganzen Monatslohn gesetzt, und falls der Mann gewann, würde er ein hübsches Sümmchen einsacken. Macro hatte auf den muskelbepackten Gegner mit Kurzschwert und Rundschild gesetzt. Eine wesentlich kleinere Summe, dafür aber zum günstigsten Verhältnis, das sich angesichts der allgemeinen Einschätzung der Kämpfer aushandeln ließ.
»Ruhe! Ruhe dort!«, brüllte der Standartenträger. Trotz der wegen der Ruhepause sehr gelösten Stimmung zeigten die versammelten Legionäre sofort Disziplin. Von einem Moment auf den anderen verstummten zweitausend schreiende, gestikulierende Soldaten und setzten sich in Erwartung des Zweikampfs hin.
»Nun also der letzte Kampf! Zu meiner Rechten präsentiere ich euch einen Schwertkämpfer, athletisch gebaut, ein erfahrener Krieger, das behauptet er zumindest.«
Die Menge johlte verächtlich. Wenn der Brite so verdammt gut war, warum, zum Teufel, kämpfte er dann hier als ihr Gefangener um sein Leben? Der Schwertkämpfer grinste höhnisch zu den Zuschauern hinüber, hob plötzlich den Arm und stieß einen trotzigen Kampfruf aus. Die Legionäre grölten zurück. Der Standartenträger ließ das Geschrei noch eine kurze Weile zu und forderte dann erneut Ruhe ein. »Zu meiner Linken haben wir einen Dreizack. Behauptet, er sei der Knappe irgendeines Häuptlings. Ein Waffenträger also von Beruf, kein Waffenkämpfer. Da wird das hier wohl eine saubere, schnelle Sache werden. Und jetzt, ihr faulen Säcke, vergesst nicht, dass gleich nach dem Mittagssignal der normale Dienst weitergeht.«
Die Menge stöhnte so laut, dass es nicht ganz echt wirkte, und der Standartenträger lächelte gutmütig. »Also aufgepasst, Kämpfer – auf eure Plätze!«
Der Standartenträger zog sich aus der Mitte der ›Arena‹ zurück, einer grasbewachsenen Fläche, die an den Stellen, wo Kämpfer gefallen waren, blutrot und schmierig schimmerte. Die Gegner wurden einander gegenübergestellt, wobei zwei in die Grasnarbe geschnittene Kerben die Markierungen bildeten. Der Schwertkämpfer hob Kurzschwert und Rundschild und duckte sich kampfbereit. Im Gegensatz dazu hielt der Dreizackkämpfer seine Waffe senkrecht nach oben gerichtet, ja, er schien sich fast darauf zu stützen, das Gesicht vollkommen ausdruckslos. Ein
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