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Cato 03 - Der Zorn des Adlers

Titel: Cato 03 - Der Zorn des Adlers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Scarrow
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näher, von einem elenden Gefühl der Verzweiflung übermannt. Sie kamen zu spät. Mit der Speerspitze hob er die oberste Lumpenschicht an und schleuderte sie zur Seite. Darunter lag ein Stapel von Wollmänteln und Fellen. Bettzeug, aber keine Leichen. Cato runzelte einen Moment lang verwirrt die Stirn und nickte dann.
    »Das ist eine Falle«, sagte er.
    »Hä?«
    »Die Familie des Generals war gar nicht hier, Herr. Die Druiden müssen erraten haben, dass wir eine Rettungsaktion planten, und wollten uns von dem Ort ablenken, an dem sie die Gefangenen in Wirklichkeit festhalten. Also streuten sie das Gerücht, dass die Gefangenen hier festgehalten werden. Prasutagus ist es zu Ohren gekommen, und so sind wir jetzt hier. Wir sind hereingelegt worden.«
    »Und darauf hereingefallen«, gab Macro zurück, und die Erleichterung, die ihn überkommen hatte, als sie keine Leichen fanden, verwandelte sich nun rasch in eiskalte Furcht. »Wir müssen hier raus.«
    »Was ist mit den anderen?«
    »Wir können ihnen ein Signal geben, sobald wir wieder beim Hügel sind.«
    »Und wenn die Druiden die Leichen der Wächter vorher entdecken?«
    »Dann haben wir Pech gehabt.«
    Macro beförderte Cato aus dem Anbau, schloss die Tür und legte eilig den Riegel vor. Geduckt eilten sie an der Rückseite der Hütte zum Fluss zurück und rutschten die Uferbank hinunter. Cato holte seine Schwimmhilfe aus dem Schilf und watete mit zusammengebissenen Zähnen ins eiskalte Wasser, das ihm bald bis zur Brust reichte. Dann versuchte er mit hastigen Beinschlägen verzweifelt, das Tempo seines Zenturios zu halten. Der Rückweg über den Fluss kam ihm noch länger vor. Cato lauschte auf die ersten Schreie, die anzeigten, dass der Feind die Leichen entdeckt hatte, doch zum Glück hielt das anfeuernde Gejohle im Dorf unvermindert an, und schließlich watete er taub vor Kälte hinter Macro her ins Schilf des anderen Ufers.
    Kurz darauf saßen sie bei ihrer Ausrüstung und ihren Kleidern, und jeder der beiden zitternden Männer hatte sich eng in seinen dicken Wollmantel gehüllt. Macro wandte sich dem Dorf zu, wo Prasutagus und sein derzeitiger Herausforderer sich stampfend und taumelnd umklammert hielten. Boudica stand ein wenig abseits und war ein Stück den Befestigungswall hinaufgestiegen.
    »Da ist sie. Gib ihr das Signal«, befahl Macro. »So schnell du kannst.«
    Cato schnappte sich den Stechpalmenzweig, steckte ihn knapp vorm Scheitelpunkt des Hügels aufrecht in die weiche Erde und hielt ihn fest. »Hat sie ihn gesehen, Herr?«
    »Ich weiß nicht recht … Nein. Oh, Scheiße.«
    »Was ist los, Herr?«
    »Jemand ist auf den Trainingshof zurückgekehrt.«
    Macro beobachtete, wie die Gestalt im schwarzen Umhang ohne sich weiter umzusehen am Anbau und der Reihe der Trainingspfosten vorbeiging und in eine der kleineren Hütten schlüpfte. Macro seufzte erleichtert auf und kehrte den Blick wieder dem Dorftor zu. Boudica blieb unbewegt stehen, als beobachte sie den Kampf. Als Prasutagus seinen Feind zu Boden schmetterte, reagierte sie immer noch nicht. Dann aber hob sie die Hand an die Kapuze und lüftete sie.
    »Sie hat den Zweig gesehen! Jetzt runter damit!«
    Cato legte den Zweig eilig beiseite und kroch zu seinem Zenturio zurück. Prasutagus stand hoch aufgerichtet beim Tor, und seine prahlerische Arroganz war selbst aus dieser Entfernung zu sehen. Die Dorfleute schrien und johlten nach einem neuen Herausforderer. Als Boudica zu Prasutagus trat und ihm Kittel und Mantel reichte, wurde das Geschrei der Menge ärgerlich. Der Häuptling der Krieger, dessen Helm mit schwarzen Federn geschmückt war, trat Prasutagus entgegen. Der Iceni schüttelte den Kopf und streckte die Hand nach dem Geldbeutel aus, der ihm nach dem Sieg über seine Gegner zustand. Der Häuptling schrie etwas Wütendes, zog seinen Umhang aus und forderte Prasutagus persönlich heraus.
    »Wage es!«, zischte Macro.
    »Herr!« Cato zeigte auf den Trainingshof. Der Mann, den sie zuvor gesehen hatten, kam wieder aus seiner Hütte heraus, einen Geldbeutel in der Hand. Er ging zum Eingang des Geländes, doch gerade als er das schmale Tor passieren wollte, blieb er stehen und blickte sich zum Anbau um. Er rief etwas, wartete einen Moment ab und wiederholte seinen Ruf. Als keine Antwort kam, kehrte er zum Anbau zurück und band dabei den Geldbeutel an seinem Gürtel fest.
    Macro ließ den Blick wieder zum Dorftor wandern, wo Prasutagus noch immer mit hoch erhobenem Haupt dastand und abzuwägen

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