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Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde

Titel: Meine geordnete Welt oder Der Tag an dem alles auf den Kopf gestellt wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Crowley Knut Krueger
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Ich
    M ama sagt, Veränderungen seien Gottes Art, uns ein sanftes Wunder zu zeigen - wie die Schokoladenfüllung in einem Tootsi Pop, meinem Lieblingslolli.
    Quatsch!, sagt meine Großmutter Birdy. Veränderungen sind zu gar nichts gut und kommen nie allein - wie Flugzeugabstürze und Naturkatastrophen. Damals, nachdem Weenie den riesigen Cheeto gefressen hatte, begann mein Leben auseinanderzufallen. Das heißt, genau genommen fing alles schon vor dem schrecklichen Zwischenfall mit dem Käsecracker an. Lange zuvor. Eigentlich schon mit meiner Geburt.
    Ich bin kein Freund großer Worte und langer Gespräche. Ich habe der Welt nur wenig zu sagen. Meine Schwester Bug dagegen quatscht dir bei jeder Gelegenheit die Ohren voll. So würde es Grandma wohl ausdrücken, die Bug zwar vergöttert, in der Regel aber kein Blatt vor den Mund nimmt. Denn Bug kann nicht mal für zehn Sekunden die Klappe halten. Nichts bringt sie zum Schweigen. Sie labert dich voll, bis du die Augen verdrehst und tot umfällst, und dann beugt sie sich über dich und redet weiter auf dich ein.
    Natürlich habe auch ich Worte. Sogar ganz erstaunliche Worte und Ideen. Sie sind in mir gefangen, drehen sich dort im Kreis wie die heißen Staubteufel auf dem Highway 90 und höhlen mein Inneres aus. In der Regel bleiben die Worte in mir drin. Um sie aus mir herauszuholen, hat Mum mir ein wunderschönes schwarzes Notizbuch geschenkt. Es hat eine
silberne Schließe in Gestalt eines Drachen und begleitet mich überallhin.
    Die Leute hier in der Gegend haben immer gedacht, dass ich nicht ganz richtig im Kopf bin. Dass bei mir ein, zwei Schrauben locker sind. Sie meinen, ich sei nur dazu gut, um herumfliegenden Müll aufzuspießen, Zugfahrpläne herunterzurasseln, ihre Essensmarken zusammenzuzählen oder lila Tootsie Pops (meine Lieblingssorte) zu verteilen. Aber damit ihr es gleich wisst, es gibt auch Sachen, die ich nicht ausstehen kann, wie Brotkrümel in der Butterdose, das Wort Velveeta oder absolut still zu stehen. Ich bin immer in Bewegung.
    Eines ist sicher in Jumbo, Texas, einem Kaff mit 1258 Einwohnern: Wenn man so dumm wie ein Sack Kartoffeln oder superschlau ist, dann bringen sie dich zu einem Spezialisten nach El Paso, der ihnen bestätigt, was sie sowieso schon wissen. Mich haben sie zwei Mal dorthin verfrachtet. Das erste Mal, weil sie mich für hochintelligent, das zweite Mal, weil sie mich für bescheuert hielten. Nach wenigen Jahren in Jumbo habe ich begriffen, dass zwischen Genialität und abgrundtiefer Blödheit ein schmaler Grat besteht. Ich schwanke gewissermaßen auf dem Seil dazwischen und frage mich, wo ich wohl landen werde, wenn ich runterfalle.
    Ein Schluckauf meiner Gene. Ein geschmackloser Scherz des Universums, Vor langer Zeit dachten alle, ich sei ein Genie. Heute bin ich nur als der Schwachkopf bekannt, der Drachen liebt. Sie nennen mich sogar Drachenmädchen. Obwohl fixe Ideen in der westtexanischen Provinz weit verbreitet sind, werden Drachen als unpassend für heranwachsende Damen betrachtet. Pferde ja, Drachen nein. Doch ich kann einfach nicht damit aufhören, an meine länglichen, schuppigen Biester zu denken und sie zu zeichnen. Bilder von Drachen schmücken jeden Fetzen Papier, den ich in die Finger kriege, meinen schwarzen Notizblock, meine Hausaufgaben, die Quittungen
aus Mamas Buchladen, sogar die Plakate, die in der Stadt an den Telefonmasten hängen. Ich verstreue meine Drachen wie Blütenstaub überallhin.

Erstes Kapitel
    E s hat nicht lange gedauert. Neuigkeiten verbreiten sich schnell in Jumbo. Sogar an einem warmen Samstagmorgen, wenn die Welt sich langsam dreht. Ich drehte meine übliche Runde mit dem Müllspieß und meinem Fernglas. Als ich gerade am Dixie Dog Drive In angekommen war, um die Hinterlassenschaften der Teenies aufzuspießen, die freitagabends hier rumhängen, kreuzten Bug und Tootie McKelvey auf und haben mir davon erzählt.
    »Es gibt einen neuen behinderten Jungen!«, platzte Tootie heraus, worauf Bug sie in die Seite stieß. Tootie hat mehr Sommersprossen als Gesicht - mehr gibt es über sie nicht zu sagen. »Der sieht ganz schön komisch aus!«, fügte sie hinzu, um die große Neuigkeit ein wenig auszuschmücken.
    Mich konnte das nicht überraschen. Ich ahnte schon, dass Biswick kommen würde, bevor er da war. Ich spürte es an diesem Morgen bis in meine Knochen. Eine Veränderung bahnte sich an und das gefiel mir überhaupt nicht. Kein bisschen.
    »Humph!«, grunzte ich. »Verwunderlich.« In

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